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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Futtergewächse.

1) Die Kartoffeln, und besonders die zur Einsaat geeigneten, stehen im
Frühjahre in einem weit höheren Werthe als im Herbste bei der Ernte; ihre
Erhaltung ist mit Arbeit und Risiko verbunden gewesen, immer ist wohl ein
Theil verdorben. Wir wollen nur ein Drittel mehr annehmen, oder daß der
Scheffel im Herbste 8 gr. im Frühjahre 12 gr. werth sey. Die Preiserhöhung
dieser 8 Scheffel beträgt 32 gr. Die 5 Schfl., welche ich bei der Ernte mehr
gewinne, betragen 40 gr.; also ist der Vortheil auf 8 gr. reduzirt.

2) Bei dem entfernteren Einlegen erspare ich Arbeit.

3) Die Bearbeitung, wenn sie ins Kreuz mit dem Pfluge geschehen kann,
erspart fast alle Handarbeit, welche um die Reihen zu reinigen, doch nöthig ist.

4) Diese Bearbeitung ist von ungleich größerer Wirksamkeitzur Reinigung,
Pulverung und Lüftung des Erdreichs, als wenn sie nur in einer Direktion
geschehen kann. Insbesondere werden die Quecken, die in den angehäuften
Reihen so leicht fortranken, dadurch völlig zerstört, und der Zweck der Brache
vollkommen erreicht; was mir bei dem Hackfruchtbau eine der ersten Rücksich-
ten ist. Von der Wirkung dieser von allen Seiten geschehenden Arbeit auf
die Kartoffeln selbst, sage ich nichts, da wir einen höheren Ertrag der einsei-
tig bearbeiteten einmal hypothetisch zugestanden haben.

5) Das Aufnehmen der in einzelnen Haufen zusammen gedrängten Kar-
toffeln ist ungleich bequemer, und geht weit schneller, als wenn sie fortlaufend
in einer Reihe liegen. Meine Arbeiter nehmen jene lieber um den 14ten Schfl.
als diese um den 10ten Schfl. auf; denn eine Person bringt bei jenen 18 Schfl.
bei diesen schwerlich 10 Schfl. täglich heraus, wenn sie gleich emsig arbeitet.
Dies schnelle Fördern ist aber bei der Ernte von höchster Wichtigkeit.

Dies sind die Gründe, warum ich die Legung der Kartoffeln in gleich-
seitigen zureichenden Entfernungen bestimmt vorziehe. Wenn ich auch zugebe,
daß ich, um eine bestimmte Quantität Kartoffeln zu ernten, etwas mehr an
Acker gebrauche, so ist mir doch die Ersparung an Arbeit und die gründliche
Bearbeitung meines Ackers weit wichtiger. Bei denen, die mit ihrem zum
Kartoffelbau zu verwendenden Acker sparsam seyn müssen, mag das dichtere
Legen gerathener seyn.


Futtergewaͤchſe.

1) Die Kartoffeln, und beſonders die zur Einſaat geeigneten, ſtehen im
Fruͤhjahre in einem weit hoͤheren Werthe als im Herbſte bei der Ernte; ihre
Erhaltung iſt mit Arbeit und Riſiko verbunden geweſen, immer iſt wohl ein
Theil verdorben. Wir wollen nur ein Drittel mehr annehmen, oder daß der
Scheffel im Herbſte 8 gr. im Fruͤhjahre 12 gr. werth ſey. Die Preiserhoͤhung
dieſer 8 Scheffel betraͤgt 32 gr. Die 5 Schfl., welche ich bei der Ernte mehr
gewinne, betragen 40 gr.; alſo iſt der Vortheil auf 8 gr. reduzirt.

2) Bei dem entfernteren Einlegen erſpare ich Arbeit.

3) Die Bearbeitung, wenn ſie ins Kreuz mit dem Pfluge geſchehen kann,
erſpart faſt alle Handarbeit, welche um die Reihen zu reinigen, doch noͤthig iſt.

4) Dieſe Bearbeitung iſt von ungleich groͤßerer Wirkſamkeitzur Reinigung,
Pulverung und Luͤftung des Erdreichs, als wenn ſie nur in einer Direktion
geſchehen kann. Insbeſondere werden die Quecken, die in den angehaͤuften
Reihen ſo leicht fortranken, dadurch voͤllig zerſtoͤrt, und der Zweck der Brache
vollkommen erreicht; was mir bei dem Hackfruchtbau eine der erſten Ruͤckſich-
ten iſt. Von der Wirkung dieſer von allen Seiten geſchehenden Arbeit auf
die Kartoffeln ſelbſt, ſage ich nichts, da wir einen hoͤheren Ertrag der einſei-
tig bearbeiteten einmal hypothetiſch zugeſtanden haben.

5) Das Aufnehmen der in einzelnen Haufen zuſammen gedraͤngten Kar-
toffeln iſt ungleich bequemer, und geht weit ſchneller, als wenn ſie fortlaufend
in einer Reihe liegen. Meine Arbeiter nehmen jene lieber um den 14ten Schfl.
als dieſe um den 10ten Schfl. auf; denn eine Perſon bringt bei jenen 18 Schfl.
bei dieſen ſchwerlich 10 Schfl. taͤglich heraus, wenn ſie gleich emſig arbeitet.
Dies ſchnelle Foͤrdern iſt aber bei der Ernte von hoͤchſter Wichtigkeit.

Dies ſind die Gruͤnde, warum ich die Legung der Kartoffeln in gleich-
ſeitigen zureichenden Entfernungen beſtimmt vorziehe. Wenn ich auch zugebe,
daß ich, um eine beſtimmte Quantitaͤt Kartoffeln zu ernten, etwas mehr an
Acker gebrauche, ſo iſt mir doch die Erſparung an Arbeit und die gruͤndliche
Bearbeitung meines Ackers weit wichtiger. Bei denen, die mit ihrem zum
Kartoffelbau zu verwendenden Acker ſparſam ſeyn muͤſſen, mag das dichtere
Legen gerathener ſeyn.


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[214/0238] Futtergewaͤchſe. 1) Die Kartoffeln, und beſonders die zur Einſaat geeigneten, ſtehen im Fruͤhjahre in einem weit hoͤheren Werthe als im Herbſte bei der Ernte; ihre Erhaltung iſt mit Arbeit und Riſiko verbunden geweſen, immer iſt wohl ein Theil verdorben. Wir wollen nur ein Drittel mehr annehmen, oder daß der Scheffel im Herbſte 8 gr. im Fruͤhjahre 12 gr. werth ſey. Die Preiserhoͤhung dieſer 8 Scheffel betraͤgt 32 gr. Die 5 Schfl., welche ich bei der Ernte mehr gewinne, betragen 40 gr.; alſo iſt der Vortheil auf 8 gr. reduzirt. 2) Bei dem entfernteren Einlegen erſpare ich Arbeit. 3) Die Bearbeitung, wenn ſie ins Kreuz mit dem Pfluge geſchehen kann, erſpart faſt alle Handarbeit, welche um die Reihen zu reinigen, doch noͤthig iſt. 4) Dieſe Bearbeitung iſt von ungleich groͤßerer Wirkſamkeitzur Reinigung, Pulverung und Luͤftung des Erdreichs, als wenn ſie nur in einer Direktion geſchehen kann. Insbeſondere werden die Quecken, die in den angehaͤuften Reihen ſo leicht fortranken, dadurch voͤllig zerſtoͤrt, und der Zweck der Brache vollkommen erreicht; was mir bei dem Hackfruchtbau eine der erſten Ruͤckſich- ten iſt. Von der Wirkung dieſer von allen Seiten geſchehenden Arbeit auf die Kartoffeln ſelbſt, ſage ich nichts, da wir einen hoͤheren Ertrag der einſei- tig bearbeiteten einmal hypothetiſch zugeſtanden haben. 5) Das Aufnehmen der in einzelnen Haufen zuſammen gedraͤngten Kar- toffeln iſt ungleich bequemer, und geht weit ſchneller, als wenn ſie fortlaufend in einer Reihe liegen. Meine Arbeiter nehmen jene lieber um den 14ten Schfl. als dieſe um den 10ten Schfl. auf; denn eine Perſon bringt bei jenen 18 Schfl. bei dieſen ſchwerlich 10 Schfl. taͤglich heraus, wenn ſie gleich emſig arbeitet. Dies ſchnelle Foͤrdern iſt aber bei der Ernte von hoͤchſter Wichtigkeit. Dies ſind die Gruͤnde, warum ich die Legung der Kartoffeln in gleich- ſeitigen zureichenden Entfernungen beſtimmt vorziehe. Wenn ich auch zugebe, daß ich, um eine beſtimmte Quantitaͤt Kartoffeln zu ernten, etwas mehr an Acker gebrauche, ſo iſt mir doch die Erſparung an Arbeit und die gruͤndliche Bearbeitung meines Ackers weit wichtiger. Bei denen, die mit ihrem zum Kartoffelbau zu verwendenden Acker ſparſam ſeyn muͤſſen, mag das dichtere Legen gerathener ſeyn.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/238>, abgerufen am 25.04.2024.