Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Kohlrüben.
häuftes Maaß vom Morgen erhalten, also wenigstens 24000 Pfd. ohne Kraut.
Ich habe aber auch mehrere Male großen Mißwachs davon gehabt, durch den
Erdfloh, durch die Kohlraupe und nachher durch die Rockenraupe, welche diesem
Gewächse vorzüglich nachgehet, und im Jahre 1810 durch die Dürre des Nach-
sommers. Letztere traf alle Gewächse dieser Art; aber die Insekten sind es,
welche den Bau dieser Wurzel mißlicher machen, wie den der Kartoffeln und
der Runkelrüben.

§. 312.

In Ansehung ihrer nährenden Theile verhält sich die Rotabaga nach denNahrungs-
kraft.

Einhofschen Untersuchungen zur Runkelrübe wie 15 zu 12; und hiermit stimmt
die Erfahrung bei der Mastung überein. Gegen die Kartoffeln verhielten sie sich
wie 15 zu 25.

Sie werden von allem Vieh sehr gern gefressen, und wirken stark auf den
Milchansatz. Sie geben der Milch, wenn sie nicht angefault sind, durchaus kei-
nen unangenehmen Beischmack.

Aus diesen Gründen ist ihr Anbau sehr zu empfehlen, jedoch so, daß man
sich nicht allein darauf verlasse, wegen der Unfälle, die sie betreffen können.

§. 113.

Ein damit nahe verwandtes, aber zum Küchengebrauche mehr als zur Vieh-Kohlrabi.
fütterung bisher benutztes Gewächs, ist der Kohlrabi, Brassica oleracea
gongylodes,
wovon die Gärtner mehrere Varietäten erzielen. Einige rühmen
den Anbau im Großen zur Viehfütterung deshalb, weil das Aufnehmen und
Reinigen zum Wintergebrauch so vorzüglich leicht sey, indem dieses Gewächs
seine Knolle ganz über der Erde ansetzt. Eine Abart davon habe ich unter dem
Namen Strengkraut gesehen, welches mehr cylindrische Knollen machte und
oben zum Theil einen kleinen Kohlkopf trug, und ohne Zweifel aus einer Ver-
mischung des Kopfkohls und Kohlrabis entstanden war.

In Ansehung des Anbaues ist es von den Steckrüben nicht verschieden, er-
fordert aber einen strengen und reichlich gedüngten, besonders gut behändelten
Boden; so wie er zum Kohl geeignet ist.


Die Kohlruͤben.
haͤuftes Maaß vom Morgen erhalten, alſo wenigſtens 24000 Pfd. ohne Kraut.
Ich habe aber auch mehrere Male großen Mißwachs davon gehabt, durch den
Erdfloh, durch die Kohlraupe und nachher durch die Rockenraupe, welche dieſem
Gewaͤchſe vorzuͤglich nachgehet, und im Jahre 1810 durch die Duͤrre des Nach-
ſommers. Letztere traf alle Gewaͤchſe dieſer Art; aber die Inſekten ſind es,
welche den Bau dieſer Wurzel mißlicher machen, wie den der Kartoffeln und
der Runkelruͤben.

§. 312.

In Anſehung ihrer naͤhrenden Theile verhaͤlt ſich die Rotabaga nach denNahrungs-
kraft.

Einhofſchen Unterſuchungen zur Runkelruͤbe wie 15 zu 12; und hiermit ſtimmt
die Erfahrung bei der Maſtung uͤberein. Gegen die Kartoffeln verhielten ſie ſich
wie 15 zu 25.

Sie werden von allem Vieh ſehr gern gefreſſen, und wirken ſtark auf den
Milchanſatz. Sie geben der Milch, wenn ſie nicht angefault ſind, durchaus kei-
nen unangenehmen Beiſchmack.

Aus dieſen Gruͤnden iſt ihr Anbau ſehr zu empfehlen, jedoch ſo, daß man
ſich nicht allein darauf verlaſſe, wegen der Unfaͤlle, die ſie betreffen koͤnnen.

§. 113.

Ein damit nahe verwandtes, aber zum Kuͤchengebrauche mehr als zur Vieh-Kohlrabi.
fuͤtterung bisher benutztes Gewaͤchs, iſt der Kohlrabi, Brassica oleracea
gongylodes,
wovon die Gaͤrtner mehrere Varietaͤten erzielen. Einige ruͤhmen
den Anbau im Großen zur Viehfuͤtterung deshalb, weil das Aufnehmen und
Reinigen zum Wintergebrauch ſo vorzuͤglich leicht ſey, indem dieſes Gewaͤchs
ſeine Knolle ganz uͤber der Erde anſetzt. Eine Abart davon habe ich unter dem
Namen Strengkraut geſehen, welches mehr cylindriſche Knollen machte und
oben zum Theil einen kleinen Kohlkopf trug, und ohne Zweifel aus einer Ver-
miſchung des Kopfkohls und Kohlrabis entſtanden war.

In Anſehung des Anbaues iſt es von den Steckruͤben nicht verſchieden, er-
fordert aber einen ſtrengen und reichlich geduͤngten, beſonders gut behaͤndelten
Boden; ſo wie er zum Kohl geeignet iſt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0263" n="239"/><fw place="top" type="header">Die Kohlru&#x0364;ben.</fw><lb/>
ha&#x0364;uftes Maaß vom Morgen erhalten, al&#x017F;o wenig&#x017F;tens 24000 Pfd. ohne Kraut.<lb/>
Ich habe aber auch mehrere Male großen Mißwachs davon gehabt, durch den<lb/>
Erdfloh, durch die Kohlraupe und nachher durch die Rockenraupe, welche die&#x017F;em<lb/>
Gewa&#x0364;ch&#x017F;e vorzu&#x0364;glich nachgehet, und im Jahre 1810 durch die Du&#x0364;rre des Nach-<lb/>
&#x017F;ommers. Letztere traf alle Gewa&#x0364;ch&#x017F;e die&#x017F;er Art; aber die In&#x017F;ekten &#x017F;ind es,<lb/>
welche den Bau die&#x017F;er Wurzel mißlicher machen, wie den der Kartoffeln und<lb/>
der Runkelru&#x0364;ben.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 312.</head><lb/>
              <p>In An&#x017F;ehung ihrer na&#x0364;hrenden Theile verha&#x0364;lt &#x017F;ich die Rotabaga nach den<note place="right">Nahrungs-<lb/>
kraft.</note><lb/>
Einhof&#x017F;chen Unter&#x017F;uchungen zur Runkelru&#x0364;be wie 15 zu 12; und hiermit &#x017F;timmt<lb/>
die Erfahrung bei der Ma&#x017F;tung u&#x0364;berein. Gegen die Kartoffeln verhielten &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
wie 15 zu 25.</p><lb/>
              <p>Sie werden von allem Vieh &#x017F;ehr gern gefre&#x017F;&#x017F;en, und wirken &#x017F;tark auf den<lb/>
Milchan&#x017F;atz. Sie geben der Milch, wenn &#x017F;ie nicht angefault &#x017F;ind, durchaus kei-<lb/>
nen unangenehmen Bei&#x017F;chmack.</p><lb/>
              <p>Aus die&#x017F;en Gru&#x0364;nden i&#x017F;t ihr Anbau &#x017F;ehr zu empfehlen, jedoch &#x017F;o, daß man<lb/>
&#x017F;ich nicht allein darauf verla&#x017F;&#x017F;e, wegen der Unfa&#x0364;lle, die &#x017F;ie betreffen ko&#x0364;nnen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 113.</head><lb/>
              <p>Ein damit nahe verwandtes, aber zum Ku&#x0364;chengebrauche mehr als zur Vieh-<note place="right">Kohlrabi.</note><lb/>
fu&#x0364;tterung bisher benutztes Gewa&#x0364;chs, i&#x017F;t der <hi rendition="#g">Kohlrabi</hi>, <hi rendition="#aq">Brassica oleracea<lb/>
gongylodes,</hi> wovon die Ga&#x0364;rtner mehrere Varieta&#x0364;ten erzielen. Einige ru&#x0364;hmen<lb/>
den Anbau im Großen zur Viehfu&#x0364;tterung deshalb, weil das Aufnehmen und<lb/>
Reinigen zum Wintergebrauch &#x017F;o vorzu&#x0364;glich leicht &#x017F;ey, indem die&#x017F;es Gewa&#x0364;chs<lb/>
&#x017F;eine Knolle ganz u&#x0364;ber der Erde an&#x017F;etzt. Eine Abart davon habe ich unter dem<lb/>
Namen <hi rendition="#g">Strengkraut</hi> ge&#x017F;ehen, welches mehr cylindri&#x017F;che Knollen machte und<lb/>
oben zum Theil einen kleinen Kohlkopf trug, und ohne Zweifel aus einer Ver-<lb/>
mi&#x017F;chung des Kopfkohls und Kohlrabis ent&#x017F;tanden war.</p><lb/>
              <p>In An&#x017F;ehung des Anbaues i&#x017F;t es von den Steckru&#x0364;ben nicht ver&#x017F;chieden, er-<lb/>
fordert aber einen &#x017F;trengen und reichlich gedu&#x0364;ngten, be&#x017F;onders gut beha&#x0364;ndelten<lb/>
Boden; &#x017F;o wie er zum Kohl geeignet i&#x017F;t.</p>
            </div>
          </div><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0263] Die Kohlruͤben. haͤuftes Maaß vom Morgen erhalten, alſo wenigſtens 24000 Pfd. ohne Kraut. Ich habe aber auch mehrere Male großen Mißwachs davon gehabt, durch den Erdfloh, durch die Kohlraupe und nachher durch die Rockenraupe, welche dieſem Gewaͤchſe vorzuͤglich nachgehet, und im Jahre 1810 durch die Duͤrre des Nach- ſommers. Letztere traf alle Gewaͤchſe dieſer Art; aber die Inſekten ſind es, welche den Bau dieſer Wurzel mißlicher machen, wie den der Kartoffeln und der Runkelruͤben. §. 312. In Anſehung ihrer naͤhrenden Theile verhaͤlt ſich die Rotabaga nach den Einhofſchen Unterſuchungen zur Runkelruͤbe wie 15 zu 12; und hiermit ſtimmt die Erfahrung bei der Maſtung uͤberein. Gegen die Kartoffeln verhielten ſie ſich wie 15 zu 25. Nahrungs- kraft. Sie werden von allem Vieh ſehr gern gefreſſen, und wirken ſtark auf den Milchanſatz. Sie geben der Milch, wenn ſie nicht angefault ſind, durchaus kei- nen unangenehmen Beiſchmack. Aus dieſen Gruͤnden iſt ihr Anbau ſehr zu empfehlen, jedoch ſo, daß man ſich nicht allein darauf verlaſſe, wegen der Unfaͤlle, die ſie betreffen koͤnnen. §. 113. Ein damit nahe verwandtes, aber zum Kuͤchengebrauche mehr als zur Vieh- fuͤtterung bisher benutztes Gewaͤchs, iſt der Kohlrabi, Brassica oleracea gongylodes, wovon die Gaͤrtner mehrere Varietaͤten erzielen. Einige ruͤhmen den Anbau im Großen zur Viehfuͤtterung deshalb, weil das Aufnehmen und Reinigen zum Wintergebrauch ſo vorzuͤglich leicht ſey, indem dieſes Gewaͤchs ſeine Knolle ganz uͤber der Erde anſetzt. Eine Abart davon habe ich unter dem Namen Strengkraut geſehen, welches mehr cylindriſche Knollen machte und oben zum Theil einen kleinen Kohlkopf trug, und ohne Zweifel aus einer Ver- miſchung des Kopfkohls und Kohlrabis entſtanden war. Kohlrabi. In Anſehung des Anbaues iſt es von den Steckruͤben nicht verſchieden, er- fordert aber einen ſtrengen und reichlich geduͤngten, beſonders gut behaͤndelten Boden; ſo wie er zum Kohl geeignet iſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/263
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/263>, abgerufen am 16.04.2024.