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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der rothe Klee.
ihn in frischerem Dünger säen, und besonders durch tiefe Beackerung das
tiefere Eindringen seiner Wurzeln befördern, damit er bei Austrocknung der
Oberfläche nicht vedorre.

Daher ist der Kleebau in einigen Gegenden etwas sehr leichtes, und man
kann ihn in der Feldrotation jedem beliebigen Platz geben. Man hat solche
Flecke, aber sie sind in ganz Deutschland selten, wo der Klee alle drei Jahre
die Stelle der Brache einnehmen kann und den Acker rein und locker erhält.
In den meisten Lokalitäten verlangt er einen ausgewählten und wohlbereite-
ten Platz, und dennoch verdient er es seiner hohen Nutzbarkeit wegen, daß
man ihm solchen gebe.

§. 344.

Der Kleebau war lange bekannt und verbreitet, aber nur auf einzelne Kop-Platz im Feld-
bau.

peln oder Gärten beschränkt, wie durch Gugenmus, Schubart von Klee-
feld
u. m. a. seine allgemeine Verbreitung durch das ganze Ackerfeld und
seine Verbindung mit dem Getreide gelehrt wurde. Von dieser Zeit an ward
der Kleebau als die Hauptstütze der ganzen Wirthschaft, als der Angel, worauf
sich diese bewegen müsse betrachtet, und von vielen angewandt. Aber mit ver-
schiedenem Erfolge, nach jener Verschiedenheit ihres Bodens, und vielleicht ihres
Klimas! Die meisten mußten sich darauf beschränken, nur nach längeren Zwi-
schenräumen ihre Brache einmal damit zu benutzen, andre mußten ganz davon
zurückgehen, oder doch der Kleestoppel eine Brachbearbeitung geben, bevor sie
wieder Getreide einsäeten, weil der Boden unter dem Klee durch Unkraut ver-
wilderte und sich erhärtete. Das System des Fruchtwechsels hat ihm endlich
denjenigen Platz angewiesen, wo er auch auf minder günstigem Boden -- falls
die Witterung ihm nicht auf eine seltene Weise verderblich ist -- sicher geräth,
einen lohnenden Ertrag giebt, und den Acker für die folgenden Früchte im gün-
stigsten Zustande erhält. Der Acker ist hier durch die Bearbeitung, Reinigung
und Vertiefung, welche er in dem Jahre vor der Kleeaussaat erhalten hatte, so
vorbereitet, daß der Klee den Boden dicht belegen, und sich bestauden kann,
ohne von andern Pflanzen verdrängt zu werden. So, aber nicht anders, ist er
vermögend, den Boden der folgenden Frucht so rein und so mürbe zu überliefern,
wie er ihn empfangen hatte.


Der rothe Klee.
ihn in friſcherem Duͤnger ſaͤen, und beſonders durch tiefe Beackerung das
tiefere Eindringen ſeiner Wurzeln befoͤrdern, damit er bei Austrocknung der
Oberflaͤche nicht vedorre.

Daher iſt der Kleebau in einigen Gegenden etwas ſehr leichtes, und man
kann ihn in der Feldrotation jedem beliebigen Platz geben. Man hat ſolche
Flecke, aber ſie ſind in ganz Deutſchland ſelten, wo der Klee alle drei Jahre
die Stelle der Brache einnehmen kann und den Acker rein und locker erhaͤlt.
In den meiſten Lokalitaͤten verlangt er einen ausgewaͤhlten und wohlbereite-
ten Platz, und dennoch verdient er es ſeiner hohen Nutzbarkeit wegen, daß
man ihm ſolchen gebe.

§. 344.

Der Kleebau war lange bekannt und verbreitet, aber nur auf einzelne Kop-Platz im Feld-
bau.

peln oder Gaͤrten beſchraͤnkt, wie durch Gugenmus, Schubart von Klee-
feld
u. m. a. ſeine allgemeine Verbreitung durch das ganze Ackerfeld und
ſeine Verbindung mit dem Getreide gelehrt wurde. Von dieſer Zeit an ward
der Kleebau als die Hauptſtuͤtze der ganzen Wirthſchaft, als der Angel, worauf
ſich dieſe bewegen muͤſſe betrachtet, und von vielen angewandt. Aber mit ver-
ſchiedenem Erfolge, nach jener Verſchiedenheit ihres Bodens, und vielleicht ihres
Klimas! Die meiſten mußten ſich darauf beſchraͤnken, nur nach laͤngeren Zwi-
ſchenraͤumen ihre Brache einmal damit zu benutzen, andre mußten ganz davon
zuruͤckgehen, oder doch der Kleeſtoppel eine Brachbearbeitung geben, bevor ſie
wieder Getreide einſaͤeten, weil der Boden unter dem Klee durch Unkraut ver-
wilderte und ſich erhaͤrtete. Das Syſtem des Fruchtwechſels hat ihm endlich
denjenigen Platz angewieſen, wo er auch auf minder guͤnſtigem Boden — falls
die Witterung ihm nicht auf eine ſeltene Weiſe verderblich iſt — ſicher geraͤth,
einen lohnenden Ertrag giebt, und den Acker fuͤr die folgenden Fruͤchte im guͤn-
ſtigſten Zuſtande erhaͤlt. Der Acker iſt hier durch die Bearbeitung, Reinigung
und Vertiefung, welche er in dem Jahre vor der Kleeausſaat erhalten hatte, ſo
vorbereitet, daß der Klee den Boden dicht belegen, und ſich beſtauden kann,
ohne von andern Pflanzen verdraͤngt zu werden. So, aber nicht anders, iſt er
vermoͤgend, den Boden der folgenden Frucht ſo rein und ſo muͤrbe zu uͤberliefern,
wie er ihn empfangen hatte.


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[255/0279] Der rothe Klee. ihn in friſcherem Duͤnger ſaͤen, und beſonders durch tiefe Beackerung das tiefere Eindringen ſeiner Wurzeln befoͤrdern, damit er bei Austrocknung der Oberflaͤche nicht vedorre. Daher iſt der Kleebau in einigen Gegenden etwas ſehr leichtes, und man kann ihn in der Feldrotation jedem beliebigen Platz geben. Man hat ſolche Flecke, aber ſie ſind in ganz Deutſchland ſelten, wo der Klee alle drei Jahre die Stelle der Brache einnehmen kann und den Acker rein und locker erhaͤlt. In den meiſten Lokalitaͤten verlangt er einen ausgewaͤhlten und wohlbereite- ten Platz, und dennoch verdient er es ſeiner hohen Nutzbarkeit wegen, daß man ihm ſolchen gebe. §. 344. Der Kleebau war lange bekannt und verbreitet, aber nur auf einzelne Kop- peln oder Gaͤrten beſchraͤnkt, wie durch Gugenmus, Schubart von Klee- feld u. m. a. ſeine allgemeine Verbreitung durch das ganze Ackerfeld und ſeine Verbindung mit dem Getreide gelehrt wurde. Von dieſer Zeit an ward der Kleebau als die Hauptſtuͤtze der ganzen Wirthſchaft, als der Angel, worauf ſich dieſe bewegen muͤſſe betrachtet, und von vielen angewandt. Aber mit ver- ſchiedenem Erfolge, nach jener Verſchiedenheit ihres Bodens, und vielleicht ihres Klimas! Die meiſten mußten ſich darauf beſchraͤnken, nur nach laͤngeren Zwi- ſchenraͤumen ihre Brache einmal damit zu benutzen, andre mußten ganz davon zuruͤckgehen, oder doch der Kleeſtoppel eine Brachbearbeitung geben, bevor ſie wieder Getreide einſaͤeten, weil der Boden unter dem Klee durch Unkraut ver- wilderte und ſich erhaͤrtete. Das Syſtem des Fruchtwechſels hat ihm endlich denjenigen Platz angewieſen, wo er auch auf minder guͤnſtigem Boden — falls die Witterung ihm nicht auf eine ſeltene Weiſe verderblich iſt — ſicher geraͤth, einen lohnenden Ertrag giebt, und den Acker fuͤr die folgenden Fruͤchte im guͤn- ſtigſten Zuſtande erhaͤlt. Der Acker iſt hier durch die Bearbeitung, Reinigung und Vertiefung, welche er in dem Jahre vor der Kleeausſaat erhalten hatte, ſo vorbereitet, daß der Klee den Boden dicht belegen, und ſich beſtauden kann, ohne von andern Pflanzen verdraͤngt zu werden. So, aber nicht anders, iſt er vermoͤgend, den Boden der folgenden Frucht ſo rein und ſo muͤrbe zu uͤberliefern, wie er ihn empfangen hatte. Platz im Feld- bau.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/279>, abgerufen am 29.03.2024.