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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Der rothe Klee.
§. 346.

Der Klee kann vom ersten Frühjahr -- oder selbst, wenn der SaamenAussaat.
schlafend bleibt, im Winter -- bis zu Anfange des Augusts gesäet werden.
Spätere, aber im Herbst noch laufende, Saat ist mehrentheils verunglückt. Es
kommt bei der Saat vornehmlich auf ein glückliches Treffen der Witterung an,
daß der Saame nicht nur keime, sondern auch das junge Pflänzchen nicht wie-
der bis zum Abspringen verdorre, und nicht vom Erdfloh zerstört werde. Des-
halb ist die ganz frühe Aussaat unter Winterung, auf ebnem, dem Abspülen
nicht unterworfenen Boden, sogar auf dem Schnee -- mit dessen Wasser sich
dann der Saamen in die Erde zieht -- oder unter früh gesäete große Gerste
am sichersten, weil ihr die Winterfeuchtigkeit noch zu statten kommt. Hat der
Boden nur noch wenig Feuchtigkeit, die etwa zureicht, den Saamen zum Laufen
zu bringen, aber bei eintretender trockner Frühjahrswitterung so sehr verdunstet,
daß die Pflanzen nicht erstarken können, so ist es am gefährlichsten für den
Klee; und sicherer ist es ihn auf eine ganz trockne Oberfläche auszusäen, wo der
Saamen ungekeimt liegt bis feuchte Witterung eintritt.

Es kommt aber wie in allen Stücken so auch bei der Aussaat des Klees
darauf an, ob ihm der Boden mehr oder weniger günstig ist. Im ersteren
Falle kann man den Saamen ausstreuen, wann und wie man will, er wächst
immer. Im zweiten Falle muß man weit sorgfältiger verfahren, und darf sich
von der Meinung einiger glücklichen Kleebauer, als komme es darauf gar nicht
an, nicht verleiten lassen. Es kann auch seyn, daß eine sehr glücklich treffende
Witterung einmal eine höchst leichtsinnige Aussaat begünstigt; sie wird aber
ein andres Mal um so mehr bestraft werden.

Der Kleesaamen erträgt keine starke Bedeckung von Erde, er will aber
doch in feste Berührung mit lockerer Erdkrume gebracht und erhalten seyn.
Das Eineggen in lockere Erde bringt ihn zum Theil zu tief unter und erstickt
ihn. Aber man muß ihn unmittelbar nach dem Eggen säen. Wenn die Frucht,
worunter er gesäet werden soll -- besonders das Wintergetreide -- schon her-
angewachsen ist, so muß man dennoch vor der Kleesaat eggen, und zwar so, daß
die Borke völlig gebrochen, auch die Risse, die der Boden bekommen hat, zu-

Vierter Theil. K k
Der rothe Klee.
§. 346.

Der Klee kann vom erſten Fruͤhjahr — oder ſelbſt, wenn der SaamenAusſaat.
ſchlafend bleibt, im Winter — bis zu Anfange des Auguſts geſaͤet werden.
Spaͤtere, aber im Herbſt noch laufende, Saat iſt mehrentheils verungluͤckt. Es
kommt bei der Saat vornehmlich auf ein gluͤckliches Treffen der Witterung an,
daß der Saame nicht nur keime, ſondern auch das junge Pflaͤnzchen nicht wie-
der bis zum Abſpringen verdorre, und nicht vom Erdfloh zerſtoͤrt werde. Des-
halb iſt die ganz fruͤhe Ausſaat unter Winterung, auf ebnem, dem Abſpuͤlen
nicht unterworfenen Boden, ſogar auf dem Schnee — mit deſſen Waſſer ſich
dann der Saamen in die Erde zieht — oder unter fruͤh geſaͤete große Gerſte
am ſicherſten, weil ihr die Winterfeuchtigkeit noch zu ſtatten kommt. Hat der
Boden nur noch wenig Feuchtigkeit, die etwa zureicht, den Saamen zum Laufen
zu bringen, aber bei eintretender trockner Fruͤhjahrswitterung ſo ſehr verdunſtet,
daß die Pflanzen nicht erſtarken koͤnnen, ſo iſt es am gefaͤhrlichſten fuͤr den
Klee; und ſicherer iſt es ihn auf eine ganz trockne Oberflaͤche auszuſaͤen, wo der
Saamen ungekeimt liegt bis feuchte Witterung eintritt.

Es kommt aber wie in allen Stuͤcken ſo auch bei der Ausſaat des Klees
darauf an, ob ihm der Boden mehr oder weniger guͤnſtig iſt. Im erſteren
Falle kann man den Saamen ausſtreuen, wann und wie man will, er waͤchſt
immer. Im zweiten Falle muß man weit ſorgfaͤltiger verfahren, und darf ſich
von der Meinung einiger gluͤcklichen Kleebauer, als komme es darauf gar nicht
an, nicht verleiten laſſen. Es kann auch ſeyn, daß eine ſehr gluͤcklich treffende
Witterung einmal eine hoͤchſt leichtſinnige Ausſaat beguͤnſtigt; ſie wird aber
ein andres Mal um ſo mehr beſtraft werden.

Der Kleeſaamen ertraͤgt keine ſtarke Bedeckung von Erde, er will aber
doch in feſte Beruͤhrung mit lockerer Erdkrume gebracht und erhalten ſeyn.
Das Eineggen in lockere Erde bringt ihn zum Theil zu tief unter und erſtickt
ihn. Aber man muß ihn unmittelbar nach dem Eggen ſaͤen. Wenn die Frucht,
worunter er geſaͤet werden ſoll — beſonders das Wintergetreide — ſchon her-
angewachſen iſt, ſo muß man dennoch vor der Kleeſaat eggen, und zwar ſo, daß
die Borke voͤllig gebrochen, auch die Riſſe, die der Boden bekommen hat, zu-

Vierter Theil. K k
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[257/0281] Der rothe Klee. §. 346. Der Klee kann vom erſten Fruͤhjahr — oder ſelbſt, wenn der Saamen ſchlafend bleibt, im Winter — bis zu Anfange des Auguſts geſaͤet werden. Spaͤtere, aber im Herbſt noch laufende, Saat iſt mehrentheils verungluͤckt. Es kommt bei der Saat vornehmlich auf ein gluͤckliches Treffen der Witterung an, daß der Saame nicht nur keime, ſondern auch das junge Pflaͤnzchen nicht wie- der bis zum Abſpringen verdorre, und nicht vom Erdfloh zerſtoͤrt werde. Des- halb iſt die ganz fruͤhe Ausſaat unter Winterung, auf ebnem, dem Abſpuͤlen nicht unterworfenen Boden, ſogar auf dem Schnee — mit deſſen Waſſer ſich dann der Saamen in die Erde zieht — oder unter fruͤh geſaͤete große Gerſte am ſicherſten, weil ihr die Winterfeuchtigkeit noch zu ſtatten kommt. Hat der Boden nur noch wenig Feuchtigkeit, die etwa zureicht, den Saamen zum Laufen zu bringen, aber bei eintretender trockner Fruͤhjahrswitterung ſo ſehr verdunſtet, daß die Pflanzen nicht erſtarken koͤnnen, ſo iſt es am gefaͤhrlichſten fuͤr den Klee; und ſicherer iſt es ihn auf eine ganz trockne Oberflaͤche auszuſaͤen, wo der Saamen ungekeimt liegt bis feuchte Witterung eintritt. Ausſaat. Es kommt aber wie in allen Stuͤcken ſo auch bei der Ausſaat des Klees darauf an, ob ihm der Boden mehr oder weniger guͤnſtig iſt. Im erſteren Falle kann man den Saamen ausſtreuen, wann und wie man will, er waͤchſt immer. Im zweiten Falle muß man weit ſorgfaͤltiger verfahren, und darf ſich von der Meinung einiger gluͤcklichen Kleebauer, als komme es darauf gar nicht an, nicht verleiten laſſen. Es kann auch ſeyn, daß eine ſehr gluͤcklich treffende Witterung einmal eine hoͤchſt leichtſinnige Ausſaat beguͤnſtigt; ſie wird aber ein andres Mal um ſo mehr beſtraft werden. Der Kleeſaamen ertraͤgt keine ſtarke Bedeckung von Erde, er will aber doch in feſte Beruͤhrung mit lockerer Erdkrume gebracht und erhalten ſeyn. Das Eineggen in lockere Erde bringt ihn zum Theil zu tief unter und erſtickt ihn. Aber man muß ihn unmittelbar nach dem Eggen ſaͤen. Wenn die Frucht, worunter er geſaͤet werden ſoll — beſonders das Wintergetreide — ſchon her- angewachſen iſt, ſo muß man dennoch vor der Kleeſaat eggen, und zwar ſo, daß die Borke voͤllig gebrochen, auch die Riſſe, die der Boden bekommen hat, zu- Vierter Theil. K k

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/281>, abgerufen am 28.03.2024.