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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Futterkräuter.
spürt hat. Ueberdem erlauben es selten die Wirthschaftsverhältnisse, noch be-
sonderen Stallmist darauf zu verwenden. Will man den Klee noch etwas auf-
helfen, so streuet man zusammen geschaufelten Hofmist im Frühjahr darüber,
oder besprengt ihn mit Gülle. Vorzüglich bekommt ihm im Frühjahr eine
Düngung mit Torf- oder Seifensiederasche, oder ein mit Kalk bereiteter Kom-
post. Das gewöhnlichste Düngungsmittel ist aber der fein gepulverte Gyps,
welchen man mit großem Vortheil alsdann überstreuet, wenn der Klee zu wach-
sen beginnt. Vergl. Th. II. S. 263.

Eine dem Klee sehr wohlthätige und sich reichlich belohnende Operation,
ist das Aufeggen im Frühjahr, wenn der Klee eben zu wachsen anfängt. Je
dreister man damit verfährt, desto wohlthätiger wird es für den Klee seyn.

Der richtigste Zeitpunkt, den Klee zu mähen, ist, wenn sich das Feld von
den hervorkommenden Blütköpfen zu röthen anfängt. Mähet man ihn früher,
so erhält man zu wenig, weil der Klee in diesem Zeitpunkte seinen Hauptschuß
thut, und acht Tage hier einen Unterschied um die Hälfte im Ertrage machen
können. Mähet man ihn später, so erhält man noch mehr, aber er ist hart-
stenglicht, seine Substanz enthält mehr unauflöslichen Faserstoff, und der fol-
gende Wuchs wird schwächer. Nur wenn man sich des Klees zur grünen
Stallfütterung bedienen will, und diese hauptsächlich auf den Klee berechnet ist,
so muß man den Klee anbrechen, sobald er mähbar ist, weil dann der jung
gemähete Klee wieder herangewachsen ist, wenn man den ersten Schnitt nicht
länger stehen lassen darf; worüber bei der Lehre von der Stallfütterung
das Weitere.

§. 348.

Ein- und zwei-
jähriger Klee.
Man bestimmt den Klee zu ein- oder zweijährigem Gebrauche. Daß man
ihn länger liegen lasse, ist nur in dem Falle rathsam, wo man ihn zur Weide
benutzen will, weil im dritten Nutzungsjahre oder im vierten nach der Aussaat
der Klee sich sehr vermindert und den Gräsern Platz macht. Ob man ihn ein
oder zwei Jahre benutzen wolle, hängt theils von den Wirthschaftsverhältnis-
sen, theils von den Erfahrungen ab, die man auf jedem Boden von der meh-
reren oder minderen Ausdauer des Klees gemacht hat. Man hat nämlich die
Bemerkung gemacht, daß auf gewissen Aeckern, wo der Klee im ersten Jahre

Futterkraͤuter.
ſpuͤrt hat. Ueberdem erlauben es ſelten die Wirthſchaftsverhaͤltniſſe, noch be-
ſonderen Stallmiſt darauf zu verwenden. Will man den Klee noch etwas auf-
helfen, ſo ſtreuet man zuſammen geſchaufelten Hofmiſt im Fruͤhjahr daruͤber,
oder beſprengt ihn mit Guͤlle. Vorzuͤglich bekommt ihm im Fruͤhjahr eine
Duͤngung mit Torf- oder Seifenſiederaſche, oder ein mit Kalk bereiteter Kom-
poſt. Das gewoͤhnlichſte Duͤngungsmittel iſt aber der fein gepulverte Gyps,
welchen man mit großem Vortheil alsdann uͤberſtreuet, wenn der Klee zu wach-
ſen beginnt. Vergl. Th. II. S. 263.

Eine dem Klee ſehr wohlthaͤtige und ſich reichlich belohnende Operation,
iſt das Aufeggen im Fruͤhjahr, wenn der Klee eben zu wachſen anfaͤngt. Je
dreiſter man damit verfaͤhrt, deſto wohlthaͤtiger wird es fuͤr den Klee ſeyn.

Der richtigſte Zeitpunkt, den Klee zu maͤhen, iſt, wenn ſich das Feld von
den hervorkommenden Bluͤtkoͤpfen zu roͤthen anfaͤngt. Maͤhet man ihn fruͤher,
ſo erhaͤlt man zu wenig, weil der Klee in dieſem Zeitpunkte ſeinen Hauptſchuß
thut, und acht Tage hier einen Unterſchied um die Haͤlfte im Ertrage machen
koͤnnen. Maͤhet man ihn ſpaͤter, ſo erhaͤlt man noch mehr, aber er iſt hart-
ſtenglicht, ſeine Subſtanz enthaͤlt mehr unaufloͤslichen Faſerſtoff, und der fol-
gende Wuchs wird ſchwaͤcher. Nur wenn man ſich des Klees zur gruͤnen
Stallfuͤtterung bedienen will, und dieſe hauptſaͤchlich auf den Klee berechnet iſt,
ſo muß man den Klee anbrechen, ſobald er maͤhbar iſt, weil dann der jung
gemaͤhete Klee wieder herangewachſen iſt, wenn man den erſten Schnitt nicht
laͤnger ſtehen laſſen darf; woruͤber bei der Lehre von der Stallfuͤtterung
das Weitere.

§. 348.

Ein- und zwei-
jaͤhriger Klee.
Man beſtimmt den Klee zu ein- oder zweijaͤhrigem Gebrauche. Daß man
ihn laͤnger liegen laſſe, iſt nur in dem Falle rathſam, wo man ihn zur Weide
benutzen will, weil im dritten Nutzungsjahre oder im vierten nach der Ausſaat
der Klee ſich ſehr vermindert und den Graͤſern Platz macht. Ob man ihn ein
oder zwei Jahre benutzen wolle, haͤngt theils von den Wirthſchaftsverhaͤltniſ-
ſen, theils von den Erfahrungen ab, die man auf jedem Boden von der meh-
reren oder minderen Ausdauer des Klees gemacht hat. Man hat naͤmlich die
Bemerkung gemacht, daß auf gewiſſen Aeckern, wo der Klee im erſten Jahre

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[260/0284] Futterkraͤuter. ſpuͤrt hat. Ueberdem erlauben es ſelten die Wirthſchaftsverhaͤltniſſe, noch be- ſonderen Stallmiſt darauf zu verwenden. Will man den Klee noch etwas auf- helfen, ſo ſtreuet man zuſammen geſchaufelten Hofmiſt im Fruͤhjahr daruͤber, oder beſprengt ihn mit Guͤlle. Vorzuͤglich bekommt ihm im Fruͤhjahr eine Duͤngung mit Torf- oder Seifenſiederaſche, oder ein mit Kalk bereiteter Kom- poſt. Das gewoͤhnlichſte Duͤngungsmittel iſt aber der fein gepulverte Gyps, welchen man mit großem Vortheil alsdann uͤberſtreuet, wenn der Klee zu wach- ſen beginnt. Vergl. Th. II. S. 263. Eine dem Klee ſehr wohlthaͤtige und ſich reichlich belohnende Operation, iſt das Aufeggen im Fruͤhjahr, wenn der Klee eben zu wachſen anfaͤngt. Je dreiſter man damit verfaͤhrt, deſto wohlthaͤtiger wird es fuͤr den Klee ſeyn. Der richtigſte Zeitpunkt, den Klee zu maͤhen, iſt, wenn ſich das Feld von den hervorkommenden Bluͤtkoͤpfen zu roͤthen anfaͤngt. Maͤhet man ihn fruͤher, ſo erhaͤlt man zu wenig, weil der Klee in dieſem Zeitpunkte ſeinen Hauptſchuß thut, und acht Tage hier einen Unterſchied um die Haͤlfte im Ertrage machen koͤnnen. Maͤhet man ihn ſpaͤter, ſo erhaͤlt man noch mehr, aber er iſt hart- ſtenglicht, ſeine Subſtanz enthaͤlt mehr unaufloͤslichen Faſerſtoff, und der fol- gende Wuchs wird ſchwaͤcher. Nur wenn man ſich des Klees zur gruͤnen Stallfuͤtterung bedienen will, und dieſe hauptſaͤchlich auf den Klee berechnet iſt, ſo muß man den Klee anbrechen, ſobald er maͤhbar iſt, weil dann der jung gemaͤhete Klee wieder herangewachſen iſt, wenn man den erſten Schnitt nicht laͤnger ſtehen laſſen darf; woruͤber bei der Lehre von der Stallfuͤtterung das Weitere. §. 348. Man beſtimmt den Klee zu ein- oder zweijaͤhrigem Gebrauche. Daß man ihn laͤnger liegen laſſe, iſt nur in dem Falle rathſam, wo man ihn zur Weide benutzen will, weil im dritten Nutzungsjahre oder im vierten nach der Ausſaat der Klee ſich ſehr vermindert und den Graͤſern Platz macht. Ob man ihn ein oder zwei Jahre benutzen wolle, haͤngt theils von den Wirthſchaftsverhaͤltniſ- ſen, theils von den Erfahrungen ab, die man auf jedem Boden von der meh- reren oder minderen Ausdauer des Klees gemacht hat. Man hat naͤmlich die Bemerkung gemacht, daß auf gewiſſen Aeckern, wo der Klee im erſten Jahre Ein- und zwei- jaͤhriger Klee.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/284>, abgerufen am 24.04.2024.