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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Futterkräuter.
einen Theil davon anzusäen, und wenn man damit herumgekommen ist, jähr-
lich einen Theil wieder aufzureißen und nun einen andren Platz auf jedem
Schlage für die Luzerne zu wählen. Dies wird insbesondere da geschehen
müssen, wo nicht der ganze Acker für die Luzerne tauglich ist. In manchen
Fällen behilft man sich ohne Regularität mit einzelnen aus der Rotation her-
ausgenommenen Stücken.

§. 374.

Aufnehmen
des Saamens.
Den Saamen nimmt man nicht von jüngerer Luzerne, auch nicht von sol-
cher, die man mehrere Male mähen will, und die noch lange ausdauern soll,
denn die Pflanzen werden von der Saamenreifung sehr angegriffen. Indessen
habe ich doch gesehen, daß man es ihnen durch gute Düngung völlig ersetzen
könne. In der Regel nimmt man den Saamen von dem Felde, welches nun
umgebrochen werden soll, mähet einen Schnitt jung ab, und läßt dann den
zweiten zur Reife kommen.

Der Saamen ist leichter abzudreschen wie der vom Klee, giebt aber nicht
so reichlich, und ist deshalb wenigstens um ein Drittel theurer.

§. 375.

Aufbruch des
Luzernefeldes.
Der Umbruch eines alten Luzernefeldes scheint mir nicht ohne Schwierig-
keit. Ich habe es dreimal tief mit schmalen Furchen und scharfen Schaaren
gepflügt, und danach Hackfrüchte gebauet, und dennoch trieben immer Luzerne-
pflanzen wieder aus. Es muß mit junger Luzerne anders seyn; denn der be-
rühmte Pictet zu Lancy, welcher die Luzerne nur drei Jahre benutzt, säet, wie
nach dem Klee, Weizen auf die erste Furche.

Die Fruchtbarkeit eines aufgebrochenen Luzernefeldes, besonders wenn es
mehrere Male Dünger erhalten hat, ist sehr groß, und es kann nun eine Reihe
von Ernten ohne neuen Dünger abtragen.

§. 376.

Ich muß noch einiger besonderen Kulturarten der Luzerne erwähnen, wo-
von ich im ersten Bande meiner englischen Landwirthschaft ausführlicher gespro-
chen habe. Durch die Verpflanzungsmethode, wobei die Luzerne ihre Pfahl-
wurzel verliert, kann man ihren Anbau auf flacherem Boden erzwingen, indem
sie alsdann nur Seitenwurzeln treibt, die aber einen beträchtlichen Raum haben

müssen:

Futterkraͤuter.
einen Theil davon anzuſaͤen, und wenn man damit herumgekommen iſt, jaͤhr-
lich einen Theil wieder aufzureißen und nun einen andren Platz auf jedem
Schlage fuͤr die Luzerne zu waͤhlen. Dies wird insbeſondere da geſchehen
muͤſſen, wo nicht der ganze Acker fuͤr die Luzerne tauglich iſt. In manchen
Faͤllen behilft man ſich ohne Regularitaͤt mit einzelnen aus der Rotation her-
ausgenommenen Stuͤcken.

§. 374.

Aufnehmen
des Saamens.
Den Saamen nimmt man nicht von juͤngerer Luzerne, auch nicht von ſol-
cher, die man mehrere Male maͤhen will, und die noch lange ausdauern ſoll,
denn die Pflanzen werden von der Saamenreifung ſehr angegriffen. Indeſſen
habe ich doch geſehen, daß man es ihnen durch gute Duͤngung voͤllig erſetzen
koͤnne. In der Regel nimmt man den Saamen von dem Felde, welches nun
umgebrochen werden ſoll, maͤhet einen Schnitt jung ab, und laͤßt dann den
zweiten zur Reife kommen.

Der Saamen iſt leichter abzudreſchen wie der vom Klee, giebt aber nicht
ſo reichlich, und iſt deshalb wenigſtens um ein Drittel theurer.

§. 375.

Aufbruch des
Luzernefeldes.
Der Umbruch eines alten Luzernefeldes ſcheint mir nicht ohne Schwierig-
keit. Ich habe es dreimal tief mit ſchmalen Furchen und ſcharfen Schaaren
gepfluͤgt, und danach Hackfruͤchte gebauet, und dennoch trieben immer Luzerne-
pflanzen wieder aus. Es muß mit junger Luzerne anders ſeyn; denn der be-
ruͤhmte Pictet zu Lancy, welcher die Luzerne nur drei Jahre benutzt, ſaͤet, wie
nach dem Klee, Weizen auf die erſte Furche.

Die Fruchtbarkeit eines aufgebrochenen Luzernefeldes, beſonders wenn es
mehrere Male Duͤnger erhalten hat, iſt ſehr groß, und es kann nun eine Reihe
von Ernten ohne neuen Duͤnger abtragen.

§. 376.

Ich muß noch einiger beſonderen Kulturarten der Luzerne erwaͤhnen, wo-
von ich im erſten Bande meiner engliſchen Landwirthſchaft ausfuͤhrlicher geſpro-
chen habe. Durch die Verpflanzungsmethode, wobei die Luzerne ihre Pfahl-
wurzel verliert, kann man ihren Anbau auf flacherem Boden erzwingen, indem
ſie alsdann nur Seitenwurzeln treibt, die aber einen betraͤchtlichen Raum haben

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[280/0304] Futterkraͤuter. einen Theil davon anzuſaͤen, und wenn man damit herumgekommen iſt, jaͤhr- lich einen Theil wieder aufzureißen und nun einen andren Platz auf jedem Schlage fuͤr die Luzerne zu waͤhlen. Dies wird insbeſondere da geſchehen muͤſſen, wo nicht der ganze Acker fuͤr die Luzerne tauglich iſt. In manchen Faͤllen behilft man ſich ohne Regularitaͤt mit einzelnen aus der Rotation her- ausgenommenen Stuͤcken. §. 374. Den Saamen nimmt man nicht von juͤngerer Luzerne, auch nicht von ſol- cher, die man mehrere Male maͤhen will, und die noch lange ausdauern ſoll, denn die Pflanzen werden von der Saamenreifung ſehr angegriffen. Indeſſen habe ich doch geſehen, daß man es ihnen durch gute Duͤngung voͤllig erſetzen koͤnne. In der Regel nimmt man den Saamen von dem Felde, welches nun umgebrochen werden ſoll, maͤhet einen Schnitt jung ab, und laͤßt dann den zweiten zur Reife kommen. Aufnehmen des Saamens. Der Saamen iſt leichter abzudreſchen wie der vom Klee, giebt aber nicht ſo reichlich, und iſt deshalb wenigſtens um ein Drittel theurer. §. 375. Der Umbruch eines alten Luzernefeldes ſcheint mir nicht ohne Schwierig- keit. Ich habe es dreimal tief mit ſchmalen Furchen und ſcharfen Schaaren gepfluͤgt, und danach Hackfruͤchte gebauet, und dennoch trieben immer Luzerne- pflanzen wieder aus. Es muß mit junger Luzerne anders ſeyn; denn der be- ruͤhmte Pictet zu Lancy, welcher die Luzerne nur drei Jahre benutzt, ſaͤet, wie nach dem Klee, Weizen auf die erſte Furche. Aufbruch des Luzernefeldes. Die Fruchtbarkeit eines aufgebrochenen Luzernefeldes, beſonders wenn es mehrere Male Duͤnger erhalten hat, iſt ſehr groß, und es kann nun eine Reihe von Ernten ohne neuen Duͤnger abtragen. §. 376. Ich muß noch einiger beſonderen Kulturarten der Luzerne erwaͤhnen, wo- von ich im erſten Bande meiner engliſchen Landwirthſchaft ausfuͤhrlicher geſpro- chen habe. Durch die Verpflanzungsmethode, wobei die Luzerne ihre Pfahl- wurzel verliert, kann man ihren Anbau auf flacherem Boden erzwingen, indem ſie alsdann nur Seitenwurzeln treibt, die aber einen betraͤchtlichen Raum haben muͤſſen:

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/304>, abgerufen am 29.03.2024.