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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Molkerei.
mal bei Eis setzt, und während der Nacht transportirt, so daß sie frühmorgens
in der Stadt ankommt. Näher bei der Stadt wird die früh gemolkene Morgen-
milch noch hinzu gethan.

Man hält dieß für die vortheilhafteste Molkerei-Benutzung. Auch ist sie es
in der Regel, aber nicht ganz unbedingt. Sie erfordert Kosten, Weitläuftigkei-
ten und eine Aufsicht, die nicht jedes Landwirths Sache ist. Am angemessensten
ist es ohne Zweifel für diesen, wenn er die Milch, so wie sie von der Kuh kommt,
an einem Milchhöker verkauft, der sie abholet, dem er dann aber einen hinläng-
lich lohnenden Profit lassen muß. Wo frische Milch nach der Stadt verkauft wer-
den kann, da findet auch mehrentheils ein Absatz von frischer Tischbutter statt, die
so gut bezahlt wird, daß wenig Verlust gegen den Milchverkauf dabei ist. Auf
dem Lande ist frischer Milchverkauf unbedeutend und nur die abgerahmte, saure
und Buttermilch kann manchmal mit Vortheil verkauft werden.

§. 54.

Um eine tadellose frische oder ausdauernde Butter zu machen, muß man die-Das Buttern.
ses Geschäft in allen Stücken genau kennen und beachten.

Ein gutes Molkenzimmer ist eine wesentliche Bedingung. Gewöhnlich
nimmt man dazu ein Souterrain, weil sich hier die erforderliche Temperatur besser
erhalten läßt. Der Boden wird mit Steinplatten ausgesetzt und ihm ein solcher
Abhang nach einer Seite gegeben, daß das Wasser, womit er immer nachgespühlt
und rein erhalten werden muß, in einem Reservoir zusammenfließe und ausge-
schöpft werden könne. Der Molkenkeller muß gegeneinander überstehende Fenster
haben, damit die Luft durchaus erneuet werden und nirgends stocken könne. Man
legt diese Oefnungen gern so an, daß der Durchzug nicht bloß oberwärts, sondern
auch nahe am Boden weggehe. Jedoch müssen die niedrigen Oefnungen geschlos-
sen werden können, wenn etwa ein zu starker Wind die auf dem Boden stehende
Milch in Bewegung setzt. Er muß geräumig genug seyn, damit die Milchgefäße
nebeneinander und nicht übereinander -- welches man wenigstens in den sorgfäl-
tigen Hollsteinischen Molkereien für nachtheilig hält -- gesetzt werden können.
Am besten setzt man die Milchgefäße unmittelbar auf den Boden, weil hier die
Temperatur am gleichmäßigsten erhalten werden kann.

Eine gehörige Temperatur ist von großer Wichtigkeit zum vollkommensten

Die Molkerei.
mal bei Eis ſetzt, und waͤhrend der Nacht transportirt, ſo daß ſie fruͤhmorgens
in der Stadt ankommt. Naͤher bei der Stadt wird die fruͤh gemolkene Morgen-
milch noch hinzu gethan.

Man haͤlt dieß fuͤr die vortheilhafteſte Molkerei-Benutzung. Auch iſt ſie es
in der Regel, aber nicht ganz unbedingt. Sie erfordert Koſten, Weitlaͤuftigkei-
ten und eine Aufſicht, die nicht jedes Landwirths Sache iſt. Am angemeſſenſten
iſt es ohne Zweifel fuͤr dieſen, wenn er die Milch, ſo wie ſie von der Kuh kommt,
an einem Milchhoͤker verkauft, der ſie abholet, dem er dann aber einen hinlaͤng-
lich lohnenden Profit laſſen muß. Wo friſche Milch nach der Stadt verkauft wer-
den kann, da findet auch mehrentheils ein Abſatz von friſcher Tiſchbutter ſtatt, die
ſo gut bezahlt wird, daß wenig Verluſt gegen den Milchverkauf dabei iſt. Auf
dem Lande iſt friſcher Milchverkauf unbedeutend und nur die abgerahmte, ſaure
und Buttermilch kann manchmal mit Vortheil verkauft werden.

§. 54.

Um eine tadelloſe friſche oder ausdauernde Butter zu machen, muß man die-Das Buttern.
ſes Geſchaͤft in allen Stuͤcken genau kennen und beachten.

Ein gutes Molkenzimmer iſt eine weſentliche Bedingung. Gewoͤhnlich
nimmt man dazu ein Souterrain, weil ſich hier die erforderliche Temperatur beſſer
erhalten laͤßt. Der Boden wird mit Steinplatten ausgeſetzt und ihm ein ſolcher
Abhang nach einer Seite gegeben, daß das Waſſer, womit er immer nachgeſpuͤhlt
und rein erhalten werden muß, in einem Reſervoir zuſammenfließe und ausge-
ſchoͤpft werden koͤnne. Der Molkenkeller muß gegeneinander uͤberſtehende Fenſter
haben, damit die Luft durchaus erneuet werden und nirgends ſtocken koͤnne. Man
legt dieſe Oefnungen gern ſo an, daß der Durchzug nicht bloß oberwaͤrts, ſondern
auch nahe am Boden weggehe. Jedoch muͤſſen die niedrigen Oefnungen geſchloſ-
ſen werden koͤnnen, wenn etwa ein zu ſtarker Wind die auf dem Boden ſtehende
Milch in Bewegung ſetzt. Er muß geraͤumig genug ſeyn, damit die Milchgefaͤße
nebeneinander und nicht uͤbereinander — welches man wenigſtens in den ſorgfaͤl-
tigen Hollſteiniſchen Molkereien fuͤr nachtheilig haͤlt — geſetzt werden koͤnnen.
Am beſten ſetzt man die Milchgefaͤße unmittelbar auf den Boden, weil hier die
Temperatur am gleichmaͤßigſten erhalten werden kann.

Eine gehoͤrige Temperatur iſt von großer Wichtigkeit zum vollkommenſten

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[349/0373] Die Molkerei. mal bei Eis ſetzt, und waͤhrend der Nacht transportirt, ſo daß ſie fruͤhmorgens in der Stadt ankommt. Naͤher bei der Stadt wird die fruͤh gemolkene Morgen- milch noch hinzu gethan. Man haͤlt dieß fuͤr die vortheilhafteſte Molkerei-Benutzung. Auch iſt ſie es in der Regel, aber nicht ganz unbedingt. Sie erfordert Koſten, Weitlaͤuftigkei- ten und eine Aufſicht, die nicht jedes Landwirths Sache iſt. Am angemeſſenſten iſt es ohne Zweifel fuͤr dieſen, wenn er die Milch, ſo wie ſie von der Kuh kommt, an einem Milchhoͤker verkauft, der ſie abholet, dem er dann aber einen hinlaͤng- lich lohnenden Profit laſſen muß. Wo friſche Milch nach der Stadt verkauft wer- den kann, da findet auch mehrentheils ein Abſatz von friſcher Tiſchbutter ſtatt, die ſo gut bezahlt wird, daß wenig Verluſt gegen den Milchverkauf dabei iſt. Auf dem Lande iſt friſcher Milchverkauf unbedeutend und nur die abgerahmte, ſaure und Buttermilch kann manchmal mit Vortheil verkauft werden. §. 54. Um eine tadelloſe friſche oder ausdauernde Butter zu machen, muß man die- ſes Geſchaͤft in allen Stuͤcken genau kennen und beachten. Das Buttern. Ein gutes Molkenzimmer iſt eine weſentliche Bedingung. Gewoͤhnlich nimmt man dazu ein Souterrain, weil ſich hier die erforderliche Temperatur beſſer erhalten laͤßt. Der Boden wird mit Steinplatten ausgeſetzt und ihm ein ſolcher Abhang nach einer Seite gegeben, daß das Waſſer, womit er immer nachgeſpuͤhlt und rein erhalten werden muß, in einem Reſervoir zuſammenfließe und ausge- ſchoͤpft werden koͤnne. Der Molkenkeller muß gegeneinander uͤberſtehende Fenſter haben, damit die Luft durchaus erneuet werden und nirgends ſtocken koͤnne. Man legt dieſe Oefnungen gern ſo an, daß der Durchzug nicht bloß oberwaͤrts, ſondern auch nahe am Boden weggehe. Jedoch muͤſſen die niedrigen Oefnungen geſchloſ- ſen werden koͤnnen, wenn etwa ein zu ſtarker Wind die auf dem Boden ſtehende Milch in Bewegung ſetzt. Er muß geraͤumig genug ſeyn, damit die Milchgefaͤße nebeneinander und nicht uͤbereinander — welches man wenigſtens in den ſorgfaͤl- tigen Hollſteiniſchen Molkereien fuͤr nachtheilig haͤlt — geſetzt werden koͤnnen. Am beſten ſetzt man die Milchgefaͤße unmittelbar auf den Boden, weil hier die Temperatur am gleichmaͤßigſten erhalten werden kann. Eine gehoͤrige Temperatur iſt von großer Wichtigkeit zum vollkommenſten

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/373>, abgerufen am 29.03.2024.