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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Molkerei.
doch noch keine Spur von Säurung entstanden ist. Dieser ist nun nach der Tem-
peratur und der Beschaffenheit der Atmosphäre sehr verschieden. Bei einer Tem-
peratur von 10° können 36 Stunden darauf hingehen, bei einer höheren Tempera-
tur ist er in 16 Stunden da, ja bei Gewitterluft kann er nach 12 und 10 Stunden
eintreten. In den Hollsteinischen Molkereien wachen fleißige Meyerinnen in sol-
chen Zeiten des Nachts bei der Milch, um sogleich die Mägde mittelst einer dazu
bestimmten Glocke herbeilauten zu können, wenn dieser Zeitpunkt eintritt, den sie
aus oben angeführten Zeichen hauptsächlich abnehmen.

Das Abrahmen geschieht mit schaufelförmig gestalteten hölzernen Löffeln.

Wenn der Rahm bald nach dem Abnehmen gebuttert werden kann, so ist dieß
am besten, und in vollkommenen Molkereien wird nur der Rahm eines Tages zu-
sammengemischt. In kleineren Molkereien, wo man nur um den anderen oder
dritten Tag buttert, muß er in Steintöpfen möglichst kühl aufbewahrt werden.

§. 56.

Butterfaß.Die Abscheidung der Butter aus dem abgenommenen Rahme geschieht be-
kanntlich durch eine mechanische Bewegung, die auf verschiedene Weise hervorge-
bracht wird. Man hat stehende Buttergefäße und tonnenförmige. Die letzteren
haben entweder eine feststehende Achse, woran hölzerne Flügel befestigt sind, um
welche herum die in Schwung gesetzte Tonne umläuft, oder die Tonne liegt fest
und die mit Flügeln besetzte Achse wird durch eine Kurbel umgedreht. Man hat
die Tonnen mehr gerühmt, als sie es verdienen, und um dies beurtheilen zu kön-
nen, auch überhaupt um einzusehen, was man bei dem Buttermachen zu beobach-
ten habe, ist es nöthig zu wissen, wie sich die Butter bilde und abscheide.

Die But[ - 2 Zeichen fehlen]r bildet sich wirklich erst: der fettige Theil der Milch ist noch keine
Butter und erhält erst die butterartige Beschaffenheit durch die Einwirkung der
Luft auf die Sahne, oder durch die Einsaugung des Sauerstoffgases. Deshalb
muß zu dem Gefäße, in welchem die Bewegung des Rahms geschieht, die Luft
möglichst freien Zutritt haben und oft erneuert werden. Es ist durch direkte Ver-
suche erwiesen, daß der Sauerstoff dabei das vorzüglich wirksame Princip sey,
indem man gefunden hat, daß die Butter um so schneller erscheine, je mehr die
Luft mit diesem Gase überladen war, und daß dagegen beim Mangel desselben,
keine Butter zum Vorschein kam.


Daher

Die Molkerei.
doch noch keine Spur von Saͤurung entſtanden iſt. Dieſer iſt nun nach der Tem-
peratur und der Beſchaffenheit der Atmoſphaͤre ſehr verſchieden. Bei einer Tem-
peratur von 10° koͤnnen 36 Stunden darauf hingehen, bei einer hoͤheren Tempera-
tur iſt er in 16 Stunden da, ja bei Gewitterluft kann er nach 12 und 10 Stunden
eintreten. In den Hollſteiniſchen Molkereien wachen fleißige Meyerinnen in ſol-
chen Zeiten des Nachts bei der Milch, um ſogleich die Maͤgde mittelſt einer dazu
beſtimmten Glocke herbeilauten zu koͤnnen, wenn dieſer Zeitpunkt eintritt, den ſie
aus oben angefuͤhrten Zeichen hauptſaͤchlich abnehmen.

Das Abrahmen geſchieht mit ſchaufelfoͤrmig geſtalteten hoͤlzernen Loͤffeln.

Wenn der Rahm bald nach dem Abnehmen gebuttert werden kann, ſo iſt dieß
am beſten, und in vollkommenen Molkereien wird nur der Rahm eines Tages zu-
ſammengemiſcht. In kleineren Molkereien, wo man nur um den anderen oder
dritten Tag buttert, muß er in Steintoͤpfen moͤglichſt kuͤhl aufbewahrt werden.

§. 56.

Butterfaß.Die Abſcheidung der Butter aus dem abgenommenen Rahme geſchieht be-
kanntlich durch eine mechaniſche Bewegung, die auf verſchiedene Weiſe hervorge-
bracht wird. Man hat ſtehende Buttergefaͤße und tonnenfoͤrmige. Die letzteren
haben entweder eine feſtſtehende Achſe, woran hoͤlzerne Fluͤgel befeſtigt ſind, um
welche herum die in Schwung geſetzte Tonne umlaͤuft, oder die Tonne liegt feſt
und die mit Fluͤgeln beſetzte Achſe wird durch eine Kurbel umgedreht. Man hat
die Tonnen mehr geruͤhmt, als ſie es verdienen, und um dies beurtheilen zu koͤn-
nen, auch uͤberhaupt um einzuſehen, was man bei dem Buttermachen zu beobach-
ten habe, iſt es noͤthig zu wiſſen, wie ſich die Butter bilde und abſcheide.

Die But[ – 2 Zeichen fehlen]r bildet ſich wirklich erſt: der fettige Theil der Milch iſt noch keine
Butter und erhaͤlt erſt die butterartige Beſchaffenheit durch die Einwirkung der
Luft auf die Sahne, oder durch die Einſaugung des Sauerſtoffgaſes. Deshalb
muß zu dem Gefaͤße, in welchem die Bewegung des Rahms geſchieht, die Luft
moͤglichſt freien Zutritt haben und oft erneuert werden. Es iſt durch direkte Ver-
ſuche erwieſen, daß der Sauerſtoff dabei das vorzuͤglich wirkſame Princip ſey,
indem man gefunden hat, daß die Butter um ſo ſchneller erſcheine, je mehr die
Luft mit dieſem Gaſe uͤberladen war, und daß dagegen beim Mangel deſſelben,
keine Butter zum Vorſchein kam.


Daher
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[352/0376] Die Molkerei. doch noch keine Spur von Saͤurung entſtanden iſt. Dieſer iſt nun nach der Tem- peratur und der Beſchaffenheit der Atmoſphaͤre ſehr verſchieden. Bei einer Tem- peratur von 10° koͤnnen 36 Stunden darauf hingehen, bei einer hoͤheren Tempera- tur iſt er in 16 Stunden da, ja bei Gewitterluft kann er nach 12 und 10 Stunden eintreten. In den Hollſteiniſchen Molkereien wachen fleißige Meyerinnen in ſol- chen Zeiten des Nachts bei der Milch, um ſogleich die Maͤgde mittelſt einer dazu beſtimmten Glocke herbeilauten zu koͤnnen, wenn dieſer Zeitpunkt eintritt, den ſie aus oben angefuͤhrten Zeichen hauptſaͤchlich abnehmen. Das Abrahmen geſchieht mit ſchaufelfoͤrmig geſtalteten hoͤlzernen Loͤffeln. Wenn der Rahm bald nach dem Abnehmen gebuttert werden kann, ſo iſt dieß am beſten, und in vollkommenen Molkereien wird nur der Rahm eines Tages zu- ſammengemiſcht. In kleineren Molkereien, wo man nur um den anderen oder dritten Tag buttert, muß er in Steintoͤpfen moͤglichſt kuͤhl aufbewahrt werden. §. 56. Die Abſcheidung der Butter aus dem abgenommenen Rahme geſchieht be- kanntlich durch eine mechaniſche Bewegung, die auf verſchiedene Weiſe hervorge- bracht wird. Man hat ſtehende Buttergefaͤße und tonnenfoͤrmige. Die letzteren haben entweder eine feſtſtehende Achſe, woran hoͤlzerne Fluͤgel befeſtigt ſind, um welche herum die in Schwung geſetzte Tonne umlaͤuft, oder die Tonne liegt feſt und die mit Fluͤgeln beſetzte Achſe wird durch eine Kurbel umgedreht. Man hat die Tonnen mehr geruͤhmt, als ſie es verdienen, und um dies beurtheilen zu koͤn- nen, auch uͤberhaupt um einzuſehen, was man bei dem Buttermachen zu beobach- ten habe, iſt es noͤthig zu wiſſen, wie ſich die Butter bilde und abſcheide. Butterfaß. Die But__r bildet ſich wirklich erſt: der fettige Theil der Milch iſt noch keine Butter und erhaͤlt erſt die butterartige Beſchaffenheit durch die Einwirkung der Luft auf die Sahne, oder durch die Einſaugung des Sauerſtoffgaſes. Deshalb muß zu dem Gefaͤße, in welchem die Bewegung des Rahms geſchieht, die Luft moͤglichſt freien Zutritt haben und oft erneuert werden. Es iſt durch direkte Ver- ſuche erwieſen, daß der Sauerſtoff dabei das vorzuͤglich wirkſame Princip ſey, indem man gefunden hat, daß die Butter um ſo ſchneller erſcheine, je mehr die Luft mit dieſem Gaſe uͤberladen war, und daß dagegen beim Mangel deſſelben, keine Butter zum Vorſchein kam. Daher

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/376>, abgerufen am 29.03.2024.