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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Käsebereitung.
scheiden vermöge. Und wenn man auch einen Käse hervorbrächte, der von dem
bisher üblichen etwas verschieden wäre, so könnte er darum vielleicht nicht schlech-
ter, sondern eben sowohl besser seyn, wie derjenige, den man nachahmen will.
Nur muß man nicht erwarten, Rahm- oder Fettkäse von abgerahmter Milch, mil-
den Käse ohne die sorgfältigste Auspressung der Molken, mürben Käse ohne ge-
naue Wahrnehmung der Temperatur, und überhaupt guten Käse nicht ohne Beob-
achtung der allerhöchsten Reinlichkeit zu Stande zu bringen. Man darf sich durch
einen mißrathenen Versuch nicht abschrecken lassen, und muß bei allem Dauerkäse
das Alter, wo sie eßbar werden, abwarten, und bis dahin alle der verschiedenen
Käsearten angemessenen Conservationsmittel, wozu ein luftiger Käsekeller gehört,
anwenden. Da das Ganze unter die weibliche Aufsicht gehört, so muß die Auf-
seherin sich fast leidenschaftlich dafür interessiren, und ohne diese Bedingung wird
es selten gerathen.

Die Mastung des Rindviehes.
§. 65.

Es ist eine in kornbauenden Gegenden sehr eingewurzelte Meinung, daß dieVortheil der
Mastung.

Rindviehmastung außer großen Branntweinbrennereien bestimmt unvortheilhaft sey.
Aber diese Meinung ist häufig ungegründet. Ort- und Zeitverhältnisse können sie
mehr oder minder vortheilhaft gegen andre Viehhaltung machen.

Man legt die Berechnungen, woraus man ihre Unvortheilhaftigkeit beweisen
will, unrichtig an, indem man die Fütterungsmittel dem Mastvieh nach dem Markt-
preise berechnet, da sie doch bloß nach den Produktionskosten berechnet werden soll-
ten. Daß Viehhaltung nothwendig sey, um Kornbau zu betreiben, ist allgemein
anerkannt, und die Einwirkung der ersten auf den letzten an mehreren Orten die-
ses Werks ins Licht gesetzt. Unter den meisten Verhältnissen muß auch Rindvieh
gehalten werden. Es kann also nur die Frage entstehen: welche Viehart ist vor-
theilhafter gegen eine andre Viehart? Und dann insbesondere bei dem Rindvieh:
ist es vortheilhafter, das für dieses bestimmte Futter und Weide mit Milchkühen
oder mit Mastochsen zu consumiren und zu benutzen?

Diese Frage löst sich dann in die beiden folgenden auf:


Vierter Theil. Z z

Kaͤſebereitung.
ſcheiden vermoͤge. Und wenn man auch einen Kaͤſe hervorbraͤchte, der von dem
bisher uͤblichen etwas verſchieden waͤre, ſo koͤnnte er darum vielleicht nicht ſchlech-
ter, ſondern eben ſowohl beſſer ſeyn, wie derjenige, den man nachahmen will.
Nur muß man nicht erwarten, Rahm- oder Fettkaͤſe von abgerahmter Milch, mil-
den Kaͤſe ohne die ſorgfaͤltigſte Auspreſſung der Molken, muͤrben Kaͤſe ohne ge-
naue Wahrnehmung der Temperatur, und uͤberhaupt guten Kaͤſe nicht ohne Beob-
achtung der allerhoͤchſten Reinlichkeit zu Stande zu bringen. Man darf ſich durch
einen mißrathenen Verſuch nicht abſchrecken laſſen, und muß bei allem Dauerkaͤſe
das Alter, wo ſie eßbar werden, abwarten, und bis dahin alle der verſchiedenen
Kaͤſearten angemeſſenen Conſervationsmittel, wozu ein luftiger Kaͤſekeller gehoͤrt,
anwenden. Da das Ganze unter die weibliche Aufſicht gehoͤrt, ſo muß die Auf-
ſeherin ſich faſt leidenſchaftlich dafuͤr intereſſiren, und ohne dieſe Bedingung wird
es ſelten gerathen.

Die Maſtung des Rindviehes.
§. 65.

Es iſt eine in kornbauenden Gegenden ſehr eingewurzelte Meinung, daß dieVortheil der
Maſtung.

Rindviehmaſtung außer großen Branntweinbrennereien beſtimmt unvortheilhaft ſey.
Aber dieſe Meinung iſt haͤufig ungegruͤndet. Ort- und Zeitverhaͤltniſſe koͤnnen ſie
mehr oder minder vortheilhaft gegen andre Viehhaltung machen.

Man legt die Berechnungen, woraus man ihre Unvortheilhaftigkeit beweiſen
will, unrichtig an, indem man die Fuͤtterungsmittel dem Maſtvieh nach dem Markt-
preiſe berechnet, da ſie doch bloß nach den Produktionskoſten berechnet werden ſoll-
ten. Daß Viehhaltung nothwendig ſey, um Kornbau zu betreiben, iſt allgemein
anerkannt, und die Einwirkung der erſten auf den letzten an mehreren Orten die-
ſes Werks ins Licht geſetzt. Unter den meiſten Verhaͤltniſſen muß auch Rindvieh
gehalten werden. Es kann alſo nur die Frage entſtehen: welche Viehart iſt vor-
theilhafter gegen eine andre Viehart? Und dann insbeſondere bei dem Rindvieh:
iſt es vortheilhafter, das fuͤr dieſes beſtimmte Futter und Weide mit Milchkuͤhen
oder mit Maſtochſen zu conſumiren und zu benutzen?

Dieſe Frage loͤſt ſich dann in die beiden folgenden auf:


Vierter Theil. Z z
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[361/0385] Kaͤſebereitung. ſcheiden vermoͤge. Und wenn man auch einen Kaͤſe hervorbraͤchte, der von dem bisher uͤblichen etwas verſchieden waͤre, ſo koͤnnte er darum vielleicht nicht ſchlech- ter, ſondern eben ſowohl beſſer ſeyn, wie derjenige, den man nachahmen will. Nur muß man nicht erwarten, Rahm- oder Fettkaͤſe von abgerahmter Milch, mil- den Kaͤſe ohne die ſorgfaͤltigſte Auspreſſung der Molken, muͤrben Kaͤſe ohne ge- naue Wahrnehmung der Temperatur, und uͤberhaupt guten Kaͤſe nicht ohne Beob- achtung der allerhoͤchſten Reinlichkeit zu Stande zu bringen. Man darf ſich durch einen mißrathenen Verſuch nicht abſchrecken laſſen, und muß bei allem Dauerkaͤſe das Alter, wo ſie eßbar werden, abwarten, und bis dahin alle der verſchiedenen Kaͤſearten angemeſſenen Conſervationsmittel, wozu ein luftiger Kaͤſekeller gehoͤrt, anwenden. Da das Ganze unter die weibliche Aufſicht gehoͤrt, ſo muß die Auf- ſeherin ſich faſt leidenſchaftlich dafuͤr intereſſiren, und ohne dieſe Bedingung wird es ſelten gerathen. Die Maſtung des Rindviehes. §. 65. Es iſt eine in kornbauenden Gegenden ſehr eingewurzelte Meinung, daß die Rindviehmaſtung außer großen Branntweinbrennereien beſtimmt unvortheilhaft ſey. Aber dieſe Meinung iſt haͤufig ungegruͤndet. Ort- und Zeitverhaͤltniſſe koͤnnen ſie mehr oder minder vortheilhaft gegen andre Viehhaltung machen. Vortheil der Maſtung. Man legt die Berechnungen, woraus man ihre Unvortheilhaftigkeit beweiſen will, unrichtig an, indem man die Fuͤtterungsmittel dem Maſtvieh nach dem Markt- preiſe berechnet, da ſie doch bloß nach den Produktionskoſten berechnet werden ſoll- ten. Daß Viehhaltung nothwendig ſey, um Kornbau zu betreiben, iſt allgemein anerkannt, und die Einwirkung der erſten auf den letzten an mehreren Orten die- ſes Werks ins Licht geſetzt. Unter den meiſten Verhaͤltniſſen muß auch Rindvieh gehalten werden. Es kann alſo nur die Frage entſtehen: welche Viehart iſt vor- theilhafter gegen eine andre Viehart? Und dann insbeſondere bei dem Rindvieh: iſt es vortheilhafter, das fuͤr dieſes beſtimmte Futter und Weide mit Milchkuͤhen oder mit Maſtochſen zu conſumiren und zu benutzen? Dieſe Frage loͤſt ſich dann in die beiden folgenden auf: Vierter Theil. Z z

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/385>, abgerufen am 23.04.2024.