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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Mastung des Rindviehes.

a) In welchem Verhältnisse steht das Futter, was eine Milchkuh durch das
ganze Jahr verzehrt, gegen dasjenige, was ein Mastochse in seiner Mastungszeit
erfordert?

b) Welchen Ertrag giebt im Durchschnitt ein Mastochse in der Mastungszeit,
und welchen Ertrag eine Milchkuh durch das ganze Jahr?

Ueber den Futterbedarf einer Milchkuh und dessen Verschiedenheit ist oben ge-
sprochen worden. Die besonderen Verhältnisse werden sich in jedem concreten Falle
nachweisen. Der Bedarf eines Mastochsen ist eben so sehr verschieden nach der
verschiedenen Stärke des Thiers und nach der Fleisch- und Fetterzeugung, die man
bewirken will. Es ist aber beinahe noch leichter, für jeden einzelnen Fall hier
einen Normalsatz zu bestimmen, wie dort. Wo man über die Mastung einige Erfah-
rung hat, bestimmt man die täglichen Portionen ziemlich genau, und weiß, was man
an Mastfutter wöchentlich und durch die ganze Mastungszeit für einen Ochsen gewisser
Race gebraucht. Häufig ist deshalb in solchen Gegenden ein gewisses wöchentli-
ches Futtergeld, welches der Fleischer oder Viehhändler für einen Ochsen bezahlt,
festgesetzt, welches jedoch nach Ort- und Zeitumständen etwas mehr oder weniger
beträgt. Hiernach kann man also leicht einen Ueberschlag machen, und sich jene
Frage beantworten, und da wird sich nicht selten finden, daß das Futter mit den
Mastochsen in der That höher als mit Milchkühen benutzt werde, zumal wenn
man die kurze Dauer der Verpflegung in der Mastzeit gegen die durch das ganze
Jahr laufende Verpflegung einer Kuh und Besorgung der Molkerei in Anschlag
bringt; wozu dann noch kommt, daß jene bei der Wintermastung nur im Win-
ter eintrifft, wo man Menschen genug hat; die Wartung der Kühe auch im Som-
mer fortgeht, wo es an Arbeitern fehlt. Auch ist in manchen Fällen Rücksicht
darauf zu nehmen, daß das angelegte Kapital bei der Mastung in 4 bis 5 Mo-
naten zurückkehre, das in den Kühen steckende aber beständig darin bleibe.

Man wird im allgemeinen Durchschnitt etwa annehmen können, daß ein
Mastochse in seiner Mastzeit so viel an Futter consumire, als eine Kuh im gan-
zen Jahre. Der Dünger also, welcher mit einem Mastochsen in der Mastzeit
gemacht wird, ist auch dem gleich, den eine Kuh im ganzen Jahre giebt, und
hat vielleicht Vorzüge. Er wird ebenfalls zu einer sehr bequemen Zeit gemacht,
und ausgefahren werden können.


Maſtung des Rindviehes.

a) In welchem Verhaͤltniſſe ſteht das Futter, was eine Milchkuh durch das
ganze Jahr verzehrt, gegen dasjenige, was ein Maſtochſe in ſeiner Maſtungszeit
erfordert?

b) Welchen Ertrag giebt im Durchſchnitt ein Maſtochſe in der Maſtungszeit,
und welchen Ertrag eine Milchkuh durch das ganze Jahr?

Ueber den Futterbedarf einer Milchkuh und deſſen Verſchiedenheit iſt oben ge-
ſprochen worden. Die beſonderen Verhaͤltniſſe werden ſich in jedem concreten Falle
nachweiſen. Der Bedarf eines Maſtochſen iſt eben ſo ſehr verſchieden nach der
verſchiedenen Staͤrke des Thiers und nach der Fleiſch- und Fetterzeugung, die man
bewirken will. Es iſt aber beinahe noch leichter, fuͤr jeden einzelnen Fall hier
einen Normalſatz zu beſtimmen, wie dort. Wo man uͤber die Maſtung einige Erfah-
rung hat, beſtimmt man die taͤglichen Portionen ziemlich genau, und weiß, was man
an Maſtfutter woͤchentlich und durch die ganze Maſtungszeit fuͤr einen Ochſen gewiſſer
Raçe gebraucht. Haͤufig iſt deshalb in ſolchen Gegenden ein gewiſſes woͤchentli-
ches Futtergeld, welches der Fleiſcher oder Viehhaͤndler fuͤr einen Ochſen bezahlt,
feſtgeſetzt, welches jedoch nach Ort- und Zeitumſtaͤnden etwas mehr oder weniger
betraͤgt. Hiernach kann man alſo leicht einen Ueberſchlag machen, und ſich jene
Frage beantworten, und da wird ſich nicht ſelten finden, daß das Futter mit den
Maſtochſen in der That hoͤher als mit Milchkuͤhen benutzt werde, zumal wenn
man die kurze Dauer der Verpflegung in der Maſtzeit gegen die durch das ganze
Jahr laufende Verpflegung einer Kuh und Beſorgung der Molkerei in Anſchlag
bringt; wozu dann noch kommt, daß jene bei der Wintermaſtung nur im Win-
ter eintrifft, wo man Menſchen genug hat; die Wartung der Kuͤhe auch im Som-
mer fortgeht, wo es an Arbeitern fehlt. Auch iſt in manchen Faͤllen Ruͤckſicht
darauf zu nehmen, daß das angelegte Kapital bei der Maſtung in 4 bis 5 Mo-
naten zuruͤckkehre, das in den Kuͤhen ſteckende aber beſtaͤndig darin bleibe.

Man wird im allgemeinen Durchſchnitt etwa annehmen koͤnnen, daß ein
Maſtochſe in ſeiner Maſtzeit ſo viel an Futter conſumire, als eine Kuh im gan-
zen Jahre. Der Duͤnger alſo, welcher mit einem Maſtochſen in der Maſtzeit
gemacht wird, iſt auch dem gleich, den eine Kuh im ganzen Jahre giebt, und
hat vielleicht Vorzuͤge. Er wird ebenfalls zu einer ſehr bequemen Zeit gemacht,
und ausgefahren werden koͤnnen.


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[362/0386] Maſtung des Rindviehes. a) In welchem Verhaͤltniſſe ſteht das Futter, was eine Milchkuh durch das ganze Jahr verzehrt, gegen dasjenige, was ein Maſtochſe in ſeiner Maſtungszeit erfordert? b) Welchen Ertrag giebt im Durchſchnitt ein Maſtochſe in der Maſtungszeit, und welchen Ertrag eine Milchkuh durch das ganze Jahr? Ueber den Futterbedarf einer Milchkuh und deſſen Verſchiedenheit iſt oben ge- ſprochen worden. Die beſonderen Verhaͤltniſſe werden ſich in jedem concreten Falle nachweiſen. Der Bedarf eines Maſtochſen iſt eben ſo ſehr verſchieden nach der verſchiedenen Staͤrke des Thiers und nach der Fleiſch- und Fetterzeugung, die man bewirken will. Es iſt aber beinahe noch leichter, fuͤr jeden einzelnen Fall hier einen Normalſatz zu beſtimmen, wie dort. Wo man uͤber die Maſtung einige Erfah- rung hat, beſtimmt man die taͤglichen Portionen ziemlich genau, und weiß, was man an Maſtfutter woͤchentlich und durch die ganze Maſtungszeit fuͤr einen Ochſen gewiſſer Raçe gebraucht. Haͤufig iſt deshalb in ſolchen Gegenden ein gewiſſes woͤchentli- ches Futtergeld, welches der Fleiſcher oder Viehhaͤndler fuͤr einen Ochſen bezahlt, feſtgeſetzt, welches jedoch nach Ort- und Zeitumſtaͤnden etwas mehr oder weniger betraͤgt. Hiernach kann man alſo leicht einen Ueberſchlag machen, und ſich jene Frage beantworten, und da wird ſich nicht ſelten finden, daß das Futter mit den Maſtochſen in der That hoͤher als mit Milchkuͤhen benutzt werde, zumal wenn man die kurze Dauer der Verpflegung in der Maſtzeit gegen die durch das ganze Jahr laufende Verpflegung einer Kuh und Beſorgung der Molkerei in Anſchlag bringt; wozu dann noch kommt, daß jene bei der Wintermaſtung nur im Win- ter eintrifft, wo man Menſchen genug hat; die Wartung der Kuͤhe auch im Som- mer fortgeht, wo es an Arbeitern fehlt. Auch iſt in manchen Faͤllen Ruͤckſicht darauf zu nehmen, daß das angelegte Kapital bei der Maſtung in 4 bis 5 Mo- naten zuruͤckkehre, das in den Kuͤhen ſteckende aber beſtaͤndig darin bleibe. Man wird im allgemeinen Durchſchnitt etwa annehmen koͤnnen, daß ein Maſtochſe in ſeiner Maſtzeit ſo viel an Futter conſumire, als eine Kuh im gan- zen Jahre. Der Duͤnger alſo, welcher mit einem Maſtochſen in der Maſtzeit gemacht wird, iſt auch dem gleich, den eine Kuh im ganzen Jahre giebt, und hat vielleicht Vorzuͤge. Er wird ebenfalls zu einer ſehr bequemen Zeit gemacht, und ausgefahren werden koͤnnen.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/386>, abgerufen am 29.03.2024.