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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

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Die Pferde.
giebt man außer der starken Arbeitszeit auch nur 2 Metzen, und häufig dies
auch nur von leichterem Hafer. Dem größeren Schlage Pferde in Sachsen,
Westpfahlen, Bayern, Oestreich werden wenigstens 4 Metzen oft 5 Metzen im
Durchschnitt gegeben, und die Pferde der Frachtfahrer erhalten nicht selten
8 Metzen, zumal wenn sie wenig Heu und auch keinen Häcksel bekommen.
Der Unterschied von 3 Metzen und 5 Metzen, jene bei kleineren, diese bei
großen Pferden findet häufig Statt, ohne daß man in der Beleibtheit, Stärke
und Vollführung der gewöhnlichen Arbeiten einen beträchtlichen Unterschied wahr-
nehme; woraus der Vorzug des kleineren Schlages hervorgeht, falls man nicht
beständig große Lasten zu ziehen hat; welche, wenn sie einmal vorkommen, doch
durch die Anspannung mehrerer gezwungen werden können.

Das häufigste Substitut des Hafers, der Rocken, wird, zum halben Maaße
oder richtiger, zum halben Gewichte gegeben, dasselbe leisten. Einige neh-
men das Verhältniß des Rockens zum Hafer bei der Pferdefütterung nur wie
7 : 12 an, gestehen dann aber, daß sich ihre Pferde bei jenem besser, wie bei
diesem ständen.

Die Körner der Hülsenfrüchte, Erbsen, Wicken und die der allgemeinen
Meinung vorzüglich für Pferde geeigneten Bohnen schätzt man in der Fütterung
zwar nur dem Rocken gleich. Sie sind aber bestimmt stärker, wie aus dem,
was §. 125. über ihre Nahrungstheile gesagt worden, erhellet, und wie dieje-
nigen, welche diese Fütterung kennen, bestätigen. Sie dienen in manchen Ge-
genden fast zur einzigen Fütterung der Pferde, und es ist insbesondere unrichtig,
was einige behaupten, daß Pferde dabei den freien Athem verlören; die Eng-
länder geben sie ohne Bedenken den Wettrennern. Das Vorurtheil für den
Hafer und gegen jedes andre Korn, setzt sich hauptsächlich dadurch fest, daß
man ein jedes Uebel, welches aus ganz andren Ursachen herrührt, wenn es bei
einer solchen, in einer Gegend ungewöhnten Fütterung entsteht, lediglich auf
diese schiebt, und Jahre lang davon erzählt, da man doch dessen Grund, wenn
Hafer gefüttert worden, anderswo würde gesucht und gefunden haben. Indes-
sen ist das richtig, daß stärkeres Futter mit mehrerer Vorsicht gegeben werden
müsse, weil bei seiner Nahrhaftigkeit die Thiere sich darin leichter überfressen
können. So entsteht z. B. leicht Gefahr daraus, wenn bei angestrengter Ernte-

Die Pferde.
giebt man außer der ſtarken Arbeitszeit auch nur 2 Metzen, und haͤufig dies
auch nur von leichterem Hafer. Dem groͤßeren Schlage Pferde in Sachſen,
Weſtpfahlen, Bayern, Oeſtreich werden wenigſtens 4 Metzen oft 5 Metzen im
Durchſchnitt gegeben, und die Pferde der Frachtfahrer erhalten nicht ſelten
8 Metzen, zumal wenn ſie wenig Heu und auch keinen Haͤckſel bekommen.
Der Unterſchied von 3 Metzen und 5 Metzen, jene bei kleineren, dieſe bei
großen Pferden findet haͤufig Statt, ohne daß man in der Beleibtheit, Staͤrke
und Vollfuͤhrung der gewoͤhnlichen Arbeiten einen betraͤchtlichen Unterſchied wahr-
nehme; woraus der Vorzug des kleineren Schlages hervorgeht, falls man nicht
beſtaͤndig große Laſten zu ziehen hat; welche, wenn ſie einmal vorkommen, doch
durch die Anſpannung mehrerer gezwungen werden koͤnnen.

Das haͤufigſte Subſtitut des Hafers, der Rocken, wird, zum halben Maaße
oder richtiger, zum halben Gewichte gegeben, daſſelbe leiſten. Einige neh-
men das Verhaͤltniß des Rockens zum Hafer bei der Pferdefuͤtterung nur wie
7 : 12 an, geſtehen dann aber, daß ſich ihre Pferde bei jenem beſſer, wie bei
dieſem ſtaͤnden.

Die Koͤrner der Huͤlſenfruͤchte, Erbſen, Wicken und die der allgemeinen
Meinung vorzuͤglich fuͤr Pferde geeigneten Bohnen ſchaͤtzt man in der Fuͤtterung
zwar nur dem Rocken gleich. Sie ſind aber beſtimmt ſtaͤrker, wie aus dem,
was §. 125. uͤber ihre Nahrungstheile geſagt worden, erhellet, und wie dieje-
nigen, welche dieſe Fuͤtterung kennen, beſtaͤtigen. Sie dienen in manchen Ge-
genden faſt zur einzigen Fuͤtterung der Pferde, und es iſt insbeſondere unrichtig,
was einige behaupten, daß Pferde dabei den freien Athem verloͤren; die Eng-
laͤnder geben ſie ohne Bedenken den Wettrennern. Das Vorurtheil fuͤr den
Hafer und gegen jedes andre Korn, ſetzt ſich hauptſaͤchlich dadurch feſt, daß
man ein jedes Uebel, welches aus ganz andren Urſachen herruͤhrt, wenn es bei
einer ſolchen, in einer Gegend ungewoͤhnten Fuͤtterung entſteht, lediglich auf
dieſe ſchiebt, und Jahre lang davon erzaͤhlt, da man doch deſſen Grund, wenn
Hafer gefuͤttert worden, anderswo wuͤrde geſucht und gefunden haben. Indeſ-
ſen iſt das richtig, daß ſtaͤrkeres Futter mit mehrerer Vorſicht gegeben werden
muͤſſe, weil bei ſeiner Nahrhaftigkeit die Thiere ſich darin leichter uͤberfreſſen
koͤnnen. So entſteht z. B. leicht Gefahr daraus, wenn bei angeſtrengter Ernte-

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[438/0462] Die Pferde. giebt man außer der ſtarken Arbeitszeit auch nur 2 Metzen, und haͤufig dies auch nur von leichterem Hafer. Dem groͤßeren Schlage Pferde in Sachſen, Weſtpfahlen, Bayern, Oeſtreich werden wenigſtens 4 Metzen oft 5 Metzen im Durchſchnitt gegeben, und die Pferde der Frachtfahrer erhalten nicht ſelten 8 Metzen, zumal wenn ſie wenig Heu und auch keinen Haͤckſel bekommen. Der Unterſchied von 3 Metzen und 5 Metzen, jene bei kleineren, dieſe bei großen Pferden findet haͤufig Statt, ohne daß man in der Beleibtheit, Staͤrke und Vollfuͤhrung der gewoͤhnlichen Arbeiten einen betraͤchtlichen Unterſchied wahr- nehme; woraus der Vorzug des kleineren Schlages hervorgeht, falls man nicht beſtaͤndig große Laſten zu ziehen hat; welche, wenn ſie einmal vorkommen, doch durch die Anſpannung mehrerer gezwungen werden koͤnnen. Das haͤufigſte Subſtitut des Hafers, der Rocken, wird, zum halben Maaße oder richtiger, zum halben Gewichte gegeben, daſſelbe leiſten. Einige neh- men das Verhaͤltniß des Rockens zum Hafer bei der Pferdefuͤtterung nur wie 7 : 12 an, geſtehen dann aber, daß ſich ihre Pferde bei jenem beſſer, wie bei dieſem ſtaͤnden. Die Koͤrner der Huͤlſenfruͤchte, Erbſen, Wicken und die der allgemeinen Meinung vorzuͤglich fuͤr Pferde geeigneten Bohnen ſchaͤtzt man in der Fuͤtterung zwar nur dem Rocken gleich. Sie ſind aber beſtimmt ſtaͤrker, wie aus dem, was §. 125. uͤber ihre Nahrungstheile geſagt worden, erhellet, und wie dieje- nigen, welche dieſe Fuͤtterung kennen, beſtaͤtigen. Sie dienen in manchen Ge- genden faſt zur einzigen Fuͤtterung der Pferde, und es iſt insbeſondere unrichtig, was einige behaupten, daß Pferde dabei den freien Athem verloͤren; die Eng- laͤnder geben ſie ohne Bedenken den Wettrennern. Das Vorurtheil fuͤr den Hafer und gegen jedes andre Korn, ſetzt ſich hauptſaͤchlich dadurch feſt, daß man ein jedes Uebel, welches aus ganz andren Urſachen herruͤhrt, wenn es bei einer ſolchen, in einer Gegend ungewoͤhnten Fuͤtterung entſteht, lediglich auf dieſe ſchiebt, und Jahre lang davon erzaͤhlt, da man doch deſſen Grund, wenn Hafer gefuͤttert worden, anderswo wuͤrde geſucht und gefunden haben. Indeſ- ſen iſt das richtig, daß ſtaͤrkeres Futter mit mehrerer Vorſicht gegeben werden muͤſſe, weil bei ſeiner Nahrhaftigkeit die Thiere ſich darin leichter uͤberfreſſen koͤnnen. So entſteht z. B. leicht Gefahr daraus, wenn bei angeſtrengter Ernte-

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/462>, abgerufen am 23.04.2024.