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Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815.

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hat, und die meinige hat es gelöset, mehr als
ich selbst erwartete.

Dies gestehen selbst Bauern, die einen flüch-
tigen Blick hierher geworfen haben, ein, und sie
erstaunen, wenn sie sehen, wie schnell ein Schlag
mit einem Exstirpator, vier Zugthieren und ei-
nem Menschen eingeackert ist. Wer die kostba-
ren Werkzeuge nur hätte! ist ihr Ausruf. Daß
diesen Bauern eine Summe von ein Paar hun-
dert Thalern für Werkzeuge groß vorkomme, ist
natürlich. Aber wenn selbst angesehene Schrift-
steller und Lehrer der Land- und Staats-Wirth-
schaft es für irrig erklären, den Ackerbau fa-
brikmäßig, d. h. mit besseren und mannigfaltigern
Werkzeugen, betreiben zu wollen, des Aufwandes
wegen, den diese Werkzeuge erforderten, so muß
man -- verstummen. Man hat gesagt, ich hätte
schon viele tausend Thaler für Werkzeuge ausgege-
ben. Das mag wahr seyn, denn es war eine
Zeit, wo ich mir von allen Orten her alles kom-
men ließ, was mir gerühmt wurde, und was ich
erhalten konnte, im Großen und in Modellen.
Dies geschah, wie ich eine Wirthschaft von etwa
100 Morgen hatte! Jene Professoren sollten
doch wohl unterscheiden, was um der Kunst und
des Unterrichts, und was um der Wirthschaft

hat, und die meinige hat es geloͤſet, mehr als
ich ſelbſt erwartete.

Dies geſtehen ſelbſt Bauern, die einen fluͤch-
tigen Blick hierher geworfen haben, ein, und ſie
erſtaunen, wenn ſie ſehen, wie ſchnell ein Schlag
mit einem Exſtirpator, vier Zugthieren und ei-
nem Menſchen eingeackert iſt. Wer die koſtba-
ren Werkzeuge nur haͤtte! iſt ihr Ausruf. Daß
dieſen Bauern eine Summe von ein Paar hun-
dert Thalern fuͤr Werkzeuge groß vorkomme, iſt
natuͤrlich. Aber wenn ſelbſt angeſehene Schrift-
ſteller und Lehrer der Land- und Staats-Wirth-
ſchaft es fuͤr irrig erklaͤren, den Ackerbau fa-
brikmaͤßig, d. h. mit beſſeren und mannigfaltigern
Werkzeugen, betreiben zu wollen, des Aufwandes
wegen, den dieſe Werkzeuge erforderten, ſo muß
man — verſtummen. Man hat geſagt, ich haͤtte
ſchon viele tauſend Thaler fuͤr Werkzeuge ausgege-
ben. Das mag wahr ſeyn, denn es war eine
Zeit, wo ich mir von allen Orten her alles kom-
men ließ, was mir geruͤhmt wurde, und was ich
erhalten konnte, im Großen und in Modellen.
Dies geſchah, wie ich eine Wirthſchaft von etwa
100 Morgen hatte! Jene Profeſſoren ſollten
doch wohl unterſcheiden, was um der Kunſt und
des Unterrichts, und was um der Wirthſchaft

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[43/0060] hat, und die meinige hat es geloͤſet, mehr als ich ſelbſt erwartete. Dies geſtehen ſelbſt Bauern, die einen fluͤch- tigen Blick hierher geworfen haben, ein, und ſie erſtaunen, wenn ſie ſehen, wie ſchnell ein Schlag mit einem Exſtirpator, vier Zugthieren und ei- nem Menſchen eingeackert iſt. Wer die koſtba- ren Werkzeuge nur haͤtte! iſt ihr Ausruf. Daß dieſen Bauern eine Summe von ein Paar hun- dert Thalern fuͤr Werkzeuge groß vorkomme, iſt natuͤrlich. Aber wenn ſelbſt angeſehene Schrift- ſteller und Lehrer der Land- und Staats-Wirth- ſchaft es fuͤr irrig erklaͤren, den Ackerbau fa- brikmaͤßig, d. h. mit beſſeren und mannigfaltigern Werkzeugen, betreiben zu wollen, des Aufwandes wegen, den dieſe Werkzeuge erforderten, ſo muß man — verſtummen. Man hat geſagt, ich haͤtte ſchon viele tauſend Thaler fuͤr Werkzeuge ausgege- ben. Das mag wahr ſeyn, denn es war eine Zeit, wo ich mir von allen Orten her alles kom- men ließ, was mir geruͤhmt wurde, und was ich erhalten konnte, im Großen und in Modellen. Dies geſchah, wie ich eine Wirthſchaft von etwa 100 Morgen hatte! Jene Profeſſoren ſollten doch wohl unterſcheiden, was um der Kunſt und des Unterrichts, und was um der Wirthſchaft

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Geschichte meiner Wirthschaft zu Möglin. Berlin, 1815, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_moeglin_1815/60>, abgerufen am 25.04.2024.