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Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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Das 3. Hauptst. von Gott als dem
auch die Heiligung des Sonntags/ und der Ge-
brauch der Sacramenten zu ziehen ist.

36.

Nach diesen ist davon die Frage nicht/
ob unter allen Dingen GOtt nicht am wür-
digsten sey/
daß man ihn durch äußerliche Be-
zeugungen Ehre erweise/ wohin fürnemlich die
argumenta derer/ die den Gottesdienst aus dem
Licht der Natur herleiten wollen/ ihr Absehen
richten. Denn wer wolte so gottloß seyn/ daß
er dieses läugnen wolte/ da doch auch unter denen
Heyden diejenigen/ die göttliche Vorsehung ge-
glaubet/ gewolt ha ben/ daß man Gott bloß we-
gen seiner Vortreffligkeit ehren solte.

37.

Ja es erkennet auch die Vernunfft die-
ses gar wohl/ daß der Mensch schuldig sey
GOtt zu ehren/ wenn GOtt einen äußerli-
chen Gottesdienst von ihnen erfordere/
weil
er aus dem conceptu causae primae, und daß
GOtt den Menschen nebst allen veränderlichen
Geschöpffen aus nichts gemacht/ das Recht Got-
tes erkennet/ daß er hat dem Menschen zu befeh-
len/ und vermöge welches der Mensch schuldig
ist ihm zu gehorchen.

38.

Sondern davon ist nur die Frage: Ob
man aus blosser Vernunfft ohne die gött-
liche Offenbahrung erweisen könne/ daß
GOTT einen äußerlichen Gottesdinst von
dem Menschen verlange?
Und dieses ist es was
wir läugnen/ und durch deutliche Gründe erwei-
sen wollen.

39. Jn

Das 3. Hauptſt. von Gott als dem
auch die Heiligung des Sonntags/ und der Ge-
brauch der Sacramenten zu ziehen iſt.

36.

Nach dieſen iſt davon die Frage nicht/
ob unter allen Dingen GOtt nicht am wuͤr-
digſten ſey/
daß man ihn durch aͤußerliche Be-
zeugungen Ehre erweiſe/ wohin fuͤrnemlich die
argumenta derer/ die den Gottesdienſt aus dem
Licht der Natur herleiten wollen/ ihr Abſehen
richten. Denn wer wolte ſo gottloß ſeyn/ daß
er dieſes laͤugnen wolte/ da doch auch unter denen
Heyden diejenigen/ die goͤttliche Vorſehung ge-
glaubet/ gewolt ha ben/ daß man Gott bloß we-
gen ſeiner Vortreffligkeit ehren ſolte.

37.

Ja es erkennet auch die Vernunfft die-
ſes gar wohl/ daß der Menſch ſchuldig ſey
GOtt zu ehren/ wenn GOtt einen aͤußerli-
chen Gottesdienſt von ihnen erfordere/
weil
er aus dem conceptu cauſæ primæ, und daß
GOtt den Menſchen nebſt allen veraͤnderlichen
Geſchoͤpffen aus nichts gemacht/ das Recht Got-
tes erkennet/ daß er hat dem Menſchen zu befeh-
len/ und vermoͤge welches der Menſch ſchuldig
iſt ihm zu gehorchen.

38.

Sondern davon iſt nur die Frage: Ob
man aus bloſſer Vernunfft ohne die goͤtt-
liche Offenbahrung erweiſen koͤnne/ daß
GOTT einen aͤußerlichen Gottesdinſt von
dem Menſchen verlange?
Und dieſes iſt es was
wir laͤugnen/ und durch deutliche Gruͤnde erwei-
ſen wollen.

39. Jn
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[136/0168] Das 3. Hauptſt. von Gott als dem auch die Heiligung des Sonntags/ und der Ge- brauch der Sacramenten zu ziehen iſt. 36. Nach dieſen iſt davon die Frage nicht/ ob unter allen Dingen GOtt nicht am wuͤr- digſten ſey/ daß man ihn durch aͤußerliche Be- zeugungen Ehre erweiſe/ wohin fuͤrnemlich die argumenta derer/ die den Gottesdienſt aus dem Licht der Natur herleiten wollen/ ihr Abſehen richten. Denn wer wolte ſo gottloß ſeyn/ daß er dieſes laͤugnen wolte/ da doch auch unter denen Heyden diejenigen/ die goͤttliche Vorſehung ge- glaubet/ gewolt ha ben/ daß man Gott bloß we- gen ſeiner Vortreffligkeit ehren ſolte. 37. Ja es erkennet auch die Vernunfft die- ſes gar wohl/ daß der Menſch ſchuldig ſey GOtt zu ehren/ wenn GOtt einen aͤußerli- chen Gottesdienſt von ihnen erfordere/ weil er aus dem conceptu cauſæ primæ, und daß GOtt den Menſchen nebſt allen veraͤnderlichen Geſchoͤpffen aus nichts gemacht/ das Recht Got- tes erkennet/ daß er hat dem Menſchen zu befeh- len/ und vermoͤge welches der Menſch ſchuldig iſt ihm zu gehorchen. 38. Sondern davon iſt nur die Frage: Ob man aus bloſſer Vernunfft ohne die goͤtt- liche Offenbahrung erweiſen koͤnne/ daß GOTT einen aͤußerlichen Gottesdinſt von dem Menſchen verlange? Und dieſes iſt es was wir laͤugnen/ und durch deutliche Gruͤnde erwei- ſen wollen. 39. Jn

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/168>, abgerufen am 29.03.2024.