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Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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Das 4. H. von der vernünfftigen
man alsofort nach der Leibes-Vermischung begierig
ist ehe man noch das Gemüthe der andern Person er-
kennet/ zumahl wenn dieselbe schön ist. n. 54. (2)
Wenn man sich fälschlich beredet man werde zu frie-
den seyn/ wenn man die Vereinigung des Gemüths
erhalten habe. n. 55. (3) Wenn die menschlichen Re-
gungen nach dem Genuß des Leibes mit Gewalt oder
Betrug trachten. n. 56. (4) Wenn man was durch
die Gesetze verbotenes begehret. n. 57. (5) Wenn
man bey diesen Genuß nicht mit Schamhafftigkeit
sich seiner Begierde entlediget. n. 58. Denn Unter-
scheid vernünfftiger und unvernünfftiger Liebe muß
man nicht in dem Unterscheid verheyratheter und un-
verheyratheter Personen suchen. n. 59. Satsamer
Veweiß/ das die vernünfftige Liebe anderer Men-
schen das eintzige Mittel sey glücklich zu werden. n.
60. Ob vernünfftige Liebe ohne Schmertzen/ Unruhe
und empfindliche Freude seyn könne? n. 61. und ob
bey derselben eine Eyffersucht statt finden könne. n. 62.
Wohllust/ Ehre/ Reichthum sind keine Mittel zur wah-
ren Glückseeligkeit zugelangen n. 63. Die Liebe ist
die eintzige Tugend/ und daß rechte Maaß aller Tu-
genden. n. 64. Die Liebe Gottes n. 65. bestehet
nach der natürlichen Erkäntniß in der Liebe anderer
Menschen. n. 66. Die übernatürliche aber gehöret
nicht zur Sitten-Lehre. n. 67. Ob die Liebe des Vie-
hes zur grösten Glückseeligkeit von nöthen sey.
1.

NAchdem wir also die gröste Glücksee-
ligkeit
des Menschen nach ihrem We-
sen/ auch hernach GOtt als den Geber
derselben/ und wie weit die wahre Erkäntniß
von GOtt in der Morale höchstnöthig sey/ be-

trach-
Das 4. H. von der vernuͤnfftigen
man alſofort nach der Leibes-Vermiſchung begierig
iſt ehe man noch das Gemuͤthe der andern Perſon er-
kennet/ zumahl wenn dieſelbe ſchoͤn iſt. n. 54. (2)
Wenn man ſich faͤlſchlich beredet man werde zu frie-
den ſeyn/ wenn man die Vereinigung des Gemuͤths
erhalten habe. n. 55. (3) Wenn die menſchlichen Re-
gungen nach dem Genuß des Leibes mit Gewalt oder
Betrug trachten. n. 56. (4) Wenn man was durch
die Geſetze verbotenes begehret. n. 57. (5) Wenn
man bey dieſen Genuß nicht mit Schamhafftigkeit
ſich ſeiner Begierde entlediget. n. 58. Denn Unter-
ſcheid vernuͤnfftiger und unvernuͤnfftiger Liebe muß
man nicht in dem Unterſcheid verheyratheter und un-
verheyratheter Perſonen ſuchen. n. 59. Satſamer
Veweiß/ das die vernuͤnfftige Liebe anderer Men-
ſchen das eintzige Mittel ſey gluͤcklich zu werden. n.
60. Ob vernuͤnfftige Liebe ohne Schmertzen/ Unruhe
und empfindliche Freude ſeyn koͤnne? n. 61. und ob
bey derſelben eine Eyfferſucht ſtatt finden koͤnne. n. 62.
Wohlluſt/ Ehre/ Reichthum ſind keine Mittel zur wah-
ren Gluͤckſeeligkeit zugelangen n. 63. Die Liebe iſt
die eintzige Tugend/ und daß rechte Maaß aller Tu-
genden. n. 64. Die Liebe Gottes n. 65. beſtehet
nach der natuͤrlichen Erkaͤntniß in der Liebe anderer
Menſchen. n. 66. Die uͤbernatuͤrliche aber gehoͤret
nicht zur Sitten-Lehre. n. 67. Ob die Liebe des Vie-
hes zur groͤſten Gluͤckſeeligkeit von noͤthen ſey.
1.

NAchdem wir alſo die groͤſte Gluͤckſee-
ligkeit
des Menſchen nach ihrem We-
ſen/ auch hernach GOtt als den Geber
derſelben/ und wie weit die wahre Erkaͤntniß
von GOtt in der Morale hoͤchſtnoͤthig ſey/ be-

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[156/0188] Das 4. H. von der vernuͤnfftigen man alſofort nach der Leibes-Vermiſchung begierig iſt ehe man noch das Gemuͤthe der andern Perſon er- kennet/ zumahl wenn dieſelbe ſchoͤn iſt. n. 54. (2) Wenn man ſich faͤlſchlich beredet man werde zu frie- den ſeyn/ wenn man die Vereinigung des Gemuͤths erhalten habe. n. 55. (3) Wenn die menſchlichen Re- gungen nach dem Genuß des Leibes mit Gewalt oder Betrug trachten. n. 56. (4) Wenn man was durch die Geſetze verbotenes begehret. n. 57. (5) Wenn man bey dieſen Genuß nicht mit Schamhafftigkeit ſich ſeiner Begierde entlediget. n. 58. Denn Unter- ſcheid vernuͤnfftiger und unvernuͤnfftiger Liebe muß man nicht in dem Unterſcheid verheyratheter und un- verheyratheter Perſonen ſuchen. n. 59. Satſamer Veweiß/ das die vernuͤnfftige Liebe anderer Men- ſchen das eintzige Mittel ſey gluͤcklich zu werden. n. 60. Ob vernuͤnfftige Liebe ohne Schmertzen/ Unruhe und empfindliche Freude ſeyn koͤnne? n. 61. und ob bey derſelben eine Eyfferſucht ſtatt finden koͤnne. n. 62. Wohlluſt/ Ehre/ Reichthum ſind keine Mittel zur wah- ren Gluͤckſeeligkeit zugelangen n. 63. Die Liebe iſt die eintzige Tugend/ und daß rechte Maaß aller Tu- genden. n. 64. Die Liebe Gottes n. 65. beſtehet nach der natuͤrlichen Erkaͤntniß in der Liebe anderer Menſchen. n. 66. Die uͤbernatuͤrliche aber gehoͤret nicht zur Sitten-Lehre. n. 67. Ob die Liebe des Vie- hes zur groͤſten Gluͤckſeeligkeit von noͤthen ſey. 1. NAchdem wir alſo die groͤſte Gluͤckſee- ligkeit des Menſchen nach ihrem We- ſen/ auch hernach GOtt als den Geber derſelben/ und wie weit die wahre Erkaͤntniß von GOtt in der Morale hoͤchſtnoͤthig ſey/ be- trach-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/188>, abgerufen am 29.03.2024.