Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Das 3. Hauptst. von Gott als dem
brauchen sich des Alten Testaments und derer
ihren Rabbinen geschehenen Offenbahrungen;
Die Türcken fussen auff den Offenbahrungen
ihres Mahomets; Die Heyden haben ihre
Bramines u. s. w. die sie an statt göttlicher Offen-
bahrungen die Lügen des Satans beredet haben.

59.

So ist auch hierbey nicht zu vergessen/ daß
GOtt besage der Kirchen-Historie niemahln ein
von der menschlichen Vernunfft erfundener Got-
tesdienst gefallen habe/ sondern daß er von Anbe-
ginn der Welt dißfalls dem Menschen seinen
Willen geoffenbahret.

60.

Die bißhero erzehlte natürliche wahrhaff-
tige Erkäntniß von GOtt seiner Schöpffung und
Erhaltung dieser irrdischen Dinge/ hat zweyerley
falsche Jrrthümer die ihr entgegen gesetzet seyn/
die Atheisterey und einen abgöttischen Aber-
glauben.

61.

Einen Atheisten nenne ich in Ansehen
der natürlichen Erkäntniß denjenigen/ der GOtt
nicht fürchtet noch vertrauet/ oder sich nach seinen
Willen zu leben nicht schuldig erachtet/ weil er
entweder dafür hält/ man könne von GOtt und
seiner Providenz vermittelst der Vernunfft nichts
gewisses wissen/ und habe dannenhero stetsweh-
rend Ursache daran zu zweiffeln; oder weil er
sich einen solchen Gott Formiret/ der entweder ei-
nem Fato unterwürffig/ oder mit denen Creatu-
ren ein Wesen sey/ und dieselbe als Theile seines
göttlichen Wesens in sich begreiffe.

62. Daß

Das 3. Hauptſt. von Gott als dem
brauchen ſich des Alten Teſtaments und derer
ihren Rabbinen geſchehenen Offenbahrungen;
Die Tuͤrcken fuſſen auff den Offenbahrungen
ihres Mahomets; Die Heyden haben ihre
Bramines u. ſ. w. die ſie an ſtatt goͤttlicher Offen-
bahrungen die Luͤgen des Satans beredet haben.

59.

So iſt auch hierbey nicht zu vergeſſen/ daß
GOtt beſage der Kirchen-Hiſtorie niemahln ein
von der menſchlichen Vernunfft erfundener Got-
tesdienſt gefallen habe/ ſondern daß er von Anbe-
ginn der Welt dißfalls dem Menſchen ſeinen
Willen geoffenbahret.

60.

Die bißhero erzehlte natuͤrliche wahrhaff-
tige Erkaͤntniß von GOtt ſeiner Schoͤpffung und
Erhaltung dieſer irrdiſchen Dinge/ hat zweyerley
falſche Jrrthuͤmer die ihr entgegen geſetzet ſeyn/
die Atheiſterey und einen abgoͤttiſchen Aber-
glauben.

61.

Einen Atheiſten nenne ich in Anſehen
der natuͤrlichen Erkaͤntniß denjenigen/ der GOtt
nicht fuͤrchtet noch vertrauet/ oder ſich nach ſeinen
Willen zu leben nicht ſchuldig erachtet/ weil er
entweder dafuͤr haͤlt/ man koͤnne von GOtt und
ſeiner Providenz vermittelſt der Vernunfft nichts
gewiſſes wiſſen/ und habe dannenhero ſtetsweh-
rend Urſache daran zu zweiffeln; oder weil er
ſich einen ſolchen Gott Formiret/ der entweder ei-
nem Fato unterwuͤrffig/ oder mit denen Creatu-
ren ein Weſen ſey/ und dieſelbe als Theile ſeines
goͤttlichen Weſens in ſich begreiffe.

62. Daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0176" n="144"/><fw place="top" type="header">Das 3. Haupt&#x017F;t. von Gott als dem</fw><lb/>
brauchen &#x017F;ich des <hi rendition="#fr">Alten Te&#x017F;taments</hi> und derer<lb/><hi rendition="#fr">ihren Rabbinen</hi> ge&#x017F;chehenen Offenbahrungen;<lb/>
Die Tu&#x0364;rcken fu&#x017F;&#x017F;en auff den Offenbahrungen<lb/><hi rendition="#fr">ihres Mahomets;</hi> Die Heyden haben ihre<lb/><hi rendition="#aq">Bramines</hi> u. &#x017F;. w. die &#x017F;ie an &#x017F;tatt go&#x0364;ttlicher Offen-<lb/>
bahrungen die Lu&#x0364;gen des Satans beredet haben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>59.</head>
            <p>So i&#x017F;t auch hierbey nicht zu verge&#x017F;&#x017F;en/ daß<lb/>
GOtt be&#x017F;age der Kirchen-Hi&#x017F;torie niemahln ein<lb/>
von der men&#x017F;chlichen Vernunfft erfundener Got-<lb/>
tesdien&#x017F;t gefallen habe/ &#x017F;ondern daß er von Anbe-<lb/>
ginn der Welt dißfalls dem Men&#x017F;chen <hi rendition="#fr">&#x017F;einen<lb/>
Willen geoffenbahret.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>60.</head>
            <p>Die bißhero erzehlte natu&#x0364;rliche wahrhaff-<lb/>
tige Erka&#x0364;ntniß von GOtt &#x017F;einer Scho&#x0364;pffung und<lb/>
Erhaltung die&#x017F;er irrdi&#x017F;chen Dinge/ hat zweyerley<lb/>
fal&#x017F;che Jrrthu&#x0364;mer die ihr entgegen ge&#x017F;etzet &#x017F;eyn/<lb/><hi rendition="#fr">die Athei&#x017F;terey</hi> und einen <hi rendition="#fr">abgo&#x0364;tti&#x017F;chen Aber-<lb/>
glauben.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>61.</head>
            <p>Einen <hi rendition="#fr">Athei&#x017F;ten</hi> nenne ich in An&#x017F;ehen<lb/>
der natu&#x0364;rlichen Erka&#x0364;ntniß denjenigen/ der GOtt<lb/>
nicht fu&#x0364;rchtet noch vertrauet/ oder &#x017F;ich nach &#x017F;einen<lb/>
Willen zu leben nicht &#x017F;chuldig erachtet/ weil er<lb/>
entweder dafu&#x0364;r ha&#x0364;lt/ man ko&#x0364;nne von GOtt und<lb/>
&#x017F;einer <hi rendition="#aq">Providenz</hi> vermittel&#x017F;t der Vernunfft nichts<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;es wi&#x017F;&#x017F;en/ und habe dannenhero &#x017F;tetsweh-<lb/>
rend Ur&#x017F;ache daran zu zweiffeln; oder weil er<lb/>
&#x017F;ich einen &#x017F;olchen Gott <hi rendition="#aq">Formir</hi>et/ der entweder ei-<lb/>
nem <hi rendition="#aq">Fato</hi> unterwu&#x0364;rffig/ oder mit denen Creatu-<lb/>
ren ein We&#x017F;en &#x017F;ey/ und die&#x017F;elbe als Theile &#x017F;eines<lb/>
go&#x0364;ttlichen We&#x017F;ens in &#x017F;ich begreiffe.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">62. Daß</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0176] Das 3. Hauptſt. von Gott als dem brauchen ſich des Alten Teſtaments und derer ihren Rabbinen geſchehenen Offenbahrungen; Die Tuͤrcken fuſſen auff den Offenbahrungen ihres Mahomets; Die Heyden haben ihre Bramines u. ſ. w. die ſie an ſtatt goͤttlicher Offen- bahrungen die Luͤgen des Satans beredet haben. 59. So iſt auch hierbey nicht zu vergeſſen/ daß GOtt beſage der Kirchen-Hiſtorie niemahln ein von der menſchlichen Vernunfft erfundener Got- tesdienſt gefallen habe/ ſondern daß er von Anbe- ginn der Welt dißfalls dem Menſchen ſeinen Willen geoffenbahret. 60. Die bißhero erzehlte natuͤrliche wahrhaff- tige Erkaͤntniß von GOtt ſeiner Schoͤpffung und Erhaltung dieſer irrdiſchen Dinge/ hat zweyerley falſche Jrrthuͤmer die ihr entgegen geſetzet ſeyn/ die Atheiſterey und einen abgoͤttiſchen Aber- glauben. 61. Einen Atheiſten nenne ich in Anſehen der natuͤrlichen Erkaͤntniß denjenigen/ der GOtt nicht fuͤrchtet noch vertrauet/ oder ſich nach ſeinen Willen zu leben nicht ſchuldig erachtet/ weil er entweder dafuͤr haͤlt/ man koͤnne von GOtt und ſeiner Providenz vermittelſt der Vernunfft nichts gewiſſes wiſſen/ und habe dannenhero ſtetsweh- rend Urſache daran zu zweiffeln; oder weil er ſich einen ſolchen Gott Formiret/ der entweder ei- nem Fato unterwuͤrffig/ oder mit denen Creatu- ren ein Weſen ſey/ und dieſelbe als Theile ſeines goͤttlichen Weſens in ſich begreiffe. 62. Daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/176
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/176>, abgerufen am 29.03.2024.