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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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14.
Ob mein Beginnen nun so straffbar sey zu nennen: Daß ich deswegen gar das N. N. räumen muß? Laß der honneten Welt, ich über zu erkennen: Die spreche: ob ich hab verdient des Rathes-Schluß! Doch will ich GOtt zugleich in diesen streitgen Sachen: Zum Rächer jetzo hier: und dort zum Richter machen.
15.
Ich werd indessen nicht den hohen Rath verwunden, Wann ich schreib: daß durch sie, das Gast-Recht sey verletzt: Ich hab' in ihrer Stadt, nicht das Gesetz gefunden: Dadurch ein Fremder wird in Sicherheit gesetzt; Beglückte Fremdlinge! die bey den Türcken sitzen. Weil sie dieselbige mit mehrerm Nachdruck schützen.
16.
Der Rath: kan ja die Rott verstockter Juden dulden: Ob unsern Heyland gleich derselben Mund verhöhnt; Mich aber hassen sie, ohn Ursach und verschulden: Obwohl ich bin wie sie, durch Christi Blut versöhnt. Wer also Christum schmäht; der kan in N. N. blühen! Wer aber Christum liebt: der muß aus N. N. ziehen!
17.
Die Gegenpart: will zwar mir ohne scheu vorwerffen: Mein Buch wär seandalös: ich selbst ein Atheist Den Rathschluß, hätte man dahero müssen schärffen: Weil jede Sünde müst seyn nach Verdienst gebüßt. Ich antwort kurtz: der Mensch, so einen GOtt erkennet, Wird mit Beleidigung ein Atheist genennet.
18.
Doch endlich auch gesetzt: ich wär in solchem Orden. (Wiewohl ich gantz vernein die Atheisterey) Wär ich dann gleich dadurch zu einem Unmensch worden: Dem in der Stadt zu seyn, nicht bliebe länger frey? Der Eindruck der Natur: will daß der Menschheit Pflichten. Mann gegen alle soll, die Menschen seyn, entrichten.
14.
Ob mein Beginnen nun so straffbar sey zu nennen: Daß ich deswegen gar das N. N. räumen muß? Laß der honneten Welt, ich über zu erkennen: Die spreche: ob ich hab verdient des Rathes-Schluß! Doch will ich GOtt zugleich in diesen streitgen Sachen: Zum Rächer jetzo hier: und dort zum Richter machen.
15.
Ich werd indessen nicht den hohen Rath verwunden, Wann ich schreib: daß durch sie, das Gast-Recht sey verletzt: Ich hab’ in ihrer Stadt, nicht das Gesetz gefunden: Dadurch ein Fremder wird in Sicherheit gesetzt; Beglückte Fremdlinge! die bey den Türcken sitzen. Weil sie dieselbige mit mehrerm Nachdruck schützen.
16.
Der Rath: kan ja die Rott verstockter Juden dulden: Ob unsern Heyland gleich derselben Mund verhöhnt; Mich aber hassen sie, ohn Ursach und verschulden: Obwohl ich bin wie sie, durch Christi Blut versöhnt. Wer also Christum schmäht; der kan in N. N. blühen! Wer aber Christum liebt: der muß aus N. N. ziehen!
17.
Die Gegenpart: will zwar mir ohne scheu vorwerffen: Mein Buch wär seandalös: ich selbst ein Atheist Den Rathschluß, hätte man dahero müssen schärffen: Weil jede Sünde müst seyn nach Verdienst gebüßt. Ich antwort kurtz: der Mensch, so einen GOtt erkennet, Wird mit Beleidigung ein Atheist genennet.
18.
Doch endlich auch gesetzt: ich wär in solchem Orden. (Wiewohl ich gantz vernein die Atheisterey) Wär ich dann gleich dadurch zu einem Unmensch worden: Dem in der Stadt zu seyn, nicht bliebe länger frey? Der Eindruck der Natur: will daß der Menschheit Pflichten. Mann gegen alle soll, die Menschen seyn, entrichten.
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[337/0353] 14. Ob mein Beginnen nun so straffbar sey zu nennen: Daß ich deswegen gar das N. N. räumen muß? Laß der honneten Welt, ich über zu erkennen: Die spreche: ob ich hab verdient des Rathes-Schluß! Doch will ich GOtt zugleich in diesen streitgen Sachen: Zum Rächer jetzo hier: und dort zum Richter machen. 15. Ich werd indessen nicht den hohen Rath verwunden, Wann ich schreib: daß durch sie, das Gast-Recht sey verletzt: Ich hab’ in ihrer Stadt, nicht das Gesetz gefunden: Dadurch ein Fremder wird in Sicherheit gesetzt; Beglückte Fremdlinge! die bey den Türcken sitzen. Weil sie dieselbige mit mehrerm Nachdruck schützen. 16. Der Rath: kan ja die Rott verstockter Juden dulden: Ob unsern Heyland gleich derselben Mund verhöhnt; Mich aber hassen sie, ohn Ursach und verschulden: Obwohl ich bin wie sie, durch Christi Blut versöhnt. Wer also Christum schmäht; der kan in N. N. blühen! Wer aber Christum liebt: der muß aus N. N. ziehen! 17. Die Gegenpart: will zwar mir ohne scheu vorwerffen: Mein Buch wär seandalös: ich selbst ein Atheist Den Rathschluß, hätte man dahero müssen schärffen: Weil jede Sünde müst seyn nach Verdienst gebüßt. Ich antwort kurtz: der Mensch, so einen GOtt erkennet, Wird mit Beleidigung ein Atheist genennet. 18. Doch endlich auch gesetzt: ich wär in solchem Orden. (Wiewohl ich gantz vernein die Atheisterey) Wär ich dann gleich dadurch zu einem Unmensch worden: Dem in der Stadt zu seyn, nicht bliebe länger frey? Der Eindruck der Natur: will daß der Menschheit Pflichten. Mann gegen alle soll, die Menschen seyn, entrichten.

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-23T14:00:00Z)
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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/353>, abgerufen am 28.03.2024.