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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

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barkeit, während die M. W. nur 43 prct. der Ackerfläche
mit Getreide bestellen darf, wenn sie sich in und durch
sich selbst in gleicher Kraft erhalten soll.

Die Belgen erreichen dies Resultat dadurch, daß sie

1) den Klee, als die wichtigste dungerzeugende Frucht,
in einen eben so reichen Boden bringen, als das
Winterkorn selbst, während die Mecklenburger ihre
Weide nur in solche Schläge nehmen, die durch drei
Kornsaaten bereits einen großen Theil ihres Reich-
thums verloren haben;
2) daß sie den Klee nicht vom Vieh abweiden lassen,
wodurch sonst eine bis auf die Hälfte verminderte
Kleeproduktion, und eine ungefähr um ein Drittel
verminderte Dungerzeugung entstehen würde, sondern
ihn abmähen und mit dem Vieh auf dem Stall ver-
füttern -- und diese beiden Ursachen zusammen be-
wirken, daß der einzige belgische Kleeschlag = 20
prct. der Ackerfläche in der Dungerzeugung den drei
mecklenburgischen Weideschlägen = 43 prct. der Acker-
fläche fast gleich kommt;
3) daß sie die Stoppel des Wintergetreides noch in
demselben Jahre mit Rüben bestellen, und so von
demselben Felde nach der aussaugenden Halmfrucht
noch eine Frucht gewinnen, die mehr Dung wieder-
gibt, als sie dem Acker entnommen hat.

Meine Berechnungen über den Geldertrag und die
Kosten, so wie über die Dungkonsumtion und den Dung-
ersatz der einzelnen Schläge -- die ich gerne vorgelegt
hätte, um das prüfende und berichtigende Urtheil des Pub-
likums darüber zu vernehmen, die ich hier aber nicht mit-
theilen kann, weil sie zu vieler Erörterungen und Erklä-
rungen bedürften, und dadurch zu vielen Raum einneh-
men würden -- ergeben, daß der Kartoffelnschlag von
10000 #R. durch den Werth, den die Kartoffeln als Vieh-

barkeit, waͤhrend die M. W. nur 43 prct. der Ackerflaͤche
mit Getreide beſtellen darf, wenn ſie ſich in und durch
ſich ſelbſt in gleicher Kraft erhalten ſoll.

Die Belgen erreichen dies Reſultat dadurch, daß ſie

1) den Klee, als die wichtigſte dungerzeugende Frucht,
in einen eben ſo reichen Boden bringen, als das
Winterkorn ſelbſt, waͤhrend die Mecklenburger ihre
Weide nur in ſolche Schlaͤge nehmen, die durch drei
Kornſaaten bereits einen großen Theil ihres Reich-
thums verloren haben;
2) daß ſie den Klee nicht vom Vieh abweiden laſſen,
wodurch ſonſt eine bis auf die Haͤlfte verminderte
Kleeproduktion, und eine ungefaͤhr um ein Drittel
verminderte Dungerzeugung entſtehen wuͤrde, ſondern
ihn abmaͤhen und mit dem Vieh auf dem Stall ver-
fuͤttern — und dieſe beiden Urſachen zuſammen be-
wirken, daß der einzige belgiſche Kleeſchlag = 20
prct. der Ackerflaͤche in der Dungerzeugung den drei
mecklenburgiſchen Weideſchlaͤgen = 43 prct. der Acker-
flaͤche faſt gleich kommt;
3) daß ſie die Stoppel des Wintergetreides noch in
demſelben Jahre mit Ruͤben beſtellen, und ſo von
demſelben Felde nach der ausſaugenden Halmfrucht
noch eine Frucht gewinnen, die mehr Dung wieder-
gibt, als ſie dem Acker entnommen hat.

Meine Berechnungen uͤber den Geldertrag und die
Koſten, ſo wie uͤber die Dungkonſumtion und den Dung-
erſatz der einzelnen Schlaͤge — die ich gerne vorgelegt
haͤtte, um das pruͤfende und berichtigende Urtheil des Pub-
likums daruͤber zu vernehmen, die ich hier aber nicht mit-
theilen kann, weil ſie zu vieler Eroͤrterungen und Erklaͤ-
rungen beduͤrften, und dadurch zu vielen Raum einneh-
men wuͤrden — ergeben, daß der Kartoffelnſchlag von
10000 □R. durch den Werth, den die Kartoffeln als Vieh-

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[104/0118] barkeit, waͤhrend die M. W. nur 43 prct. der Ackerflaͤche mit Getreide beſtellen darf, wenn ſie ſich in und durch ſich ſelbſt in gleicher Kraft erhalten ſoll. Die Belgen erreichen dies Reſultat dadurch, daß ſie 1) den Klee, als die wichtigſte dungerzeugende Frucht, in einen eben ſo reichen Boden bringen, als das Winterkorn ſelbſt, waͤhrend die Mecklenburger ihre Weide nur in ſolche Schlaͤge nehmen, die durch drei Kornſaaten bereits einen großen Theil ihres Reich- thums verloren haben; 2) daß ſie den Klee nicht vom Vieh abweiden laſſen, wodurch ſonſt eine bis auf die Haͤlfte verminderte Kleeproduktion, und eine ungefaͤhr um ein Drittel verminderte Dungerzeugung entſtehen wuͤrde, ſondern ihn abmaͤhen und mit dem Vieh auf dem Stall ver- fuͤttern — und dieſe beiden Urſachen zuſammen be- wirken, daß der einzige belgiſche Kleeſchlag = 20 prct. der Ackerflaͤche in der Dungerzeugung den drei mecklenburgiſchen Weideſchlaͤgen = 43 prct. der Acker- flaͤche faſt gleich kommt; 3) daß ſie die Stoppel des Wintergetreides noch in demſelben Jahre mit Ruͤben beſtellen, und ſo von demſelben Felde nach der ausſaugenden Halmfrucht noch eine Frucht gewinnen, die mehr Dung wieder- gibt, als ſie dem Acker entnommen hat. Meine Berechnungen uͤber den Geldertrag und die Koſten, ſo wie uͤber die Dungkonſumtion und den Dung- erſatz der einzelnen Schlaͤge — die ich gerne vorgelegt haͤtte, um das pruͤfende und berichtigende Urtheil des Pub- likums daruͤber zu vernehmen, die ich hier aber nicht mit- theilen kann, weil ſie zu vieler Eroͤrterungen und Erklaͤ- rungen beduͤrften, und dadurch zu vielen Raum einneh- men wuͤrden — ergeben, daß der Kartoffelnſchlag von 10000 □R. durch den Werth, den die Kartoffeln als Vieh-

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Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/118>, abgerufen am 29.03.2024.