Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite

preisen, als auch durch die stuffenweise Erhöhung des
Reichthums im Boden, drei verschiedene Wirthschaftssy-
steme, nämlich Dreifelder- Koppel- und Fruchtwechsel-
wirthschaft nothwendig werden.

Die charakteristischen Merkmale dieser Wirthschaftssy-
steme in der Beziehung, worin wir sie hier betrachten, sind:

a. Für die Dreifelderwirthschaft,
1) ein Theil des Feldes liegt beständig zur Weide,
2) der dritte Theil des Ackers ist jährlich reine Brache,
3) aller Dung wird nach der reinen Brache gebracht.
b. Für die Koppelwirthschaft,
1) die gesammte Ackerfläche wird wechselsweise zum Ge-
treidebau und zur Weide benutzt,
2) in jedem Umlauf kommt eine reine Dreesch-
brache
vor,
3) aller Dung wird nach der Brache gebracht,
4) die Kornsaaten werden ohne Unterbrechung nach ein-
ander genommen, und die Weide kommt nach den
Kornsaaten in die Schläge, die den geringsten Reich-
thum enthalten.
c. Für die Fruchtwechselwirthschaft,
1) aller Acker trägt Früchte und es findet keine reine
Brache statt,
2) die Düngung wird zu Futtergewächsen verwandt, und
diese kommen in diejenigen Schläge die den höchsten
Reichthum enthalten,
3) Kornsaaten und Futtergewächse wechseln mit ein-
ander ab.

Diese Wirthschaftssysteme sind nun aber sehr vieler
Modificationen fähig, indem eine der charakteristischen
Eigenschaften des einen Systems aufgeopfert und dafür
eine Eigenschaft des andern Systems aufgenommen wer-
den kann. Es entstehen dadurch gemischte Wirthschaften,
die in der Mitte zwischen den reinen Formen stehen, und

preiſen, als auch durch die ſtuffenweiſe Erhoͤhung des
Reichthums im Boden, drei verſchiedene Wirthſchaftsſy-
ſteme, naͤmlich Dreifelder- Koppel- und Fruchtwechſel-
wirthſchaft nothwendig werden.

Die charakteriſtiſchen Merkmale dieſer Wirthſchaftsſy-
ſteme in der Beziehung, worin wir ſie hier betrachten, ſind:

a. Fuͤr die Dreifelderwirthſchaft,
1) ein Theil des Feldes liegt beſtaͤndig zur Weide,
2) der dritte Theil des Ackers iſt jaͤhrlich reine Brache,
3) aller Dung wird nach der reinen Brache gebracht.
b. Fuͤr die Koppelwirthſchaft,
1) die geſammte Ackerflaͤche wird wechſelsweiſe zum Ge-
treidebau und zur Weide benutzt,
2) in jedem Umlauf kommt eine reine Dreeſch-
brache
vor,
3) aller Dung wird nach der Brache gebracht,
4) die Kornſaaten werden ohne Unterbrechung nach ein-
ander genommen, und die Weide kommt nach den
Kornſaaten in die Schlaͤge, die den geringſten Reich-
thum enthalten.
c. Fuͤr die Fruchtwechſelwirthſchaft,
1) aller Acker traͤgt Fruͤchte und es findet keine reine
Brache ſtatt,
2) die Duͤngung wird zu Futtergewaͤchſen verwandt, und
dieſe kommen in diejenigen Schlaͤge die den hoͤchſten
Reichthum enthalten,
3) Kornſaaten und Futtergewaͤchſe wechſeln mit ein-
ander ab.

Dieſe Wirthſchaftsſyſteme ſind nun aber ſehr vieler
Modificationen faͤhig, indem eine der charakteriſtiſchen
Eigenſchaften des einen Syſtems aufgeopfert und dafuͤr
eine Eigenſchaft des andern Syſtems aufgenommen wer-
den kann. Es entſtehen dadurch gemiſchte Wirthſchaften,
die in der Mitte zwiſchen den reinen Formen ſtehen, und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0135" n="121"/>
prei&#x017F;en, als auch durch die &#x017F;tuffenwei&#x017F;e Erho&#x0364;hung des<lb/>
Reichthums im Boden, drei ver&#x017F;chiedene Wirth&#x017F;chafts&#x017F;y-<lb/>
&#x017F;teme, na&#x0364;mlich Dreifelder- Koppel- und Fruchtwech&#x017F;el-<lb/>
wirth&#x017F;chaft nothwendig werden.</p><lb/>
            <p>Die charakteri&#x017F;ti&#x017F;chen Merkmale die&#x017F;er Wirth&#x017F;chafts&#x017F;y-<lb/>
&#x017F;teme in der Beziehung, worin wir &#x017F;ie hier betrachten, &#x017F;ind:</p><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">a.</hi> Fu&#x0364;r die Dreifelderwirth&#x017F;chaft,</head><lb/>
              <list>
                <item>1) ein Theil des Feldes liegt be&#x017F;ta&#x0364;ndig zur Weide,</item><lb/>
                <item>2) der dritte Theil des Ackers i&#x017F;t ja&#x0364;hrlich reine Brache,</item><lb/>
                <item>3) aller Dung wird nach der reinen Brache gebracht.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">b.</hi> Fu&#x0364;r die Koppelwirth&#x017F;chaft,</head><lb/>
              <list>
                <item>1) die ge&#x017F;ammte Ackerfla&#x0364;che wird wech&#x017F;elswei&#x017F;e zum Ge-<lb/>
treidebau und zur Weide benutzt,</item><lb/>
                <item>2) in jedem Umlauf kommt <hi rendition="#g">eine reine Dree&#x017F;ch-<lb/>
brache</hi> vor,</item><lb/>
                <item>3) aller Dung wird nach der Brache gebracht,</item><lb/>
                <item>4) die Korn&#x017F;aaten werden ohne Unterbrechung nach ein-<lb/>
ander genommen, und die Weide kommt nach den<lb/>
Korn&#x017F;aaten in die Schla&#x0364;ge, die den gering&#x017F;ten Reich-<lb/>
thum enthalten.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">c.</hi> Fu&#x0364;r die Fruchtwech&#x017F;elwirth&#x017F;chaft,</head><lb/>
              <list>
                <item>1) aller Acker tra&#x0364;gt Fru&#x0364;chte und es findet keine reine<lb/>
Brache &#x017F;tatt,</item><lb/>
                <item>2) die Du&#x0364;ngung wird zu Futtergewa&#x0364;ch&#x017F;en verwandt, und<lb/>
die&#x017F;e kommen in diejenigen Schla&#x0364;ge die den ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Reichthum enthalten,</item><lb/>
                <item>3) Korn&#x017F;aaten und Futtergewa&#x0364;ch&#x017F;e wech&#x017F;eln mit ein-<lb/>
ander ab.</item>
              </list><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Wirth&#x017F;chafts&#x017F;y&#x017F;teme &#x017F;ind nun aber &#x017F;ehr vieler<lb/>
Modificationen fa&#x0364;hig, indem eine der charakteri&#x017F;ti&#x017F;chen<lb/>
Eigen&#x017F;chaften des einen Sy&#x017F;tems aufgeopfert und dafu&#x0364;r<lb/>
eine Eigen&#x017F;chaft des andern Sy&#x017F;tems aufgenommen wer-<lb/>
den kann. Es ent&#x017F;tehen dadurch gemi&#x017F;chte Wirth&#x017F;chaften,<lb/>
die in der Mitte zwi&#x017F;chen den reinen Formen &#x017F;tehen, und<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0135] preiſen, als auch durch die ſtuffenweiſe Erhoͤhung des Reichthums im Boden, drei verſchiedene Wirthſchaftsſy- ſteme, naͤmlich Dreifelder- Koppel- und Fruchtwechſel- wirthſchaft nothwendig werden. Die charakteriſtiſchen Merkmale dieſer Wirthſchaftsſy- ſteme in der Beziehung, worin wir ſie hier betrachten, ſind: a. Fuͤr die Dreifelderwirthſchaft, 1) ein Theil des Feldes liegt beſtaͤndig zur Weide, 2) der dritte Theil des Ackers iſt jaͤhrlich reine Brache, 3) aller Dung wird nach der reinen Brache gebracht. b. Fuͤr die Koppelwirthſchaft, 1) die geſammte Ackerflaͤche wird wechſelsweiſe zum Ge- treidebau und zur Weide benutzt, 2) in jedem Umlauf kommt eine reine Dreeſch- brache vor, 3) aller Dung wird nach der Brache gebracht, 4) die Kornſaaten werden ohne Unterbrechung nach ein- ander genommen, und die Weide kommt nach den Kornſaaten in die Schlaͤge, die den geringſten Reich- thum enthalten. c. Fuͤr die Fruchtwechſelwirthſchaft, 1) aller Acker traͤgt Fruͤchte und es findet keine reine Brache ſtatt, 2) die Duͤngung wird zu Futtergewaͤchſen verwandt, und dieſe kommen in diejenigen Schlaͤge die den hoͤchſten Reichthum enthalten, 3) Kornſaaten und Futtergewaͤchſe wechſeln mit ein- ander ab. Dieſe Wirthſchaftsſyſteme ſind nun aber ſehr vieler Modificationen faͤhig, indem eine der charakteriſtiſchen Eigenſchaften des einen Syſtems aufgeopfert und dafuͤr eine Eigenſchaft des andern Syſtems aufgenommen wer- den kann. Es entſtehen dadurch gemiſchte Wirthſchaften, die in der Mitte zwiſchen den reinen Formen ſtehen, und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/135
Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/135>, abgerufen am 25.04.2024.