Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
Niveau liegt -- indem dieser Acker sehr schwierig
zu bestellen ist, und einen höchst mißlichen Ertrag
giebt;
6. der mit vielen in spitzen Winkeln zusammenlaufen-
den Gräben durchschnitten ist, wodurch alle Bestel-
lungsarbeiten gar sehr verzögert werden;
7. der viele Steine enthält;
8. der von hohem Holz umgeben ist, u. s. w.

Es möchte sehr schwierig seyn, auch nur ein einzi-
ges Gut von bedeutendem Umfange nachzuweisen, in
welchem sich kein Acker findet, der den einen oder andern
der angeführten Mängel trägt, und deshalb einen gerin-
gen Werth hat. Auf den mehrsten Gütern kömmt der
Acker von dieser Art in bedeutender Menge vor; und in
manchen Gegenden ist dieser Acker überwiegend, und der
von höherm Werth zeigt sich nur als Ausnahme, gewöhn-
lich in der Nähe der Dörfer.

Durch eine neue Abgabe wird nun die Landrente ei-
nes solchen Bodens, der bisher einen geringen Reinertrag
gegeben hat, auf 0 oder unter 0 gebracht.

Jedes Gut muß oder sollte doch dann die Kultur
dieses Bodens aufgeben und sich auf den Anbau des bes-
sern Ackers, der auch nach der Einführung der Abgabe
noch eine Landrente giebt, beschränken.

So wie in dem isolirten Staat die Wirkung der Ab-
gabe sich dadurch im Großen zeigt, daß die ganze ent-
fernte Gegend wüst liegen bleibt; so äußert sich dies
hier im Kleinen auf jedem einzelnen Gut, wo der ent-
fernteste oder schlechteste Acker unangebauet bleibt.

Ob nun aber der fünfte Theil aller Güter eines
Landes für die Kultur verschwindet, oder ob von jedem
Gut der fünfte Theil aufgeopfert wird, kann auf die
Verminderung der Bevölkerung und des Nationalvermö-
gens nur eine und dieselbe Wirkung äußern.


Niveau liegt — indem dieſer Acker ſehr ſchwierig
zu beſtellen iſt, und einen hoͤchſt mißlichen Ertrag
giebt;
6. der mit vielen in ſpitzen Winkeln zuſammenlaufen-
den Graͤben durchſchnitten iſt, wodurch alle Beſtel-
lungsarbeiten gar ſehr verzoͤgert werden;
7. der viele Steine enthaͤlt;
8. der von hohem Holz umgeben iſt, u. ſ. w.

Es moͤchte ſehr ſchwierig ſeyn, auch nur ein einzi-
ges Gut von bedeutendem Umfange nachzuweiſen, in
welchem ſich kein Acker findet, der den einen oder andern
der angefuͤhrten Maͤngel traͤgt, und deshalb einen gerin-
gen Werth hat. Auf den mehrſten Guͤtern koͤmmt der
Acker von dieſer Art in bedeutender Menge vor; und in
manchen Gegenden iſt dieſer Acker uͤberwiegend, und der
von hoͤherm Werth zeigt ſich nur als Ausnahme, gewoͤhn-
lich in der Naͤhe der Doͤrfer.

Durch eine neue Abgabe wird nun die Landrente ei-
nes ſolchen Bodens, der bisher einen geringen Reinertrag
gegeben hat, auf 0 oder unter 0 gebracht.

Jedes Gut muß oder ſollte doch dann die Kultur
dieſes Bodens aufgeben und ſich auf den Anbau des beſ-
ſern Ackers, der auch nach der Einfuͤhrung der Abgabe
noch eine Landrente giebt, beſchraͤnken.

So wie in dem iſolirten Staat die Wirkung der Ab-
gabe ſich dadurch im Großen zeigt, daß die ganze ent-
fernte Gegend wuͤſt liegen bleibt; ſo aͤußert ſich dies
hier im Kleinen auf jedem einzelnen Gut, wo der ent-
fernteſte oder ſchlechteſte Acker unangebauet bleibt.

Ob nun aber der fuͤnfte Theil aller Guͤter eines
Landes fuͤr die Kultur verſchwindet, oder ob von jedem
Gut der fuͤnfte Theil aufgeopfert wird, kann auf die
Verminderung der Bevoͤlkerung und des Nationalvermoͤ-
gens nur eine und dieſelbe Wirkung aͤußern.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0274" n="260"/>
Niveau liegt &#x2014; indem die&#x017F;er Acker &#x017F;ehr &#x017F;chwierig<lb/>
zu be&#x017F;tellen i&#x017F;t, und einen ho&#x0364;ch&#x017F;t mißlichen Ertrag<lb/>
giebt;</item><lb/>
              <item>6. der mit vielen in &#x017F;pitzen Winkeln zu&#x017F;ammenlaufen-<lb/>
den Gra&#x0364;ben durch&#x017F;chnitten i&#x017F;t, wodurch alle Be&#x017F;tel-<lb/>
lungsarbeiten gar &#x017F;ehr verzo&#x0364;gert werden;</item><lb/>
              <item>7. der viele Steine entha&#x0364;lt;</item><lb/>
              <item>8. der von hohem Holz umgeben i&#x017F;t, u. &#x017F;. w.</item>
            </list><lb/>
            <p>Es mo&#x0364;chte &#x017F;ehr &#x017F;chwierig &#x017F;eyn, auch nur ein einzi-<lb/>
ges Gut von bedeutendem Umfange nachzuwei&#x017F;en, in<lb/>
welchem &#x017F;ich kein Acker findet, der den einen oder andern<lb/>
der angefu&#x0364;hrten Ma&#x0364;ngel tra&#x0364;gt, und deshalb einen gerin-<lb/>
gen Werth hat. Auf den mehr&#x017F;ten Gu&#x0364;tern ko&#x0364;mmt der<lb/>
Acker von die&#x017F;er Art in bedeutender Menge vor; und in<lb/>
manchen Gegenden i&#x017F;t die&#x017F;er Acker u&#x0364;berwiegend, und der<lb/>
von ho&#x0364;herm Werth zeigt &#x017F;ich nur als Ausnahme, gewo&#x0364;hn-<lb/>
lich in der Na&#x0364;he der Do&#x0364;rfer.</p><lb/>
            <p>Durch eine neue Abgabe wird nun die Landrente ei-<lb/>
nes &#x017F;olchen Bodens, der bisher einen geringen Reinertrag<lb/>
gegeben hat, auf 0 oder unter 0 gebracht.</p><lb/>
            <p>Jedes Gut muß oder &#x017F;ollte doch dann die Kultur<lb/>
die&#x017F;es Bodens aufgeben und &#x017F;ich auf den Anbau des be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern Ackers, der auch nach der Einfu&#x0364;hrung der Abgabe<lb/>
noch eine Landrente giebt, be&#x017F;chra&#x0364;nken.</p><lb/>
            <p>So wie in dem i&#x017F;olirten Staat die Wirkung der Ab-<lb/>
gabe &#x017F;ich dadurch im Großen zeigt, daß die ganze ent-<lb/>
fernte Gegend wu&#x0364;&#x017F;t liegen bleibt; &#x017F;o a&#x0364;ußert &#x017F;ich dies<lb/>
hier im Kleinen auf jedem einzelnen Gut, wo der ent-<lb/>
fernte&#x017F;te oder &#x017F;chlechte&#x017F;te Acker unangebauet bleibt.</p><lb/>
            <p>Ob nun aber der fu&#x0364;nfte Theil aller Gu&#x0364;ter eines<lb/>
Landes fu&#x0364;r die Kultur ver&#x017F;chwindet, oder ob von jedem<lb/>
Gut der fu&#x0364;nfte Theil aufgeopfert wird, kann auf die<lb/>
Verminderung der Bevo&#x0364;lkerung und des Nationalvermo&#x0364;-<lb/>
gens nur eine und die&#x017F;elbe Wirkung a&#x0364;ußern.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0274] Niveau liegt — indem dieſer Acker ſehr ſchwierig zu beſtellen iſt, und einen hoͤchſt mißlichen Ertrag giebt; 6. der mit vielen in ſpitzen Winkeln zuſammenlaufen- den Graͤben durchſchnitten iſt, wodurch alle Beſtel- lungsarbeiten gar ſehr verzoͤgert werden; 7. der viele Steine enthaͤlt; 8. der von hohem Holz umgeben iſt, u. ſ. w. Es moͤchte ſehr ſchwierig ſeyn, auch nur ein einzi- ges Gut von bedeutendem Umfange nachzuweiſen, in welchem ſich kein Acker findet, der den einen oder andern der angefuͤhrten Maͤngel traͤgt, und deshalb einen gerin- gen Werth hat. Auf den mehrſten Guͤtern koͤmmt der Acker von dieſer Art in bedeutender Menge vor; und in manchen Gegenden iſt dieſer Acker uͤberwiegend, und der von hoͤherm Werth zeigt ſich nur als Ausnahme, gewoͤhn- lich in der Naͤhe der Doͤrfer. Durch eine neue Abgabe wird nun die Landrente ei- nes ſolchen Bodens, der bisher einen geringen Reinertrag gegeben hat, auf 0 oder unter 0 gebracht. Jedes Gut muß oder ſollte doch dann die Kultur dieſes Bodens aufgeben und ſich auf den Anbau des beſ- ſern Ackers, der auch nach der Einfuͤhrung der Abgabe noch eine Landrente giebt, beſchraͤnken. So wie in dem iſolirten Staat die Wirkung der Ab- gabe ſich dadurch im Großen zeigt, daß die ganze ent- fernte Gegend wuͤſt liegen bleibt; ſo aͤußert ſich dies hier im Kleinen auf jedem einzelnen Gut, wo der ent- fernteſte oder ſchlechteſte Acker unangebauet bleibt. Ob nun aber der fuͤnfte Theil aller Guͤter eines Landes fuͤr die Kultur verſchwindet, oder ob von jedem Gut der fuͤnfte Theil aufgeopfert wird, kann auf die Verminderung der Bevoͤlkerung und des Nationalvermoͤ- gens nur eine und dieſelbe Wirkung aͤußern.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/274
Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/274>, abgerufen am 29.03.2024.