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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

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Daß aber eine noch höhere Dungproduktion möglich
ist, liegt klar vor Augen; denn

1) hat die K. W. noch eine reine Brache, welche zwar
in manchen andern Beziehungen sehr nützlich ist, zur
Dungvermehrung selbst aber sehr wenig beiträgt, in-
dem sie nur den 5ten Theil des Dungs, den die
Weide erzeugt, hervorbringt;
2) ist die Weide selbst bei weitem nicht so produktiv,
als sie seyn könnte, indem sie immer in die Schläge
kommt, die schon drei Kornsaaten nach der Düngung
getragen haben, und deshalb auf einer geringen
Stuffe des Reichthums stehen.

Der Nutzen der Brache besteht hauptsächlich in Fol-
gendem:

1) wird der Dreesch durch die Brache mit den gering-
sten Arbeitskosten zur Aufnahme der Wintersaat taug-
lich gemacht; denn man kann zwar den Dreesch auch
durch die Frühjahrsbearbeitung mürbe machen, aber
dies ist mit einer großen Arbeitsvermehrung ver-
bunden, und kostet 30 bis 50 prct. mehr als die
regelmäßige Brachbearbeitung im Sommer, wo die
Rasenfäulniß der Bearbeitung zu Hülfe kommt;
2) wird der Dung- und Humusgehalt des Bodens
durch die Brache in eine so große Wirksamkeit ge-
setzt, daß dies durch keine Vorfrucht in dem Grade
zu erreichen ist.

So wird z. B. ein Boden, der nach der Brache 6
Körner an Rocken trägt, nach grün abgemähten Wicken,
nur ungefähr 5 Körner geben. Daß einzelne Jahre und
gewisse Bodenarten hievon eine Ausnahme machen, kann
die Regel nicht umstoßen, daß die Brache die beste Vor-
bereitung zur Wintersaat ist; wohl aber wird das Ver-
hältniß in Zahlen ausgesprochen (hier wie 6 zu 5 ange-

6*

Daß aber eine noch hoͤhere Dungproduktion moͤglich
iſt, liegt klar vor Augen; denn

1) hat die K. W. noch eine reine Brache, welche zwar
in manchen andern Beziehungen ſehr nuͤtzlich iſt, zur
Dungvermehrung ſelbſt aber ſehr wenig beitraͤgt, in-
dem ſie nur den 5ten Theil des Dungs, den die
Weide erzeugt, hervorbringt;
2) iſt die Weide ſelbſt bei weitem nicht ſo produktiv,
als ſie ſeyn koͤnnte, indem ſie immer in die Schlaͤge
kommt, die ſchon drei Kornſaaten nach der Duͤngung
getragen haben, und deshalb auf einer geringen
Stuffe des Reichthums ſtehen.

Der Nutzen der Brache beſteht hauptſaͤchlich in Fol-
gendem:

1) wird der Dreeſch durch die Brache mit den gering-
ſten Arbeitskoſten zur Aufnahme der Winterſaat taug-
lich gemacht; denn man kann zwar den Dreeſch auch
durch die Fruͤhjahrsbearbeitung muͤrbe machen, aber
dies iſt mit einer großen Arbeitsvermehrung ver-
bunden, und koſtet 30 bis 50 prct. mehr als die
regelmaͤßige Brachbearbeitung im Sommer, wo die
Raſenfaͤulniß der Bearbeitung zu Huͤlfe kommt;
2) wird der Dung- und Humusgehalt des Bodens
durch die Brache in eine ſo große Wirkſamkeit ge-
ſetzt, daß dies durch keine Vorfrucht in dem Grade
zu erreichen iſt.

So wird z. B. ein Boden, der nach der Brache 6
Koͤrner an Rocken traͤgt, nach gruͤn abgemaͤhten Wicken,
nur ungefaͤhr 5 Koͤrner geben. Daß einzelne Jahre und
gewiſſe Bodenarten hievon eine Ausnahme machen, kann
die Regel nicht umſtoßen, daß die Brache die beſte Vor-
bereitung zur Winterſaat iſt; wohl aber wird das Ver-
haͤltniß in Zahlen ausgeſprochen (hier wie 6 zu 5 ange-

6*
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[83/0097] Daß aber eine noch hoͤhere Dungproduktion moͤglich iſt, liegt klar vor Augen; denn 1) hat die K. W. noch eine reine Brache, welche zwar in manchen andern Beziehungen ſehr nuͤtzlich iſt, zur Dungvermehrung ſelbſt aber ſehr wenig beitraͤgt, in- dem ſie nur den 5ten Theil des Dungs, den die Weide erzeugt, hervorbringt; 2) iſt die Weide ſelbſt bei weitem nicht ſo produktiv, als ſie ſeyn koͤnnte, indem ſie immer in die Schlaͤge kommt, die ſchon drei Kornſaaten nach der Duͤngung getragen haben, und deshalb auf einer geringen Stuffe des Reichthums ſtehen. Der Nutzen der Brache beſteht hauptſaͤchlich in Fol- gendem: 1) wird der Dreeſch durch die Brache mit den gering- ſten Arbeitskoſten zur Aufnahme der Winterſaat taug- lich gemacht; denn man kann zwar den Dreeſch auch durch die Fruͤhjahrsbearbeitung muͤrbe machen, aber dies iſt mit einer großen Arbeitsvermehrung ver- bunden, und koſtet 30 bis 50 prct. mehr als die regelmaͤßige Brachbearbeitung im Sommer, wo die Raſenfaͤulniß der Bearbeitung zu Huͤlfe kommt; 2) wird der Dung- und Humusgehalt des Bodens durch die Brache in eine ſo große Wirkſamkeit ge- ſetzt, daß dies durch keine Vorfrucht in dem Grade zu erreichen iſt. So wird z. B. ein Boden, der nach der Brache 6 Koͤrner an Rocken traͤgt, nach gruͤn abgemaͤhten Wicken, nur ungefaͤhr 5 Koͤrner geben. Daß einzelne Jahre und gewiſſe Bodenarten hievon eine Ausnahme machen, kann die Regel nicht umſtoßen, daß die Brache die beſte Vor- bereitung zur Winterſaat iſt; wohl aber wird das Ver- haͤltniß in Zahlen ausgeſprochen (hier wie 6 zu 5 ange- 6*

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Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/97>, abgerufen am 29.03.2024.