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Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826.

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nommen) nach Verschiedenheit des Bodens, der Bearbei-
tung und des Klimas sehr verschieden seyn.

Dieser Minderertrag des Rockens nach den Wicken
rührt aber nicht bloß von einer durch diese Frucht be-
wirkten Erschöpfung des Bodens her, indem dieser auch
dann noch statt findet, wenn der Acker nach der Aberntung
der Wicken denselben Dunggehalt wie die Brache hat;
sondern entspringt daraus, daß die Bearbeitung des Bo-
dens minder vollkommen gewesen ist, und daß ein gerin-
gerer Theil der ganzen, im Boden befindlichen Dung-
und Humusmasse, zur Nahrung für die Pflanzen zube-
reitet und geschickt gemacht ist, welches ich durch den Aus-
druck "geringere Wirksamkeit des Dungs" bezeichne.

Auf das Credit der Vorfrucht kommen zu stehen:

1) Werth des gewonnenen Viehfutters;
2) Werth des Dungs, den das Futter mehr gibt, als
die Produktion desselben dem Acker kostet -- wodurch
dann eine größere Ausdehnung des Kornbaues mög-
lich wird.

Das Debet der Vorfrucht enthält:

1) vermehrte Bestellungskosten,
2) Kosten der Aussaat,
3) Verminderung des Ertrags der Wintersaat, welche
der Vorfrucht unmittelbar folgt.

Es entsteht nun die Frage: bei welchem Getreide-
preis und bei welchem Körnerertrag des Ackers wird das
Credit der Vorfrucht dem Debet derselben gleich kommen?

Wenn die Data zu einer solchen Berechnung gege-
ben sind, so muß sich dieser Punkt unstreitig eben so scharf
darstellen lassen, als dies bei der Bestimmung der Gränze
zwischen der Koppelwirthschaft und der Dreifelderwirth-
schaft geschehen ist. Aber diese Rechnung wird doch sehr
verwickelt werden, und ich vermag sie für jetzt noch nicht
zu geben; weil über die Aussaugung des Grünfutters

nommen) nach Verſchiedenheit des Bodens, der Bearbei-
tung und des Klimas ſehr verſchieden ſeyn.

Dieſer Minderertrag des Rockens nach den Wicken
ruͤhrt aber nicht bloß von einer durch dieſe Frucht be-
wirkten Erſchoͤpfung des Bodens her, indem dieſer auch
dann noch ſtatt findet, wenn der Acker nach der Aberntung
der Wicken denſelben Dunggehalt wie die Brache hat;
ſondern entſpringt daraus, daß die Bearbeitung des Bo-
dens minder vollkommen geweſen iſt, und daß ein gerin-
gerer Theil der ganzen, im Boden befindlichen Dung-
und Humusmaſſe, zur Nahrung fuͤr die Pflanzen zube-
reitet und geſchickt gemacht iſt, welches ich durch den Aus-
druck «geringere Wirkſamkeit des Dungs» bezeichne.

Auf das Credit der Vorfrucht kommen zu ſtehen:

1) Werth des gewonnenen Viehfutters;
2) Werth des Dungs, den das Futter mehr gibt, als
die Produktion deſſelben dem Acker koſtet — wodurch
dann eine groͤßere Ausdehnung des Kornbaues moͤg-
lich wird.

Das Debet der Vorfrucht enthaͤlt:

1) vermehrte Beſtellungskoſten,
2) Koſten der Ausſaat,
3) Verminderung des Ertrags der Winterſaat, welche
der Vorfrucht unmittelbar folgt.

Es entſteht nun die Frage: bei welchem Getreide-
preis und bei welchem Koͤrnerertrag des Ackers wird das
Credit der Vorfrucht dem Debet derſelben gleich kommen?

Wenn die Data zu einer ſolchen Berechnung gege-
ben ſind, ſo muß ſich dieſer Punkt unſtreitig eben ſo ſcharf
darſtellen laſſen, als dies bei der Beſtimmung der Graͤnze
zwiſchen der Koppelwirthſchaft und der Dreifelderwirth-
ſchaft geſchehen iſt. Aber dieſe Rechnung wird doch ſehr
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[84/0098] nommen) nach Verſchiedenheit des Bodens, der Bearbei- tung und des Klimas ſehr verſchieden ſeyn. Dieſer Minderertrag des Rockens nach den Wicken ruͤhrt aber nicht bloß von einer durch dieſe Frucht be- wirkten Erſchoͤpfung des Bodens her, indem dieſer auch dann noch ſtatt findet, wenn der Acker nach der Aberntung der Wicken denſelben Dunggehalt wie die Brache hat; ſondern entſpringt daraus, daß die Bearbeitung des Bo- dens minder vollkommen geweſen iſt, und daß ein gerin- gerer Theil der ganzen, im Boden befindlichen Dung- und Humusmaſſe, zur Nahrung fuͤr die Pflanzen zube- reitet und geſchickt gemacht iſt, welches ich durch den Aus- druck «geringere Wirkſamkeit des Dungs» bezeichne. Auf das Credit der Vorfrucht kommen zu ſtehen: 1) Werth des gewonnenen Viehfutters; 2) Werth des Dungs, den das Futter mehr gibt, als die Produktion deſſelben dem Acker koſtet — wodurch dann eine groͤßere Ausdehnung des Kornbaues moͤg- lich wird. Das Debet der Vorfrucht enthaͤlt: 1) vermehrte Beſtellungskoſten, 2) Koſten der Ausſaat, 3) Verminderung des Ertrags der Winterſaat, welche der Vorfrucht unmittelbar folgt. Es entſteht nun die Frage: bei welchem Getreide- preis und bei welchem Koͤrnerertrag des Ackers wird das Credit der Vorfrucht dem Debet derſelben gleich kommen? Wenn die Data zu einer ſolchen Berechnung gege- ben ſind, ſo muß ſich dieſer Punkt unſtreitig eben ſo ſcharf darſtellen laſſen, als dies bei der Beſtimmung der Graͤnze zwiſchen der Koppelwirthſchaft und der Dreifelderwirth- ſchaft geſchehen iſt. Aber dieſe Rechnung wird doch ſehr verwickelt werden, und ich vermag ſie fuͤr jetzt noch nicht zu geben; weil uͤber die Ausſaugung des Gruͤnfutters

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Zitationshilfe: Thünen, Johann Heinrich von: Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalökonomie. Hamburg, 1826, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thuenen_staat_1826/98>, abgerufen am 25.04.2024.