Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Chinesern und Mohren auf Java.
wiederhohlt. Ihn begleitet Musik von Pauken und mes-
singenen Becken.

Zu Batavia halten sich auch Mohren auf. Die-
se sind hier, wie anderwärts, meistens Kaufleute. Viele
von ihnen sind vorzüglich groß von Statur. Man kennt
sie an ihrem eignen, besondern und hübschen Anzuge.
Sie tragen langes schwarzes Haar, das in ein weißes
Tuch gewickelt wird, so daß es wie ein Turban aussieht.
Auch haben sie Knebelbärte. Einige tragen eine Mü-
tze oder einen runden Huth. Ihre Kleidung besteht in ei-
nem großen, weiten, unten offnen Rock oder Hemde,
das unterhalb der Brust mit einer Schnur oder einem
breiten Bande zugebunden wird, unten weiter als oben ist,
und bis auf die Füße reicht. Ihre Schuhe sind weit, und
laufen in eine lange, schmale Spitze aus, die zurückgebogen
wird; bey den Reichen sind sie oft stark mit Gold besetzt.

Sechster Abschnitt.
Von den Javanern
.

Die Javaner sind gelb von Farbe, haben schwarze und
gar nicht tief liegende Augen, eine sehr wenig zurückge-
drückte, aber dabey doch kurze und stumpfe Nase; lan-
ges und schwarzes Haar, einen eben nicht großen Mund,
und die Oberlippe ist etwas mondförmig umgebogen, dick
und ein wenig hervorstehend. Die meisten sind von
mittlerer, oder vielmehr langer Statur, und sehen im
Gesichte nicht übel aus.

Im allgemeinen kann man von den Javanern sa-
gen, was so ziemlich von allen Bewohnern der heißen
Länder gilt, daß sie trägen Geistes, und nicht so er-
finderisch, schlau und scharfsinnig als die Europäer sind.
Das Vermögen zu denken besitzen sie allerdings, aber

Von den Chineſern und Mohren auf Java.
wiederhohlt. Ihn begleitet Muſik von Pauken und meſ-
ſingenen Becken.

Zu Batavia halten ſich auch Mohren auf. Die-
ſe ſind hier, wie anderwaͤrts, meiſtens Kaufleute. Viele
von ihnen ſind vorzuͤglich groß von Statur. Man kennt
ſie an ihrem eignen, beſondern und huͤbſchen Anzuge.
Sie tragen langes ſchwarzes Haar, das in ein weißes
Tuch gewickelt wird, ſo daß es wie ein Turban ausſieht.
Auch haben ſie Knebelbaͤrte. Einige tragen eine Muͤ-
tze oder einen runden Huth. Ihre Kleidung beſteht in ei-
nem großen, weiten, unten offnen Rock oder Hemde,
das unterhalb der Bruſt mit einer Schnur oder einem
breiten Bande zugebunden wird, unten weiter als oben iſt,
und bis auf die Fuͤße reicht. Ihre Schuhe ſind weit, und
laufen in eine lange, ſchmale Spitze aus, die zuruͤckgebogen
wird; bey den Reichen ſind ſie oft ſtark mit Gold beſetzt.

Sechster Abſchnitt.
Von den Javanern
.

Die Javaner ſind gelb von Farbe, haben ſchwarze und
gar nicht tief liegende Augen, eine ſehr wenig zuruͤckge-
druͤckte, aber dabey doch kurze und ſtumpfe Naſe; lan-
ges und ſchwarzes Haar, einen eben nicht großen Mund,
und die Oberlippe iſt etwas mondfoͤrmig umgebogen, dick
und ein wenig hervorſtehend. Die meiſten ſind von
mittlerer, oder vielmehr langer Statur, und ſehen im
Geſichte nicht uͤbel aus.

Im allgemeinen kann man von den Javanern ſa-
gen, was ſo ziemlich von allen Bewohnern der heißen
Laͤnder gilt, daß ſie traͤgen Geiſtes, und nicht ſo er-
finderiſch, ſchlau und ſcharfſinnig als die Europaͤer ſind.
Das Vermoͤgen zu denken beſitzen ſie allerdings, aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0575" n="237"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Chine&#x017F;ern und Mohren auf <placeName>Java</placeName>.</hi></fw><lb/>
wiederhohlt. Ihn begleitet Mu&#x017F;ik von Pauken und me&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ingenen Becken.</p><lb/>
          <p>Zu <placeName>Batavia</placeName> halten &#x017F;ich auch Mohren auf. Die-<lb/>
&#x017F;e &#x017F;ind hier, wie anderwa&#x0364;rts, mei&#x017F;tens Kaufleute. Viele<lb/>
von ihnen &#x017F;ind vorzu&#x0364;glich groß von Statur. Man kennt<lb/>
&#x017F;ie an ihrem eignen, be&#x017F;ondern und hu&#x0364;b&#x017F;chen Anzuge.<lb/>
Sie tragen langes &#x017F;chwarzes Haar, das in ein weißes<lb/>
Tuch gewickelt wird, &#x017F;o daß es wie ein Turban aus&#x017F;ieht.<lb/>
Auch haben &#x017F;ie Knebelba&#x0364;rte. Einige tragen eine Mu&#x0364;-<lb/>
tze oder einen runden Huth. Ihre Kleidung be&#x017F;teht in ei-<lb/>
nem großen, weiten, unten offnen Rock oder Hemde,<lb/>
das unterhalb der Bru&#x017F;t mit einer Schnur oder einem<lb/>
breiten Bande zugebunden wird, unten weiter als oben i&#x017F;t,<lb/>
und bis auf die Fu&#x0364;ße reicht. Ihre Schuhe &#x017F;ind weit, und<lb/>
laufen in eine lange, &#x017F;chmale Spitze aus, die zuru&#x0364;ckgebogen<lb/>
wird; bey den Reichen &#x017F;ind &#x017F;ie oft &#x017F;tark mit Gold be&#x017F;etzt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="3">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Sechster Ab&#x017F;chnitt.<lb/>
Von den Javanern</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Javaner &#x017F;ind gelb von Farbe, haben &#x017F;chwarze und<lb/>
gar nicht tief liegende Augen, eine &#x017F;ehr wenig zuru&#x0364;ckge-<lb/>
dru&#x0364;ckte, aber dabey doch kurze und &#x017F;tumpfe Na&#x017F;e; lan-<lb/>
ges und &#x017F;chwarzes Haar, einen eben nicht großen Mund,<lb/>
und die Oberlippe i&#x017F;t etwas mondfo&#x0364;rmig umgebogen, dick<lb/>
und ein wenig hervor&#x017F;tehend. Die mei&#x017F;ten &#x017F;ind von<lb/>
mittlerer, oder vielmehr langer Statur, und &#x017F;ehen im<lb/>
Ge&#x017F;ichte nicht u&#x0364;bel aus.</p><lb/>
          <p>Im allgemeinen kann man von den Javanern &#x017F;a-<lb/>
gen, was &#x017F;o ziemlich von allen Bewohnern der heißen<lb/>
La&#x0364;nder gilt, daß &#x017F;ie tra&#x0364;gen Gei&#x017F;tes, und nicht &#x017F;o er-<lb/>
finderi&#x017F;ch, &#x017F;chlau und &#x017F;charf&#x017F;innig als die Europa&#x0364;er &#x017F;ind.<lb/>
Das Vermo&#x0364;gen zu denken be&#x017F;itzen &#x017F;ie allerdings, aber<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0575] Von den Chineſern und Mohren auf Java. wiederhohlt. Ihn begleitet Muſik von Pauken und meſ- ſingenen Becken. Zu Batavia halten ſich auch Mohren auf. Die- ſe ſind hier, wie anderwaͤrts, meiſtens Kaufleute. Viele von ihnen ſind vorzuͤglich groß von Statur. Man kennt ſie an ihrem eignen, beſondern und huͤbſchen Anzuge. Sie tragen langes ſchwarzes Haar, das in ein weißes Tuch gewickelt wird, ſo daß es wie ein Turban ausſieht. Auch haben ſie Knebelbaͤrte. Einige tragen eine Muͤ- tze oder einen runden Huth. Ihre Kleidung beſteht in ei- nem großen, weiten, unten offnen Rock oder Hemde, das unterhalb der Bruſt mit einer Schnur oder einem breiten Bande zugebunden wird, unten weiter als oben iſt, und bis auf die Fuͤße reicht. Ihre Schuhe ſind weit, und laufen in eine lange, ſchmale Spitze aus, die zuruͤckgebogen wird; bey den Reichen ſind ſie oft ſtark mit Gold beſetzt. Sechster Abſchnitt. Von den Javanern. Die Javaner ſind gelb von Farbe, haben ſchwarze und gar nicht tief liegende Augen, eine ſehr wenig zuruͤckge- druͤckte, aber dabey doch kurze und ſtumpfe Naſe; lan- ges und ſchwarzes Haar, einen eben nicht großen Mund, und die Oberlippe iſt etwas mondfoͤrmig umgebogen, dick und ein wenig hervorſtehend. Die meiſten ſind von mittlerer, oder vielmehr langer Statur, und ſehen im Geſichte nicht uͤbel aus. Im allgemeinen kann man von den Javanern ſa- gen, was ſo ziemlich von allen Bewohnern der heißen Laͤnder gilt, daß ſie traͤgen Geiſtes, und nicht ſo er- finderiſch, ſchlau und ſcharfſinnig als die Europaͤer ſind. Das Vermoͤgen zu denken beſitzen ſie allerdings, aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/575
Zitationshilfe: Thunberg, Carl Peter: Reisen durch einen Theil von Europa, Afrika und Asien [...] in den Jahren 1770 bis 1779. Bd. 1. Übers. v. Christian Heinrich Groskurd. Berlin, 1792, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thunberg_reisen01_1792/575>, abgerufen am 29.03.2024.