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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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8.
Karl Willmont an seinen Freund
Mortimer
.


Du wunderst Dich gewiß über diesen Brief,
besonders wenn Du bemerkst, von wo aus er
datirt ist. Wundre ich mich doch selbst darü-
ber, ich kann es Dir also nicht übel nehmen.
Du hast mich nun gewiß spätestens in diesen
Tagen in London vermuthet, und ich selbst war
fest überzeugt, daß ich morgen dort seyn würde,
und nun sitz' ich plötzlich hier auf Burtons
Gut und fange einen Brief an Dich an, der
eine Entschuldigung, Erzählung, wie es gekom-
men, und das Versprechen, daß Du mich nun
ehestens sehen wirst, enthalten soll.

Die Entschuldigung, Mortimer, magst Du
mir erlassen. -- In Glasgow saß ich wochen-
lang in dem Hause eines alten Onkels, ohne zu
wissen, wie ich die Zeit hinbringen sollte. --
Wie wir uns gewundert haben! Ich dachte un-
aufhörlich an Emilien und an die Zukunft. Man
wollte mich gern lustig haben, aber ich hatte al-

8.
Karl Willmont an ſeinen Freund
Mortimer
.


Du wunderſt Dich gewiß uͤber dieſen Brief,
beſonders wenn Du bemerkſt, von wo aus er
datirt iſt. Wundre ich mich doch ſelbſt daruͤ-
ber, ich kann es Dir alſo nicht uͤbel nehmen.
Du haſt mich nun gewiß ſpaͤteſtens in dieſen
Tagen in London vermuthet, und ich ſelbſt war
feſt uͤberzeugt, daß ich morgen dort ſeyn wuͤrde,
und nun ſitz’ ich ploͤtzlich hier auf Burtons
Gut und fange einen Brief an Dich an, der
eine Entſchuldigung, Erzaͤhlung, wie es gekom-
men, und das Verſprechen, daß Du mich nun
eheſtens ſehen wirſt, enthalten ſoll.

Die Entſchuldigung, Mortimer, magſt Du
mir erlaſſen. — In Glasgow ſaß ich wochen-
lang in dem Hauſe eines alten Onkels, ohne zu
wiſſen, wie ich die Zeit hinbringen ſollte. —
Wie wir uns gewundert haben! Ich dachte un-
aufhoͤrlich an Emilien und an die Zukunft. Man
wollte mich gern luſtig haben, aber ich hatte al-

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[44/0050] 8. Karl Willmont an ſeinen Freund Mortimer. Bonſtreet. Du wunderſt Dich gewiß uͤber dieſen Brief, beſonders wenn Du bemerkſt, von wo aus er datirt iſt. Wundre ich mich doch ſelbſt daruͤ- ber, ich kann es Dir alſo nicht uͤbel nehmen. Du haſt mich nun gewiß ſpaͤteſtens in dieſen Tagen in London vermuthet, und ich ſelbſt war feſt uͤberzeugt, daß ich morgen dort ſeyn wuͤrde, und nun ſitz’ ich ploͤtzlich hier auf Burtons Gut und fange einen Brief an Dich an, der eine Entſchuldigung, Erzaͤhlung, wie es gekom- men, und das Verſprechen, daß Du mich nun eheſtens ſehen wirſt, enthalten ſoll. Die Entſchuldigung, Mortimer, magſt Du mir erlaſſen. — In Glasgow ſaß ich wochen- lang in dem Hauſe eines alten Onkels, ohne zu wiſſen, wie ich die Zeit hinbringen ſollte. — Wie wir uns gewundert haben! Ich dachte un- aufhoͤrlich an Emilien und an die Zukunft. Man wollte mich gern luſtig haben, aber ich hatte al-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/50>, abgerufen am 24.04.2024.