Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

begreifen konnte, wo ich geblieben sey. Ich
habe ihn nachher fleißig beobachtet, und ich
fand zugleich, daß diese Vorfälle meine künf-
tige Bekanntschaft mit Dir sehr gut präparir-
ten. Nachher wurde mir dieser Mensch gleich-
gültig und langweilig, weil er sich immer zu
ähnlich blieb, und er that recht wohl daran,
daß er fortlief.

Herr William Lovell.

Ich muß fast lachen, indem ich Deinen
Namen niederschreibe und nun von Dir die
Rede seyn soll. Soll ich weitläuftig von Dir
sprechen, der Du fast Nichts bist?

Ich hatte Nachrichten von Dir und wußte
um Deine Reise nach Italien. Rosa kam Dir
bis Paris entgegen. Mein alter Haß gegen
Deinen Vater wachte jetzt mit Gewalt in mir auf,
ich glaubte jetzt die beste Gelegenheit gefunden
zu haben, mich an ihm zu rächen. Dich selbst
wollt' ich gegen ihn empören, Du solltest von
ihm und von Dir selber abfallen, dann wollt'
ich Dich zurückschicken. So ließ ich Dich durch
alle Grade gehen, um Dich zu einer seltsamen

begreifen konnte, wo ich geblieben ſey. Ich
habe ihn nachher fleißig beobachtet, und ich
fand zugleich, daß dieſe Vorfaͤlle meine kuͤnf-
tige Bekanntſchaft mit Dir ſehr gut praͤparir-
ten. Nachher wurde mir dieſer Menſch gleich-
guͤltig und langweilig, weil er ſich immer zu
aͤhnlich blieb, und er that recht wohl daran,
daß er fortlief.

Herr William Lovell.

Ich muß faſt lachen, indem ich Deinen
Namen niederſchreibe und nun von Dir die
Rede ſeyn ſoll. Soll ich weitlaͤuftig von Dir
ſprechen, der Du faſt Nichts biſt?

Ich hatte Nachrichten von Dir und wußte
um Deine Reiſe nach Italien. Roſa kam Dir
bis Paris entgegen. Mein alter Haß gegen
Deinen Vater wachte jetzt mit Gewalt in mir auf,
ich glaubte jetzt die beſte Gelegenheit gefunden
zu haben, mich an ihm zu raͤchen. Dich ſelbſt
wollt' ich gegen ihn empoͤren, Du ſollteſt von
ihm und von Dir ſelber abfallen, dann wollt'
ich Dich zuruͤckſchicken. So ließ ich Dich durch
alle Grade gehen, um Dich zu einer ſeltſamen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0459" n="452"/>
begreifen konnte, wo ich geblieben &#x017F;ey. Ich<lb/>
habe ihn nachher fleißig beobachtet, und ich<lb/>
fand zugleich, daß die&#x017F;e Vorfa&#x0364;lle meine ku&#x0364;nf-<lb/>
tige Bekannt&#x017F;chaft mit Dir &#x017F;ehr gut pra&#x0364;parir-<lb/>
ten. Nachher wurde mir die&#x017F;er Men&#x017F;ch gleich-<lb/>
gu&#x0364;ltig und langweilig, weil er &#x017F;ich immer zu<lb/>
a&#x0364;hnlich blieb, und er that recht wohl daran,<lb/>
daß er fortlief.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Herr William Lovell</hi>.</head><lb/>
            <p>Ich muß fa&#x017F;t lachen, indem ich Deinen<lb/>
Namen nieder&#x017F;chreibe und nun von Dir die<lb/>
Rede &#x017F;eyn &#x017F;oll. Soll ich weitla&#x0364;uftig von Dir<lb/>
&#x017F;prechen, der Du fa&#x017F;t Nichts bi&#x017F;t?</p><lb/>
            <p>Ich hatte Nachrichten von Dir und wußte<lb/>
um Deine Rei&#x017F;e nach Italien. Ro&#x017F;a kam Dir<lb/>
bis Paris entgegen. Mein alter Haß gegen<lb/>
Deinen Vater wachte jetzt mit Gewalt in mir auf,<lb/>
ich glaubte jetzt die be&#x017F;te Gelegenheit gefunden<lb/>
zu haben, mich an ihm zu ra&#x0364;chen. Dich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
wollt' ich gegen ihn empo&#x0364;ren, Du &#x017F;ollte&#x017F;t von<lb/>
ihm und von Dir &#x017F;elber abfallen, dann wollt'<lb/>
ich Dich zuru&#x0364;ck&#x017F;chicken. So ließ ich Dich durch<lb/>
alle Grade gehen, um Dich zu einer &#x017F;elt&#x017F;amen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[452/0459] begreifen konnte, wo ich geblieben ſey. Ich habe ihn nachher fleißig beobachtet, und ich fand zugleich, daß dieſe Vorfaͤlle meine kuͤnf- tige Bekanntſchaft mit Dir ſehr gut praͤparir- ten. Nachher wurde mir dieſer Menſch gleich- guͤltig und langweilig, weil er ſich immer zu aͤhnlich blieb, und er that recht wohl daran, daß er fortlief. Herr William Lovell. Ich muß faſt lachen, indem ich Deinen Namen niederſchreibe und nun von Dir die Rede ſeyn ſoll. Soll ich weitlaͤuftig von Dir ſprechen, der Du faſt Nichts biſt? Ich hatte Nachrichten von Dir und wußte um Deine Reiſe nach Italien. Roſa kam Dir bis Paris entgegen. Mein alter Haß gegen Deinen Vater wachte jetzt mit Gewalt in mir auf, ich glaubte jetzt die beſte Gelegenheit gefunden zu haben, mich an ihm zu raͤchen. Dich ſelbſt wollt' ich gegen ihn empoͤren, Du ſollteſt von ihm und von Dir ſelber abfallen, dann wollt' ich Dich zuruͤckſchicken. So ließ ich Dich durch alle Grade gehen, um Dich zu einer ſeltſamen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/459
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/459>, abgerufen am 23.04.2024.