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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Erste Abtheilung.
ihn, und Peter war im Herzen vergnügt, daß er
so die Einwilligung seiner Eltern erhalten hatte.

Es ward nun Befehl gegeben, alles zu seinem
Zuge zu rüsten, und die Mutter ließ Petern heim-
lich zu sich kommen. Sie gab ihm drei kostbare
Ringe und sagte: Siehe, mein Sohn, diese drei
kostbaren Ringe habe ich von meiner Jugend an
sorgfältig bewahrt; nimm sie mit dir und halte sie
in Ehren, und so du ein Fräulein findest, daß du
liebst und das dir wieder gewogen ist, so darfst
du sie ihr schenken. Er küßte dankbar ihre Hand,
und es kam der Morgen, an welchem er von dan-
nen schied.



3.
Wie der Ritter Peter von seinen
Eltern zog
.

Als Peter sein Pferd besteigen wollte, seegnete ihn
sein Vater noch einmal, und sagte zu ihm: mein
Sohn, immer möge dich das Glück begleiten, so
daß wir dich gesund und wohlbehalten wieder sehen;
denke stets meiner Lehren, die ich deiner zarten Ju-
gend einprägte: suche die gute und meide die böse
Gesellschaft; halte immer die Gesetze des Ritter-
standes in Ehren, und vergiß sie in keinem Augen-
blicke, denn sie sind das edelste, was die edelsten
Männer in ihren besten Stunden erdacht haben;

Erſte Abtheilung.
ihn, und Peter war im Herzen vergnuͤgt, daß er
ſo die Einwilligung ſeiner Eltern erhalten hatte.

Es ward nun Befehl gegeben, alles zu ſeinem
Zuge zu ruͤſten, und die Mutter ließ Petern heim-
lich zu ſich kommen. Sie gab ihm drei koſtbare
Ringe und ſagte: Siehe, mein Sohn, dieſe drei
koſtbaren Ringe habe ich von meiner Jugend an
ſorgfaͤltig bewahrt; nimm ſie mit dir und halte ſie
in Ehren, und ſo du ein Fraͤulein findeſt, daß du
liebſt und das dir wieder gewogen iſt, ſo darfſt
du ſie ihr ſchenken. Er kuͤßte dankbar ihre Hand,
und es kam der Morgen, an welchem er von dan-
nen ſchied.



3.
Wie der Ritter Peter von ſeinen
Eltern zog
.

Als Peter ſein Pferd beſteigen wollte, ſeegnete ihn
ſein Vater noch einmal, und ſagte zu ihm: mein
Sohn, immer moͤge dich das Gluͤck begleiten, ſo
daß wir dich geſund und wohlbehalten wieder ſehen;
denke ſtets meiner Lehren, die ich deiner zarten Ju-
gend einpraͤgte: ſuche die gute und meide die boͤſe
Geſellſchaft; halte immer die Geſetze des Ritter-
ſtandes in Ehren, und vergiß ſie in keinem Augen-
blicke, denn ſie ſind das edelſte, was die edelſten
Maͤnner in ihren beſten Stunden erdacht haben;

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[332/0343] Erſte Abtheilung. ihn, und Peter war im Herzen vergnuͤgt, daß er ſo die Einwilligung ſeiner Eltern erhalten hatte. Es ward nun Befehl gegeben, alles zu ſeinem Zuge zu ruͤſten, und die Mutter ließ Petern heim- lich zu ſich kommen. Sie gab ihm drei koſtbare Ringe und ſagte: Siehe, mein Sohn, dieſe drei koſtbaren Ringe habe ich von meiner Jugend an ſorgfaͤltig bewahrt; nimm ſie mit dir und halte ſie in Ehren, und ſo du ein Fraͤulein findeſt, daß du liebſt und das dir wieder gewogen iſt, ſo darfſt du ſie ihr ſchenken. Er kuͤßte dankbar ihre Hand, und es kam der Morgen, an welchem er von dan- nen ſchied. 3. Wie der Ritter Peter von ſeinen Eltern zog. Als Peter ſein Pferd beſteigen wollte, ſeegnete ihn ſein Vater noch einmal, und ſagte zu ihm: mein Sohn, immer moͤge dich das Gluͤck begleiten, ſo daß wir dich geſund und wohlbehalten wieder ſehen; denke ſtets meiner Lehren, die ich deiner zarten Ju- gend einpraͤgte: ſuche die gute und meide die boͤſe Geſellſchaft; halte immer die Geſetze des Ritter- ſtandes in Ehren, und vergiß ſie in keinem Augen- blicke, denn ſie ſind das edelſte, was die edelſten Maͤnner in ihren beſten Stunden erdacht haben;

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/343>, abgerufen am 29.03.2024.