Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Erste Abtheilung.

Wogt her in Waldes heilgem Sausen,
Da fiel ich auf die Kniee nieder,
Mir zitterten in Angst die Glieder,
Ich sprach zum Kleinen nur das Wort
Sag' an, was ist das Große dort? --
Der Kleine sprach: Dich faßt sein Graun,
Weil du ihn darfst so plötzlich schaun,
Das ist der Vater, unser Alter,
Heißt Pan, von allem der Erhalter. --

Ein mächtger Schauder faßte mich,
Mit Zittern schnell erwachte ich,
Und so bewegt von dem Gesicht
Verkünd' ichs euch, verschweig' es nicht. --


Nach einer Pause sagte Clara: ich glaube
Ihren Sinn zu verstehn, aber unartig, ja grau-
sam finde ich es, daß Sie über Ihre Krankheit
scherzen, und zur Strafe dafür sollen Sie uns
ohne auszuruhen sogleich das erste Mährchen
mittheilen, denn ich hörte gestern, daß Ihnen
der Beginn dieser Erzählungen zugefallen sei.
Anton fing an zu lesen.



Erſte Abtheilung.

Wogt her in Waldes heilgem Sauſen,
Da fiel ich auf die Kniee nieder,
Mir zitterten in Angſt die Glieder,
Ich ſprach zum Kleinen nur das Wort
Sag' an, was iſt das Große dort? —
Der Kleine ſprach: Dich faßt ſein Graun,
Weil du ihn darfſt ſo ploͤtzlich ſchaun,
Das iſt der Vater, unſer Alter,
Heißt Pan, von allem der Erhalter. —

Ein maͤchtger Schauder faßte mich,
Mit Zittern ſchnell erwachte ich,
Und ſo bewegt von dem Geſicht
Verkuͤnd' ichs euch, verſchweig' es nicht. —


Nach einer Pauſe ſagte Clara: ich glaube
Ihren Sinn zu verſtehn, aber unartig, ja grau-
ſam finde ich es, daß Sie uͤber Ihre Krankheit
ſcherzen, und zur Strafe dafuͤr ſollen Sie uns
ohne auszuruhen ſogleich das erſte Maͤhrchen
mittheilen, denn ich hoͤrte geſtern, daß Ihnen
der Beginn dieſer Erzaͤhlungen zugefallen ſei.
Anton fing an zu leſen.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="8">
              <pb facs="#f0175" n="164"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Er&#x017F;te Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
              <l>Wogt her in Waldes heilgem Sau&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Da fiel ich auf die Kniee nieder,</l><lb/>
              <l>Mir zitterten in Ang&#x017F;t die Glieder,</l><lb/>
              <l>Ich &#x017F;prach zum Kleinen nur das Wort</l><lb/>
              <l>Sag' an, was i&#x017F;t das Große dort? &#x2014;</l><lb/>
              <l>Der Kleine &#x017F;prach: Dich faßt &#x017F;ein Graun,</l><lb/>
              <l>Weil du ihn darf&#x017F;t &#x017F;o plo&#x0364;tzlich &#x017F;chaun,</l><lb/>
              <l>Das i&#x017F;t der Vater, un&#x017F;er Alter,</l><lb/>
              <l>Heißt Pan, von allem der Erhalter. &#x2014;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Ein ma&#x0364;chtger Schauder faßte mich,</l><lb/>
              <l>Mit Zittern &#x017F;chnell erwachte ich,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;o bewegt von dem Ge&#x017F;icht</l><lb/>
              <l>Verku&#x0364;nd' ichs euch, ver&#x017F;chweig' es nicht. &#x2014;</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Nach einer Pau&#x017F;e &#x017F;agte Clara: ich glaube<lb/>
Ihren Sinn zu ver&#x017F;tehn, aber unartig, ja grau-<lb/>
&#x017F;am finde ich es, daß Sie u&#x0364;ber Ihre Krankheit<lb/>
&#x017F;cherzen, und zur Strafe dafu&#x0364;r &#x017F;ollen Sie uns<lb/>
ohne auszuruhen &#x017F;ogleich das er&#x017F;te Ma&#x0364;hrchen<lb/>
mittheilen, denn ich ho&#x0364;rte ge&#x017F;tern, daß Ihnen<lb/>
der Beginn die&#x017F;er Erza&#x0364;hlungen zugefallen &#x017F;ei.<lb/>
Anton fing an zu le&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0175] Erſte Abtheilung. Wogt her in Waldes heilgem Sauſen, Da fiel ich auf die Kniee nieder, Mir zitterten in Angſt die Glieder, Ich ſprach zum Kleinen nur das Wort Sag' an, was iſt das Große dort? — Der Kleine ſprach: Dich faßt ſein Graun, Weil du ihn darfſt ſo ploͤtzlich ſchaun, Das iſt der Vater, unſer Alter, Heißt Pan, von allem der Erhalter. — Ein maͤchtger Schauder faßte mich, Mit Zittern ſchnell erwachte ich, Und ſo bewegt von dem Geſicht Verkuͤnd' ichs euch, verſchweig' es nicht. — Nach einer Pauſe ſagte Clara: ich glaube Ihren Sinn zu verſtehn, aber unartig, ja grau- ſam finde ich es, daß Sie uͤber Ihre Krankheit ſcherzen, und zur Strafe dafuͤr ſollen Sie uns ohne auszuruhen ſogleich das erſte Maͤhrchen mittheilen, denn ich hoͤrte geſtern, daß Ihnen der Beginn dieſer Erzaͤhlungen zugefallen ſei. Anton fing an zu leſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/175
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/175>, abgerufen am 25.04.2024.