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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Zweite Abtheilung.
Zweite Scene.
(Freies Feld.)


Hinze mit Tornister und Sack.
Ich bin der Jagd ganz gewohnt worden, alle
Tage fang ich Rebhüner, Kaninchen und derglei-
chen, und die lieben Thierchen kommen auch im-
mer mehr in die Uebung, sich fangen zu lassen. --
(er spreitet seinen Sack aus.) Die Zeit mit den Nachti-
gallen ist nun vorbei, ich höre keine einzige singen.

Die beiden Liebenden treten auf.
Er. Geh, Du bist mir zur Last.
Sie. Du bist mir zuwider.
Er. Eine schöne Liebe!
Sie. Jämmerlicher Heuchler, wie hast Du
mich betrogen!
Er. Wo ist denn Deine unendliche Zärtlich-
keit geblieben?
Sie. Und deine Treue?
Er. Deine Wonnetrunkenheit?
Sie. Deine Entzückungen?
Beide. Der Teufel hats geholt! das kommt
vom Heirathen!
Hinze. So ist die Jagd noch nie gestört wor-
den. -- Wenn Sie doch geruhen wollten, zu bemer-
ken, daß dieses freie Feld für Ihre Schmerzen offen-
bar zu enge ist, und irgend einen Berg besteigen.

Zweite Abtheilung.
Zweite Scene.
(Freies Feld.)


Hinze mit Torniſter und Sack.
Ich bin der Jagd ganz gewohnt worden, alle
Tage fang ich Rebhuͤner, Kaninchen und derglei-
chen, und die lieben Thierchen kommen auch im-
mer mehr in die Uebung, ſich fangen zu laſſen. —
(er ſpreitet ſeinen Sack aus.) Die Zeit mit den Nachti-
gallen iſt nun vorbei, ich hoͤre keine einzige ſingen.

Die beiden Liebenden treten auf.
Er. Geh, Du biſt mir zur Laſt.
Sie. Du biſt mir zuwider.
Er. Eine ſchoͤne Liebe!
Sie. Jaͤmmerlicher Heuchler, wie haſt Du
mich betrogen!
Er. Wo iſt denn Deine unendliche Zaͤrtlich-
keit geblieben?
Sie. Und deine Treue?
Er. Deine Wonnetrunkenheit?
Sie. Deine Entzuͤckungen?
Beide. Der Teufel hats geholt! das kommt
vom Heirathen!
Hinze. So iſt die Jagd noch nie geſtoͤrt wor-
den. — Wenn Sie doch geruhen wollten, zu bemer-
ken, daß dieſes freie Feld fuͤr Ihre Schmerzen offen-
bar zu enge iſt, und irgend einen Berg beſteigen.

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[220/0229] Zweite Abtheilung. Zweite Scene. (Freies Feld.) Hinze mit Torniſter und Sack. Ich bin der Jagd ganz gewohnt worden, alle Tage fang ich Rebhuͤner, Kaninchen und derglei- chen, und die lieben Thierchen kommen auch im- mer mehr in die Uebung, ſich fangen zu laſſen. — (er ſpreitet ſeinen Sack aus.) Die Zeit mit den Nachti- gallen iſt nun vorbei, ich hoͤre keine einzige ſingen. Die beiden Liebenden treten auf. Er. Geh, Du biſt mir zur Laſt. Sie. Du biſt mir zuwider. Er. Eine ſchoͤne Liebe! Sie. Jaͤmmerlicher Heuchler, wie haſt Du mich betrogen! Er. Wo iſt denn Deine unendliche Zaͤrtlich- keit geblieben? Sie. Und deine Treue? Er. Deine Wonnetrunkenheit? Sie. Deine Entzuͤckungen? Beide. Der Teufel hats geholt! das kommt vom Heirathen! Hinze. So iſt die Jagd noch nie geſtoͤrt wor- den. — Wenn Sie doch geruhen wollten, zu bemer- ken, daß dieſes freie Feld fuͤr Ihre Schmerzen offen- bar zu enge iſt, und irgend einen Berg beſteigen.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/229>, abgerufen am 28.03.2024.