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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Die verkehrte Welt.
Euch trägt, zerbricht freilich, aber hofft, vertraut,
ihr kommt an Land, wo Ihr kein Eisen weiter
braucht.

Pizzicato mit Accompagnemant
der Violinen
.

Die paradoxen Sätze sind übrigens für ver-
ständige Leute weit seltener, als man denken sollte.
Die verständigen Leute sind aber noch viel seltener.

Alle Instrumente.

Es ist gar kein Zweifel, daß nicht die Ver-
sammlung der verehrten Zuschauer und Zuhörer
aus dergleichen bestehen sollte, und darum freut
sich so Theater als Orchester, vor einem so er-
lauchten oder erleuchteten Publikum zu spielen.
Nur müssen alle die Geduld behalten, die Haupt-
tugend des Lebens, ohne welche das Leben selber
nicht zu tragen ist.

Forte.

Alles ist fertig, die Dekoration aufgestellt, der
Soufleur zugegen; mehr Zuschauer kommen auch
nicht. Die Erwartung ist rege, die Neugier ge-
spannt; nur wenige denken jetzt schon an das En-
de, und daß sie alsdann fragen werden: nun, war
es denn etwas Besonderes? -- Gebt Acht! denn
das müßt Ihr, um nicht alles auf den Kopf zu
stellen. -- Gebt aber auch nicht zu sehr Acht, um
nicht mehr zu sehn und zu hören, als man euch
hat zeigen wollen. -- Gebt Acht! gebt aber ja

Die verkehrte Welt.
Euch traͤgt, zerbricht freilich, aber hofft, vertraut,
ihr kommt an Land, wo Ihr kein Eiſen weiter
braucht.

Pizzicato mit Accompagnemant
der Violinen
.

Die paradoxen Saͤtze ſind uͤbrigens fuͤr ver-
ſtaͤndige Leute weit ſeltener, als man denken ſollte.
Die verſtaͤndigen Leute ſind aber noch viel ſeltener.

Alle Inſtrumente.

Es iſt gar kein Zweifel, daß nicht die Ver-
ſammlung der verehrten Zuſchauer und Zuhoͤrer
aus dergleichen beſtehen ſollte, und darum freut
ſich ſo Theater als Orcheſter, vor einem ſo er-
lauchten oder erleuchteten Publikum zu ſpielen.
Nur muͤſſen alle die Geduld behalten, die Haupt-
tugend des Lebens, ohne welche das Leben ſelber
nicht zu tragen iſt.

Forte.

Alles iſt fertig, die Dekoration aufgeſtellt, der
Soufleur zugegen; mehr Zuſchauer kommen auch
nicht. Die Erwartung iſt rege, die Neugier ge-
ſpannt; nur wenige denken jetzt ſchon an das En-
de, und daß ſie alsdann fragen werden: nun, war
es denn etwas Beſonderes? — Gebt Acht! denn
das muͤßt Ihr, um nicht alles auf den Kopf zu
ſtellen. — Gebt aber auch nicht zu ſehr Acht, um
nicht mehr zu ſehn und zu hoͤren, als man euch
hat zeigen wollen. — Gebt Acht! gebt aber ja

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[255/0264] Die verkehrte Welt. Euch traͤgt, zerbricht freilich, aber hofft, vertraut, ihr kommt an Land, wo Ihr kein Eiſen weiter braucht. Pizzicato mit Accompagnemant der Violinen. Die paradoxen Saͤtze ſind uͤbrigens fuͤr ver- ſtaͤndige Leute weit ſeltener, als man denken ſollte. Die verſtaͤndigen Leute ſind aber noch viel ſeltener. Alle Inſtrumente. Es iſt gar kein Zweifel, daß nicht die Ver- ſammlung der verehrten Zuſchauer und Zuhoͤrer aus dergleichen beſtehen ſollte, und darum freut ſich ſo Theater als Orcheſter, vor einem ſo er- lauchten oder erleuchteten Publikum zu ſpielen. Nur muͤſſen alle die Geduld behalten, die Haupt- tugend des Lebens, ohne welche das Leben ſelber nicht zu tragen iſt. Forte. Alles iſt fertig, die Dekoration aufgeſtellt, der Soufleur zugegen; mehr Zuſchauer kommen auch nicht. Die Erwartung iſt rege, die Neugier ge- ſpannt; nur wenige denken jetzt ſchon an das En- de, und daß ſie alsdann fragen werden: nun, war es denn etwas Beſonderes? — Gebt Acht! denn das muͤßt Ihr, um nicht alles auf den Kopf zu ſtellen. — Gebt aber auch nicht zu ſehr Acht, um nicht mehr zu ſehn und zu hoͤren, als man euch hat zeigen wollen. — Gebt Acht! gebt aber ja

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/264>, abgerufen am 28.03.2024.