Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
Dritte Scene.
(Feld, in der Ferne ein Pallast.)
Admet. Alceste.


Admet.
So sind wir denn gezwungen fort zu wandern,
Die süße Heimath zu verlassen, alles
Was mein war, ist mir grausam nun entrissen;
Durch fremdes Elend zieht sich unsre Bahn,
Und daß Du, theure Gattin, mit mir leidest,
Ist meiner schweren Leiden größre Hälfte.
Alceste.
Dem Manne muß die treue Gattin folgen,
Nicht bloß zur Lust ward ich Dir zugesellt,
Denn mir gehört wie Dir Dein Leid und Glück.
Admet.
Wie hold das Abendroth den Thurm beglänzt,
Daß alle Zinnen purpurroth erfunkeln,
Und sieh, ein prächtiger Regenbogen kränzt
Den Pallast, und er leuchtet hell im Dunkeln,
Die Bienen sumsen nun der Heimath zu,
Die Nachtigall läßt ihre Lieder klingen,
Nur wir, wir Armen, finden keine Ruh;
Das Glück entfloh auf blitzesschnellen Schwingen,
Das falsche, tückische, erboßte Glück,
Und ließ als Beute uns dem Feind zurück.

Zweite Abtheilung.
Dritte Scene.
(Feld, in der Ferne ein Pallaſt.)
Admet. Alceſte.


Admet.
So ſind wir denn gezwungen fort zu wandern,
Die ſuͤße Heimath zu verlaſſen, alles
Was mein war, iſt mir grauſam nun entriſſen;
Durch fremdes Elend zieht ſich unſre Bahn,
Und daß Du, theure Gattin, mit mir leideſt,
Iſt meiner ſchweren Leiden groͤßre Haͤlfte.
Alceſte.
Dem Manne muß die treue Gattin folgen,
Nicht bloß zur Luſt ward ich Dir zugeſellt,
Denn mir gehoͤrt wie Dir Dein Leid und Gluͤck.
Admet.
Wie hold das Abendroth den Thurm beglaͤnzt,
Daß alle Zinnen purpurroth erfunkeln,
Und ſieh, ein praͤchtiger Regenbogen kraͤnzt
Den Pallaſt, und er leuchtet hell im Dunkeln,
Die Bienen ſumſen nun der Heimath zu,
Die Nachtigall laͤßt ihre Lieder klingen,
Nur wir, wir Armen, finden keine Ruh;
Das Gluͤck entfloh auf blitzesſchnellen Schwingen,
Das falſche, tuͤckiſche, erboßte Gluͤck,
Und ließ als Beute uns dem Feind zuruͤck.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0315" n="306"/>
            <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Dritte Scene</hi>.</hi> </head><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Feld, in der Ferne ein Palla&#x017F;t</hi>.)</hi> </stage><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Admet</hi>. <hi rendition="#g">Alce&#x017F;te</hi>.</hi> </stage><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <sp who="#ADM">
                <speaker><hi rendition="#g">Admet</hi>.</speaker><lb/>
                <p>So &#x017F;ind wir denn gezwungen fort zu wandern,<lb/>
Die &#x017F;u&#x0364;ße Heimath zu verla&#x017F;&#x017F;en, alles<lb/>
Was mein war, i&#x017F;t mir grau&#x017F;am nun entri&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
Durch fremdes Elend zieht &#x017F;ich un&#x017F;re Bahn,<lb/>
Und daß Du, theure Gattin, mit mir leide&#x017F;t,<lb/>
I&#x017F;t meiner &#x017F;chweren Leiden gro&#x0364;ßre Ha&#x0364;lfte.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ALC">
                <speaker><hi rendition="#g">Alce&#x017F;te</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Dem Manne muß die treue Gattin folgen,<lb/>
Nicht bloß zur Lu&#x017F;t ward ich Dir zuge&#x017F;ellt,<lb/>
Denn mir geho&#x0364;rt wie Dir Dein Leid und Glu&#x0364;ck.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#ADM">
                <speaker><hi rendition="#g">Admet</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Wie hold das Abendroth den Thurm begla&#x0364;nzt,<lb/>
Daß alle Zinnen purpurroth erfunkeln,<lb/>
Und &#x017F;ieh, ein pra&#x0364;chtiger Regenbogen kra&#x0364;nzt<lb/>
Den Palla&#x017F;t, und er leuchtet hell im Dunkeln,<lb/>
Die Bienen &#x017F;um&#x017F;en nun der Heimath zu,<lb/>
Die Nachtigall la&#x0364;ßt ihre Lieder klingen,<lb/>
Nur wir, wir Armen, finden keine Ruh;<lb/>
Das Glu&#x0364;ck entfloh auf blitzes&#x017F;chnellen Schwingen,<lb/>
Das fal&#x017F;che, tu&#x0364;cki&#x017F;che, erboßte Glu&#x0364;ck,<lb/>
Und ließ als Beute uns dem Feind zuru&#x0364;ck.</p><lb/>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[306/0315] Zweite Abtheilung. Dritte Scene. (Feld, in der Ferne ein Pallaſt.) Admet. Alceſte. Admet. So ſind wir denn gezwungen fort zu wandern, Die ſuͤße Heimath zu verlaſſen, alles Was mein war, iſt mir grauſam nun entriſſen; Durch fremdes Elend zieht ſich unſre Bahn, Und daß Du, theure Gattin, mit mir leideſt, Iſt meiner ſchweren Leiden groͤßre Haͤlfte. Alceſte. Dem Manne muß die treue Gattin folgen, Nicht bloß zur Luſt ward ich Dir zugeſellt, Denn mir gehoͤrt wie Dir Dein Leid und Gluͤck. Admet. Wie hold das Abendroth den Thurm beglaͤnzt, Daß alle Zinnen purpurroth erfunkeln, Und ſieh, ein praͤchtiger Regenbogen kraͤnzt Den Pallaſt, und er leuchtet hell im Dunkeln, Die Bienen ſumſen nun der Heimath zu, Die Nachtigall laͤßt ihre Lieder klingen, Nur wir, wir Armen, finden keine Ruh; Das Gluͤck entfloh auf blitzesſchnellen Schwingen, Das falſche, tuͤckiſche, erboßte Gluͤck, Und ließ als Beute uns dem Feind zuruͤck.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/315
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/315>, abgerufen am 28.03.2024.