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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Der gestiefelte Kater.
Erste Scene.


Gottlieb und Hinze treten auf.
Gottlieb. Lieber Hinze, es ist wahr, Du
thust sehr viel für mich, aber ich kann immer noch
nicht einsehn, was es mir helfen soll.
Hinze. Auf mein Wort, ich will dich glück-
lich machen, und ich scheue keine Mühe und Ar-
beit, keine Schmerzen, keine Aufopferungen, um
diesen Endzweck durchzusetzen.
Gottlieb. Bald, sehr bald muß es geschehn,
sonst ist es zu spät, -- es ist schon halb acht, und
um acht ist die Comödie aus.
Hinze. Was Teufel ist denn das?
Gottlieb. Ach, ich war in Gedanken! sonst,
wollt ich sagen, verschmachten wir beide. Aber
sieh, wie schön die Sonne aufgegangen ist. -- Der
verdammte Soufleur spricht so undeutlich, und
wenn man denn manchmal extemporiren will, gehts
immer schief.
Hinze (leise). Nehmen Sie sich doch zusam-
men, das ganze Stück bricht sonst in tausend
Stücke.
Schlosser. Was sprach der von Comödie
und von halb acht?
Fischer. Ich weiß nicht, mir däucht, wir
sollten Acht geben, es würde bald aus seyn.
Schlosser. Ja wohl, Acht! gottlob, um
Der geſtiefelte Kater.
Erſte Scene.


Gottlieb und Hinze treten auf.
Gottlieb. Lieber Hinze, es iſt wahr, Du
thuſt ſehr viel fuͤr mich, aber ich kann immer noch
nicht einſehn, was es mir helfen ſoll.
Hinze. Auf mein Wort, ich will dich gluͤck-
lich machen, und ich ſcheue keine Muͤhe und Ar-
beit, keine Schmerzen, keine Aufopferungen, um
dieſen Endzweck durchzuſetzen.
Gottlieb. Bald, ſehr bald muß es geſchehn,
ſonſt iſt es zu ſpaͤt, — es iſt ſchon halb acht, und
um acht iſt die Comoͤdie aus.
Hinze. Was Teufel iſt denn das?
Gottlieb. Ach, ich war in Gedanken! ſonſt,
wollt ich ſagen, verſchmachten wir beide. Aber
ſieh, wie ſchoͤn die Sonne aufgegangen iſt. — Der
verdammte Soufleur ſpricht ſo undeutlich, und
wenn man denn manchmal extemporiren will, gehts
immer ſchief.
Hinze (leiſe). Nehmen Sie ſich doch zuſam-
men, das ganze Stuͤck bricht ſonſt in tauſend
Stuͤcke.
Schloſſer. Was ſprach der von Comoͤdie
und von halb acht?
Fiſcher. Ich weiß nicht, mir daͤucht, wir
ſollten Acht geben, es wuͤrde bald aus ſeyn.
Schloſſer. Ja wohl, Acht! gottlob, um
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[217/0226] Der geſtiefelte Kater. Erſte Scene. Gottlieb und Hinze treten auf. Gottlieb. Lieber Hinze, es iſt wahr, Du thuſt ſehr viel fuͤr mich, aber ich kann immer noch nicht einſehn, was es mir helfen ſoll. Hinze. Auf mein Wort, ich will dich gluͤck- lich machen, und ich ſcheue keine Muͤhe und Ar- beit, keine Schmerzen, keine Aufopferungen, um dieſen Endzweck durchzuſetzen. Gottlieb. Bald, ſehr bald muß es geſchehn, ſonſt iſt es zu ſpaͤt, — es iſt ſchon halb acht, und um acht iſt die Comoͤdie aus. Hinze. Was Teufel iſt denn das? Gottlieb. Ach, ich war in Gedanken! ſonſt, wollt ich ſagen, verſchmachten wir beide. Aber ſieh, wie ſchoͤn die Sonne aufgegangen iſt. — Der verdammte Soufleur ſpricht ſo undeutlich, und wenn man denn manchmal extemporiren will, gehts immer ſchief. Hinze (leiſe). Nehmen Sie ſich doch zuſam- men, das ganze Stuͤck bricht ſonſt in tauſend Stuͤcke. Schloſſer. Was ſprach der von Comoͤdie und von halb acht? Fiſcher. Ich weiß nicht, mir daͤucht, wir ſollten Acht geben, es wuͤrde bald aus ſeyn. Schloſſer. Ja wohl, Acht! gottlob, um

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/226>, abgerufen am 19.03.2024.