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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Zweite Abtheilung.
Dritte Scene.
(Saal im Pallast.)


Der König auf seinem Thron mit der Prinzessin,
Leander
auf einem Katheder, ihm gegenüber Hans-
wurst
auf einem andern Katheder, in der Mitte des
Saals steckt auf einer hohen Stange ein Hut, der mit
Gold besetzt und mit bunten Federn geschmückt ist; der
ganze Hof ist versammelt.
König. Noch nie hat sich ein Mensch um
das Vaterland so verdient gemacht, als dieser lie-
benswürdige Graf von Carabas. Einen dicken
Folianten hat unser Historiograph schon voll ge-
schrieben, so oft hat er mir durch seinen Jäger
niedliche und wohlschmeckende Präsente übermacht,
manchmal sogar an einem Tage zweimal. Meine
Erkenntlichkeit gegen ihn ist ohne Gränzen, und
ich wünsche nichts so sehnlich, als irgend einmal
eine Gelegenheit zu finden, etwas von meiner gro-
ßen Schuld gegen ihn abzutragen.
Prinzessin. Liebster Herr Vater, wollten
Dieselben nicht gnädigst erlauben, daß jetzt die
gelehrte Disputation ihren Anfang nehmen könn-
te? Mein Herz schmachtet nach dieser Geistesbe-
schäftigung.
König. Ja, es mag jetzt seinen Anfang
Zweite Abtheilung.
Dritte Scene.
(Saal im Pallaſt.)


Der Koͤnig auf ſeinem Thron mit der Prinzeſſin,
Leander
auf einem Katheder, ihm gegenuͤber Hans-
wurſt
auf einem andern Katheder, in der Mitte des
Saals ſteckt auf einer hohen Stange ein Hut, der mit
Gold beſetzt und mit bunten Federn geſchmuͤckt iſt; der
ganze Hof iſt verſammelt.
Koͤnig. Noch nie hat ſich ein Menſch um
das Vaterland ſo verdient gemacht, als dieſer lie-
benswuͤrdige Graf von Carabas. Einen dicken
Folianten hat unſer Hiſtoriograph ſchon voll ge-
ſchrieben, ſo oft hat er mir durch ſeinen Jaͤger
niedliche und wohlſchmeckende Praͤſente uͤbermacht,
manchmal ſogar an einem Tage zweimal. Meine
Erkenntlichkeit gegen ihn iſt ohne Graͤnzen, und
ich wuͤnſche nichts ſo ſehnlich, als irgend einmal
eine Gelegenheit zu finden, etwas von meiner gro-
ßen Schuld gegen ihn abzutragen.
Prinzeſſin. Liebſter Herr Vater, wollten
Dieſelben nicht gnaͤdigſt erlauben, daß jetzt die
gelehrte Disputation ihren Anfang nehmen koͤnn-
te? Mein Herz ſchmachtet nach dieſer Geiſtesbe-
ſchaͤftigung.
Koͤnig. Ja, es mag jetzt ſeinen Anfang
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[222/0231] Zweite Abtheilung. Dritte Scene. (Saal im Pallaſt.) Der Koͤnig auf ſeinem Thron mit der Prinzeſſin, Leander auf einem Katheder, ihm gegenuͤber Hans- wurſt auf einem andern Katheder, in der Mitte des Saals ſteckt auf einer hohen Stange ein Hut, der mit Gold beſetzt und mit bunten Federn geſchmuͤckt iſt; der ganze Hof iſt verſammelt. Koͤnig. Noch nie hat ſich ein Menſch um das Vaterland ſo verdient gemacht, als dieſer lie- benswuͤrdige Graf von Carabas. Einen dicken Folianten hat unſer Hiſtoriograph ſchon voll ge- ſchrieben, ſo oft hat er mir durch ſeinen Jaͤger niedliche und wohlſchmeckende Praͤſente uͤbermacht, manchmal ſogar an einem Tage zweimal. Meine Erkenntlichkeit gegen ihn iſt ohne Graͤnzen, und ich wuͤnſche nichts ſo ſehnlich, als irgend einmal eine Gelegenheit zu finden, etwas von meiner gro- ßen Schuld gegen ihn abzutragen. Prinzeſſin. Liebſter Herr Vater, wollten Dieſelben nicht gnaͤdigſt erlauben, daß jetzt die gelehrte Disputation ihren Anfang nehmen koͤnn- te? Mein Herz ſchmachtet nach dieſer Geiſtesbe- ſchaͤftigung. Koͤnig. Ja, es mag jetzt ſeinen Anfang

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/231>, abgerufen am 29.03.2024.