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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Die verkehrte Welt.
Lampen, und wo Lampen sind, da ist auch die
Illumination nicht weit.
Brauer. Könnt Ihr darauf schwören?
Bäcker. Das nun wohl nicht, aber alle
Leute sagen es doch so.
Brauer. Ja, wenn man alles glauben wollte,
was die Leute sagen, da wäre einem übel gerathen,
Bäcker. Das ist wohl wahr, aber das scheint
mir noch immer eine Illumination zu seyn.

Eine alte Frau mit einer Laterne.
Frau. Lieben Leute, ich suche schon die ganze
Stadt durch; könnt Ihr mir nicht sagen, wo das
Feuerwerk ist?
Bäcker. Je, da hängt es ja.
Frau. Ach, das hab ich schon lange gesehn.
-- Aber, das ist wahr, es ist prächtig.
Brauer. Es ist ja kein Feuerwerk.
Bäcker. Seht, das kömmt so auf eine
Manier heraus, und darum kann mans auch so
nennen.
Frau. Also ist es doch noch ungewiß, ob ich
recht bin?
Bäcker. Ins Teufels Namen, nein, das
ist es ja.
Frau. Aber ich muß es doch gewiß wissen,
sonst kann ichs ja nicht mit Seelenruhe genießen.
Brauer. Seht, da kommt eine große Mas-
kerade.

(Gefolge von Reitern in allerhand Masken: einige als Ritter,
andre als Mohren, einer ist der Tod, ihm folgen einige Teufel.)

Die verkehrte Welt.
Lampen, und wo Lampen ſind, da iſt auch die
Illumination nicht weit.
Brauer. Koͤnnt Ihr darauf ſchwoͤren?
Baͤcker. Das nun wohl nicht, aber alle
Leute ſagen es doch ſo.
Brauer. Ja, wenn man alles glauben wollte,
was die Leute ſagen, da waͤre einem uͤbel gerathen,
Baͤcker. Das iſt wohl wahr, aber das ſcheint
mir noch immer eine Illumination zu ſeyn.

Eine alte Frau mit einer Laterne.
Frau. Lieben Leute, ich ſuche ſchon die ganze
Stadt durch; koͤnnt Ihr mir nicht ſagen, wo das
Feuerwerk iſt?
Baͤcker. Je, da haͤngt es ja.
Frau. Ach, das hab ich ſchon lange geſehn.
— Aber, das iſt wahr, es iſt praͤchtig.
Brauer. Es iſt ja kein Feuerwerk.
Baͤcker. Seht, das koͤmmt ſo auf eine
Manier heraus, und darum kann mans auch ſo
nennen.
Frau. Alſo iſt es doch noch ungewiß, ob ich
recht bin?
Baͤcker. Ins Teufels Namen, nein, das
iſt es ja.
Frau. Aber ich muß es doch gewiß wiſſen,
ſonſt kann ichs ja nicht mit Seelenruhe genießen.
Brauer. Seht, da kommt eine große Mas-
kerade.

(Gefolge von Reitern in allerhand Masken: einige als Ritter,
andre als Mohren, einer iſt der Tod, ihm folgen einige Teufel.)

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[311/0320] Die verkehrte Welt. Lampen, und wo Lampen ſind, da iſt auch die Illumination nicht weit. Brauer. Koͤnnt Ihr darauf ſchwoͤren? Baͤcker. Das nun wohl nicht, aber alle Leute ſagen es doch ſo. Brauer. Ja, wenn man alles glauben wollte, was die Leute ſagen, da waͤre einem uͤbel gerathen, Baͤcker. Das iſt wohl wahr, aber das ſcheint mir noch immer eine Illumination zu ſeyn. Eine alte Frau mit einer Laterne. Frau. Lieben Leute, ich ſuche ſchon die ganze Stadt durch; koͤnnt Ihr mir nicht ſagen, wo das Feuerwerk iſt? Baͤcker. Je, da haͤngt es ja. Frau. Ach, das hab ich ſchon lange geſehn. — Aber, das iſt wahr, es iſt praͤchtig. Brauer. Es iſt ja kein Feuerwerk. Baͤcker. Seht, das koͤmmt ſo auf eine Manier heraus, und darum kann mans auch ſo nennen. Frau. Alſo iſt es doch noch ungewiß, ob ich recht bin? Baͤcker. Ins Teufels Namen, nein, das iſt es ja. Frau. Aber ich muß es doch gewiß wiſſen, ſonſt kann ichs ja nicht mit Seelenruhe genießen. Brauer. Seht, da kommt eine große Mas- kerade. (Gefolge von Reitern in allerhand Masken: einige als Ritter, andre als Mohren, einer iſt der Tod, ihm folgen einige Teufel.)

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/320>, abgerufen am 29.03.2024.