Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
lohnte es sich wohl gar nicht der Mühe mit mir
glücklich zu seyn?
Melpomene. Schwerlich.
Fremder. Nun, Frau, da ist meine Hand,
sei wieder gut. Die Scene darf ja doch nicht zu
tragisch werden.
Melpomene. Du giebst also zu, daß Du
Unrecht hast?
Fremder. Nimmermehr!
Melpomene. Nun, Thalia, da siehst Du.
Thalia. Auf die Art könnt Ihr nimmermehr
zusammen kommen. Der hat offenbar Unrecht, der
jetzt nicht zur Versöhnung die Hand bietet, wer
dem andern zuerst vergiebt, der hat das meiste Recht.

(Die beiden Eheleute umarmen sich.)
Fremder. O wie ich Dich nun wieder liebe! --
Wie mein Herz nur für Dich schlägt!
Melpomene. Ebenfalls.
Fremder. Ich begreife nicht, wie ich Dich
so verkennen mochte.
Melpomene. Ich auch nicht, Geliebter.
Fremder. Im Grunde hatten wir beide
Unrecht.
Melpomene. Ich geb' es zu.
Fremder. Nun so sey dieser Tag der Ver-
söhnung, ein Tag der Freude für uns. -- Bleibt
bei uns, lieben Freunde, und helft uns ein so schö-
nes häusliches Fest der Liebe begehn.
(gehn ab.)


Zweite Abtheilung.
lohnte es ſich wohl gar nicht der Muͤhe mit mir
gluͤcklich zu ſeyn?
Melpomene. Schwerlich.
Fremder. Nun, Frau, da iſt meine Hand,
ſei wieder gut. Die Scene darf ja doch nicht zu
tragiſch werden.
Melpomene. Du giebſt alſo zu, daß Du
Unrecht haſt?
Fremder. Nimmermehr!
Melpomene. Nun, Thalia, da ſiehſt Du.
Thalia. Auf die Art koͤnnt Ihr nimmermehr
zuſammen kommen. Der hat offenbar Unrecht, der
jetzt nicht zur Verſoͤhnung die Hand bietet, wer
dem andern zuerſt vergiebt, der hat das meiſte Recht.

(Die beiden Eheleute umarmen ſich.)
Fremder. O wie ich Dich nun wieder liebe! —
Wie mein Herz nur fuͤr Dich ſchlaͤgt!
Melpomene. Ebenfalls.
Fremder. Ich begreife nicht, wie ich Dich
ſo verkennen mochte.
Melpomene. Ich auch nicht, Geliebter.
Fremder. Im Grunde hatten wir beide
Unrecht.
Melpomene. Ich geb' es zu.
Fremder. Nun ſo ſey dieſer Tag der Ver-
ſoͤhnung, ein Tag der Freude fuͤr uns. — Bleibt
bei uns, lieben Freunde, und helft uns ein ſo ſchoͤ-
nes haͤusliches Feſt der Liebe begehn.
(gehn ab.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#GRUENHELM">
                <p><pb facs="#f0353" n="344"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
lohnte es &#x017F;ich wohl gar nicht der Mu&#x0364;he mit mir<lb/>
glu&#x0364;cklich zu &#x017F;eyn?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#MEL">
                <speaker><hi rendition="#g">Melpomene</hi>.</speaker>
                <p>Schwerlich.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FREMD">
                <speaker><hi rendition="#g">Fremder</hi>.</speaker>
                <p>Nun, Frau, da i&#x017F;t meine Hand,<lb/>
&#x017F;ei wieder gut. Die Scene darf ja doch nicht zu<lb/>
tragi&#x017F;ch werden.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#MEL">
                <speaker><hi rendition="#g">Melpomene</hi>.</speaker>
                <p>Du gieb&#x017F;t al&#x017F;o zu, daß Du<lb/>
Unrecht ha&#x017F;t?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FREMD">
                <speaker><hi rendition="#g">Fremder</hi>.</speaker>
                <p>Nimmermehr!</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#MEL">
                <speaker><hi rendition="#g">Melpomene</hi>.</speaker>
                <p>Nun, Thalia, da &#x017F;ieh&#x017F;t Du.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#THA">
                <speaker><hi rendition="#g">Thalia</hi>.</speaker>
                <p>Auf die Art ko&#x0364;nnt Ihr nimmermehr<lb/>
zu&#x017F;ammen kommen. Der hat offenbar Unrecht, der<lb/>
jetzt nicht zur Ver&#x017F;o&#x0364;hnung die Hand bietet, wer<lb/>
dem andern zuer&#x017F;t vergiebt, der hat das mei&#x017F;te Recht.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#c">(Die beiden Eheleute umarmen &#x017F;ich.)</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FREMD">
                <speaker><hi rendition="#g">Fremder</hi>.</speaker>
                <p>O wie ich Dich nun wieder liebe! &#x2014;<lb/>
Wie mein Herz nur fu&#x0364;r Dich &#x017F;chla&#x0364;gt!</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#MEL">
                <speaker><hi rendition="#g">Melpomene</hi>.</speaker>
                <p>Ebenfalls.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FREMD">
                <speaker><hi rendition="#g">Fremder</hi>.</speaker>
                <p>Ich begreife nicht, wie ich Dich<lb/>
&#x017F;o verkennen mochte.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#MEL">
                <speaker><hi rendition="#g">Melpomene</hi>.</speaker>
                <p>Ich auch nicht, Geliebter.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FREMD">
                <speaker><hi rendition="#g">Fremder</hi>.</speaker>
                <p>Im Grunde hatten wir beide<lb/>
Unrecht.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#MEL">
                <speaker><hi rendition="#g">Melpomene</hi>.</speaker>
                <p>Ich geb' es zu.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FREMD">
                <speaker><hi rendition="#g">Fremder</hi>.</speaker>
                <p>Nun &#x017F;o &#x017F;ey die&#x017F;er Tag der Ver-<lb/>
&#x017F;o&#x0364;hnung, ein Tag der Freude fu&#x0364;r uns. &#x2014; Bleibt<lb/>
bei uns, lieben Freunde, und helft uns ein &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nes ha&#x0364;usliches Fe&#x017F;t der Liebe begehn.</p>
                <stage>(gehn ab.)</stage>
              </sp>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0353] Zweite Abtheilung. lohnte es ſich wohl gar nicht der Muͤhe mit mir gluͤcklich zu ſeyn? Melpomene. Schwerlich. Fremder. Nun, Frau, da iſt meine Hand, ſei wieder gut. Die Scene darf ja doch nicht zu tragiſch werden. Melpomene. Du giebſt alſo zu, daß Du Unrecht haſt? Fremder. Nimmermehr! Melpomene. Nun, Thalia, da ſiehſt Du. Thalia. Auf die Art koͤnnt Ihr nimmermehr zuſammen kommen. Der hat offenbar Unrecht, der jetzt nicht zur Verſoͤhnung die Hand bietet, wer dem andern zuerſt vergiebt, der hat das meiſte Recht. (Die beiden Eheleute umarmen ſich.) Fremder. O wie ich Dich nun wieder liebe! — Wie mein Herz nur fuͤr Dich ſchlaͤgt! Melpomene. Ebenfalls. Fremder. Ich begreife nicht, wie ich Dich ſo verkennen mochte. Melpomene. Ich auch nicht, Geliebter. Fremder. Im Grunde hatten wir beide Unrecht. Melpomene. Ich geb' es zu. Fremder. Nun ſo ſey dieſer Tag der Ver- ſoͤhnung, ein Tag der Freude fuͤr uns. — Bleibt bei uns, lieben Freunde, und helft uns ein ſo ſchoͤ- nes haͤusliches Feſt der Liebe begehn. (gehn ab.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/353
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/353>, abgerufen am 25.04.2024.