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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Zweite Abtheilung.
Winfred. (zieht) Hier ist ein Schwerdt, das
deinen Trotz verachtet, Bauer du!
Claus. (packt zusammen) Kommt, Gevatter
Rathgeber, hier ist nicht gut weilen.
Rathgeber. Friede ernährt, Unfriede ver-
zehrt.
(beide schnell ab.)
Ulrich. Vor dir fürcht ich mich nicht. (sie
fechten, Winfred fällt.)
Siehst? Ich habs dir wohl
voraus gesagt, naseweiser Bursche.
(ab.)
Winfred. (allein) O weh! o weh! da fließt
mein theures Blut! das war ein Hieb, als wenn
er mir den Kof herunter schlüge. O über das
verfluchte Abentheuersuchen! O verflucht sei die
Stunde, in der ich ausgegangen bin! O weh,
um mein Leben ist es gethan. Ich bin dahin.

Leopold. kömmt.
Leopold. Hier soll er seyn, ich versäume
die Zeit mit Possen, und erfahre eben erst, daß
die Alte jetzt nicht zu Hause ist, und das bei uns
großes Hochzeitsfest war. -- Wer winselt dort?
Seid Ihr es, Junker? Was soll das?
Winfred. Sterbend trefft Ihr mich an, in
eurem Dienste bin ich umgekommen, laßt uns hier
zärtlichen Abschied nehmen.
Leopold. (verbindet ihm mit einem Tuch den Kopf)
Die Wunde scheint nicht gefährlich, rafft Euch nur
auf, Marloff ist nicht weit, es ist die höchste Zeit,
daß wir hinkommen. Nun gerade hätt ich Eure
Dienste nöthig.
Winfred. Helft mir auf. So, so. Ach,
Zweite Abtheilung.
Winfred. (zieht) Hier iſt ein Schwerdt, das
deinen Trotz verachtet, Bauer du!
Claus. (packt zuſammen) Kommt, Gevatter
Rathgeber, hier iſt nicht gut weilen.
Rathgeber. Friede ernaͤhrt, Unfriede ver-
zehrt.
(beide ſchnell ab.)
Ulrich. Vor dir fuͤrcht ich mich nicht. (ſie
fechten, Winfred faͤllt.)
Siehſt? Ich habs dir wohl
voraus geſagt, naſeweiſer Burſche.
(ab.)
Winfred. (allein) O weh! o weh! da fließt
mein theures Blut! das war ein Hieb, als wenn
er mir den Kof herunter ſchluͤge. O uͤber das
verfluchte Abentheuerſuchen! O verflucht ſei die
Stunde, in der ich ausgegangen bin! O weh,
um mein Leben iſt es gethan. Ich bin dahin.

Leopold. koͤmmt.
Leopold. Hier ſoll er ſeyn, ich verſaͤume
die Zeit mit Poſſen, und erfahre eben erſt, daß
die Alte jetzt nicht zu Hauſe iſt, und das bei uns
großes Hochzeitsfeſt war. — Wer winſelt dort?
Seid Ihr es, Junker? Was ſoll das?
Winfred. Sterbend trefft Ihr mich an, in
eurem Dienſte bin ich umgekommen, laßt uns hier
zaͤrtlichen Abſchied nehmen.
Leopold. (verbindet ihm mit einem Tuch den Kopf)
Die Wunde ſcheint nicht gefaͤhrlich, rafft Euch nur
auf, Marloff iſt nicht weit, es iſt die hoͤchſte Zeit,
daß wir hinkommen. Nun gerade haͤtt ich Eure
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[72/0081] Zweite Abtheilung. Winfred. (zieht) Hier iſt ein Schwerdt, das deinen Trotz verachtet, Bauer du! Claus. (packt zuſammen) Kommt, Gevatter Rathgeber, hier iſt nicht gut weilen. Rathgeber. Friede ernaͤhrt, Unfriede ver- zehrt. (beide ſchnell ab.) Ulrich. Vor dir fuͤrcht ich mich nicht. (ſie fechten, Winfred faͤllt.) Siehſt? Ich habs dir wohl voraus geſagt, naſeweiſer Burſche. (ab.) Winfred. (allein) O weh! o weh! da fließt mein theures Blut! das war ein Hieb, als wenn er mir den Kof herunter ſchluͤge. O uͤber das verfluchte Abentheuerſuchen! O verflucht ſei die Stunde, in der ich ausgegangen bin! O weh, um mein Leben iſt es gethan. Ich bin dahin. Leopold. koͤmmt. Leopold. Hier ſoll er ſeyn, ich verſaͤume die Zeit mit Poſſen, und erfahre eben erſt, daß die Alte jetzt nicht zu Hauſe iſt, und das bei uns großes Hochzeitsfeſt war. — Wer winſelt dort? Seid Ihr es, Junker? Was ſoll das? Winfred. Sterbend trefft Ihr mich an, in eurem Dienſte bin ich umgekommen, laßt uns hier zaͤrtlichen Abſchied nehmen. Leopold. (verbindet ihm mit einem Tuch den Kopf) Die Wunde ſcheint nicht gefaͤhrlich, rafft Euch nur auf, Marloff iſt nicht weit, es iſt die hoͤchſte Zeit, daß wir hinkommen. Nun gerade haͤtt ich Eure Dienſte noͤthig. Winfred. Helft mir auf. So, ſo. Ach,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/81>, abgerufen am 29.03.2024.