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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812.

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Der Blaubart.
mein armer Diener, der meine Lieder zu singen
pflegt, und sonst ein aufgeweckter lustiger Bursche
ist, und vielfache Gaukeleien anzustellen weiß, lei-
det an einer Wunde, die ihm tödlich wird, wenn
er nicht einiger Pflege genießt.
Caspar. So? So? Also einen Gaukler und
Possenreißer führt Ihr auch mit Euch? So seid
Ihr doch nicht von den ganz gemeinen Musikan-
ten? Ich habe immer dergleichen Volk geliebt, ab-
sonderlich in meiner Jugend, jetzt hab ich lange
keinen mit Augen gesehn. Man muß doch auch
christlich denken. Laßt ihn nur herein, euren Fraz-
zenmacher, und nehmt dann so vorlieb, wie Ihr
es findet, dafür werdet Ihr uns aber auch von
Euren Späßen etwas zum Besten geben.
Leopold. Herzlich gern, sobald der arme Narr
nur erst etwas wieder bei Kräften ist. -- (öffnet die Thür)
Nur herein hier, mein Winfred, der gute liebe freund-
liche Alte will uns nicht von seiner Thüre weisen.

Winfred kommt mit verbundenem Kopfe.
Caspar. Der da ist der Spaßvogel? der
sieht ja eher zum Erbarmen aus.
Leopold. Laßt ihn nur erst etwas erquickt
seyn, so sollt Ihr Wunder sehn.
Winfred. O ein Bett, -- ein weniges Wein,
-- eine christliche Hülfe und mitleidige Pflege.
Caspar. Da, geht nur da oben hinauf,
Gaukler, und Ihr auch, Freund Meistersänger; da
oben kann ich Euch ein Zimmer anweisen, mein ei-
genes. Kommt.
(sie steigen hinauf in das obere Gemach.)


Der Blaubart.
mein armer Diener, der meine Lieder zu ſingen
pflegt, und ſonſt ein aufgeweckter luſtiger Burſche
iſt, und vielfache Gaukeleien anzuſtellen weiß, lei-
det an einer Wunde, die ihm toͤdlich wird, wenn
er nicht einiger Pflege genießt.
Caspar. So? So? Alſo einen Gaukler und
Poſſenreißer fuͤhrt Ihr auch mit Euch? So ſeid
Ihr doch nicht von den ganz gemeinen Muſikan-
ten? Ich habe immer dergleichen Volk geliebt, ab-
ſonderlich in meiner Jugend, jetzt hab ich lange
keinen mit Augen geſehn. Man muß doch auch
chriſtlich denken. Laßt ihn nur herein, euren Fraz-
zenmacher, und nehmt dann ſo vorlieb, wie Ihr
es findet, dafuͤr werdet Ihr uns aber auch von
Euren Spaͤßen etwas zum Beſten geben.
Leopold. Herzlich gern, ſobald der arme Narr
nur erſt etwas wieder bei Kraͤften iſt. — (oͤffnet die Thuͤr)
Nur herein hier, mein Winfred, der gute liebe freund-
liche Alte will uns nicht von ſeiner Thuͤre weiſen.

Winfred kommt mit verbundenem Kopfe.
Caspar. Der da iſt der Spaßvogel? der
ſieht ja eher zum Erbarmen aus.
Leopold. Laßt ihn nur erſt etwas erquickt
ſeyn, ſo ſollt Ihr Wunder ſehn.
Winfred. O ein Bett, — ein weniges Wein,
— eine chriſtliche Huͤlfe und mitleidige Pflege.
Caspar. Da, geht nur da oben hinauf,
Gaukler, und Ihr auch, Freund Meiſterſaͤnger; da
oben kann ich Euch ein Zimmer anweiſen, mein ei-
genes. Kommt.
(ſie ſteigen hinauf in das obere Gemach.)


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[79/0088] Der Blaubart. mein armer Diener, der meine Lieder zu ſingen pflegt, und ſonſt ein aufgeweckter luſtiger Burſche iſt, und vielfache Gaukeleien anzuſtellen weiß, lei- det an einer Wunde, die ihm toͤdlich wird, wenn er nicht einiger Pflege genießt. Caspar. So? So? Alſo einen Gaukler und Poſſenreißer fuͤhrt Ihr auch mit Euch? So ſeid Ihr doch nicht von den ganz gemeinen Muſikan- ten? Ich habe immer dergleichen Volk geliebt, ab- ſonderlich in meiner Jugend, jetzt hab ich lange keinen mit Augen geſehn. Man muß doch auch chriſtlich denken. Laßt ihn nur herein, euren Fraz- zenmacher, und nehmt dann ſo vorlieb, wie Ihr es findet, dafuͤr werdet Ihr uns aber auch von Euren Spaͤßen etwas zum Beſten geben. Leopold. Herzlich gern, ſobald der arme Narr nur erſt etwas wieder bei Kraͤften iſt. — (oͤffnet die Thuͤr) Nur herein hier, mein Winfred, der gute liebe freund- liche Alte will uns nicht von ſeiner Thuͤre weiſen. Winfred kommt mit verbundenem Kopfe. Caspar. Der da iſt der Spaßvogel? der ſieht ja eher zum Erbarmen aus. Leopold. Laßt ihn nur erſt etwas erquickt ſeyn, ſo ſollt Ihr Wunder ſehn. Winfred. O ein Bett, — ein weniges Wein, — eine chriſtliche Huͤlfe und mitleidige Pflege. Caspar. Da, geht nur da oben hinauf, Gaukler, und Ihr auch, Freund Meiſterſaͤnger; da oben kann ich Euch ein Zimmer anweiſen, mein ei- genes. Kommt. (ſie ſteigen hinauf in das obere Gemach.)

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 2. Berlin, 1812, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus02_1812/88>, abgerufen am 23.04.2024.