Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Fortunat.

Ein Edelmann tritt ein.
Edelmann.
Demüthig bittet eine schöne Frau
Gehüllt in Trauer um die hohe Gnade,
Zu Füßen sich dem Könige zu werfen.
König.
Sie komme näher. -- Wer nur mag das seyn?
Vielleicht des Ritters Witwe, die mit Klagen
Und Wehgeschrei mein Ohr betäuben will.

Lady Oldfield wird hereingeführt und wirft sich nieder.
Lady.
Wenn meines Königs Auge sich erniedert
So sieht er hier die jammervollste Frau,
Die durch verruchte Mordthat eingebüßt
Den theuersten Gemahl, mein hoher Fürst
Den treusten Unterthan.
König.
Was kann ich thun
Um Euren so gerechten Schmerz zu lindern?
Lady.
Ich komme nicht zu klagen, mein Verlust
Läßt Trost nicht zu, noch Lindrung und Ersatz,
Nur dies Geschmeide, das unschätzbar theure,
Das meines Gatten Blut hat abgezapft,
Will ich den Händen Eurer Majestät
Dem hohen Eigner hier zurück erstatten.
König.
Erstaunt seht Ihr mich, edle Frau; steht auf!
Wie fand sich dieser Schmuck, den schon auf ewig
Fortunat.

Ein Edelmann tritt ein.
Edelmann.
Demuͤthig bittet eine ſchoͤne Frau
Gehuͤllt in Trauer um die hohe Gnade,
Zu Fuͤßen ſich dem Koͤnige zu werfen.
Koͤnig.
Sie komme naͤher. — Wer nur mag das ſeyn?
Vielleicht des Ritters Witwe, die mit Klagen
Und Wehgeſchrei mein Ohr betaͤuben will.

Lady Oldfield wird hereingefuͤhrt und wirft ſich nieder.
Lady.
Wenn meines Koͤnigs Auge ſich erniedert
So ſieht er hier die jammervollſte Frau,
Die durch verruchte Mordthat eingebuͤßt
Den theuerſten Gemahl, mein hoher Fuͤrſt
Den treuſten Unterthan.
Koͤnig.
Was kann ich thun
Um Euren ſo gerechten Schmerz zu lindern?
Lady.
Ich komme nicht zu klagen, mein Verluſt
Laͤßt Troſt nicht zu, noch Lindrung und Erſatz,
Nur dies Geſchmeide, das unſchaͤtzbar theure,
Das meines Gatten Blut hat abgezapft,
Will ich den Haͤnden Eurer Majeſtaͤt
Dem hohen Eigner hier zuruͤck erſtatten.
Koͤnig.
Erſtaunt ſeht Ihr mich, edle Frau; ſteht auf!
Wie fand ſich dieſer Schmuck, den ſchon auf ewig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#Ko&#x0364;nig">
                <pb facs="#f0115" n="105"/>
                <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/>
                <stage> <hi rendition="#c">Ein <hi rendition="#g">Edelmann</hi> tritt ein.</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Edelmann">
                <speaker><hi rendition="#g">Edelmann</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Demu&#x0364;thig bittet eine &#x017F;cho&#x0364;ne Frau<lb/>
Gehu&#x0364;llt in Trauer um die hohe Gnade,<lb/>
Zu Fu&#x0364;ßen &#x017F;ich dem Ko&#x0364;nige zu werfen.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Ko&#x0364;nig">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Sie komme na&#x0364;her. &#x2014; Wer nur mag das &#x017F;eyn?<lb/>
Vielleicht des Ritters Witwe, die mit Klagen<lb/>
Und Wehge&#x017F;chrei mein Ohr beta&#x0364;uben will.</p><lb/>
                <stage>Lady <hi rendition="#g">Oldfield</hi> wird hereingefu&#x0364;hrt und wirft &#x017F;ich nieder.</stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Lady">
                <speaker><hi rendition="#g">Lady</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Wenn meines Ko&#x0364;nigs Auge &#x017F;ich erniedert<lb/>
So &#x017F;ieht er hier die jammervoll&#x017F;te Frau,<lb/>
Die durch verruchte Mordthat eingebu&#x0364;ßt<lb/>
Den theuer&#x017F;ten Gemahl, mein hoher Fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
Den treu&#x017F;ten Unterthan.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Ko&#x0364;nig">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker><lb/>
                <p><hi rendition="#et">Was kann ich thun</hi><lb/>
Um Euren &#x017F;o gerechten Schmerz zu lindern?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Lady">
                <speaker><hi rendition="#g">Lady</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Ich komme nicht zu klagen, mein Verlu&#x017F;t<lb/>
La&#x0364;ßt Tro&#x017F;t nicht zu, noch Lindrung und Er&#x017F;atz,<lb/>
Nur dies Ge&#x017F;chmeide, das un&#x017F;cha&#x0364;tzbar theure,<lb/>
Das meines Gatten Blut hat abgezapft,<lb/>
Will ich den Ha&#x0364;nden Eurer Maje&#x017F;ta&#x0364;t<lb/>
Dem hohen Eigner hier zuru&#x0364;ck er&#x017F;tatten.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Ko&#x0364;nig">
                <speaker><hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Er&#x017F;taunt &#x017F;eht Ihr mich, edle Frau; &#x017F;teht auf!<lb/>
Wie fand &#x017F;ich die&#x017F;er Schmuck, den &#x017F;chon auf ewig<lb/></p>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0115] Fortunat. Ein Edelmann tritt ein. Edelmann. Demuͤthig bittet eine ſchoͤne Frau Gehuͤllt in Trauer um die hohe Gnade, Zu Fuͤßen ſich dem Koͤnige zu werfen. Koͤnig. Sie komme naͤher. — Wer nur mag das ſeyn? Vielleicht des Ritters Witwe, die mit Klagen Und Wehgeſchrei mein Ohr betaͤuben will. Lady Oldfield wird hereingefuͤhrt und wirft ſich nieder. Lady. Wenn meines Koͤnigs Auge ſich erniedert So ſieht er hier die jammervollſte Frau, Die durch verruchte Mordthat eingebuͤßt Den theuerſten Gemahl, mein hoher Fuͤrſt Den treuſten Unterthan. Koͤnig. Was kann ich thun Um Euren ſo gerechten Schmerz zu lindern? Lady. Ich komme nicht zu klagen, mein Verluſt Laͤßt Troſt nicht zu, noch Lindrung und Erſatz, Nur dies Geſchmeide, das unſchaͤtzbar theure, Das meines Gatten Blut hat abgezapft, Will ich den Haͤnden Eurer Majeſtaͤt Dem hohen Eigner hier zuruͤck erſtatten. Koͤnig. Erſtaunt ſeht Ihr mich, edle Frau; ſteht auf! Wie fand ſich dieſer Schmuck, den ſchon auf ewig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/115
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/115>, abgerufen am 24.04.2024.