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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
Bertha. Freund, Du bist ein langweiliger
Gesell, und scheinst noch gar nicht zu wissen, wie
es in der Welt hergeht. Aber wo ist denn der
Herr Theodor heute?
Dietrich. Wo anders, als bei meinem
Herrn, wo ein prächtiges Mittagsmahl gegeben
wird? Alle hohen Herrschaften sind da, auch der
König, und der Hof, und die Königinn, und
die schöne Prinzessinn, alles, alles!
Bertha. Und Du fehlst dort?
Dietrich. Sie können schon ohne mich fer-
tig werden, ich mag mit den vielen Anstalten,
dem Laufen und dem Rennen nichts zu thun ha-
ben, der Teufel ist bei solchen Gelegenheiten los;
wenn sie aber schon ein Weilchen bei Tisch geses-
sen haben, und alles wieder ruhig ist, dann werde
ich mich hinzu machen, und was übrig bleibt mit
den andern theilen, denn meine Portion darf mir
nicht entgehn.
Bertha. Leb wohl, Du Schwätzer, da klin-
gelt meine Lady.
Dietrich. Erst einen Kuß, ehe wir uns
trennen.
Bertha. Ich dachte gar, so bekannt sind
wir noch nicht.
(ab.)
Dietrich. Sonst kein übles Mädchen, wenn
sie die Leute mehr zu schätzen wüßte. Jetzt muß
ich hin, es wird nun wohl am höchsten hergehn,
und wenn mein Herr erst etwas im Kopfe hat,
so kann ich thun was ich will.
(geht ab.)


Zweite Abtheilung.
Bertha. Freund, Du biſt ein langweiliger
Geſell, und ſcheinſt noch gar nicht zu wiſſen, wie
es in der Welt hergeht. Aber wo iſt denn der
Herr Theodor heute?
Dietrich. Wo anders, als bei meinem
Herrn, wo ein praͤchtiges Mittagsmahl gegeben
wird? Alle hohen Herrſchaften ſind da, auch der
Koͤnig, und der Hof, und die Koͤniginn, und
die ſchoͤne Prinzeſſinn, alles, alles!
Bertha. Und Du fehlſt dort?
Dietrich. Sie koͤnnen ſchon ohne mich fer-
tig werden, ich mag mit den vielen Anſtalten,
dem Laufen und dem Rennen nichts zu thun ha-
ben, der Teufel iſt bei ſolchen Gelegenheiten los;
wenn ſie aber ſchon ein Weilchen bei Tiſch geſeſ-
ſen haben, und alles wieder ruhig iſt, dann werde
ich mich hinzu machen, und was uͤbrig bleibt mit
den andern theilen, denn meine Portion darf mir
nicht entgehn.
Bertha. Leb wohl, Du Schwaͤtzer, da klin-
gelt meine Lady.
Dietrich. Erſt einen Kuß, ehe wir uns
trennen.
Bertha. Ich dachte gar, ſo bekannt ſind
wir noch nicht.
(ab.)
Dietrich. Sonſt kein uͤbles Maͤdchen, wenn
ſie die Leute mehr zu ſchaͤtzen wuͤßte. Jetzt muß
ich hin, es wird nun wohl am hoͤchſten hergehn,
und wenn mein Herr erſt etwas im Kopfe hat,
ſo kann ich thun was ich will.
(geht ab.)


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[296/0306] Zweite Abtheilung. Bertha. Freund, Du biſt ein langweiliger Geſell, und ſcheinſt noch gar nicht zu wiſſen, wie es in der Welt hergeht. Aber wo iſt denn der Herr Theodor heute? Dietrich. Wo anders, als bei meinem Herrn, wo ein praͤchtiges Mittagsmahl gegeben wird? Alle hohen Herrſchaften ſind da, auch der Koͤnig, und der Hof, und die Koͤniginn, und die ſchoͤne Prinzeſſinn, alles, alles! Bertha. Und Du fehlſt dort? Dietrich. Sie koͤnnen ſchon ohne mich fer- tig werden, ich mag mit den vielen Anſtalten, dem Laufen und dem Rennen nichts zu thun ha- ben, der Teufel iſt bei ſolchen Gelegenheiten los; wenn ſie aber ſchon ein Weilchen bei Tiſch geſeſ- ſen haben, und alles wieder ruhig iſt, dann werde ich mich hinzu machen, und was uͤbrig bleibt mit den andern theilen, denn meine Portion darf mir nicht entgehn. Bertha. Leb wohl, Du Schwaͤtzer, da klin- gelt meine Lady. Dietrich. Erſt einen Kuß, ehe wir uns trennen. Bertha. Ich dachte gar, ſo bekannt ſind wir noch nicht. (ab.) Dietrich. Sonſt kein uͤbles Maͤdchen, wenn ſie die Leute mehr zu ſchaͤtzen wuͤßte. Jetzt muß ich hin, es wird nun wohl am hoͤchſten hergehn, und wenn mein Herr erſt etwas im Kopfe hat, ſo kann ich thun was ich will. (geht ab.)

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/306>, abgerufen am 28.03.2024.