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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
und mit den Geigen und Flöten wechselnd, um
uns nicht drinn bei der Tafel zur Last zu fallen.
Haushofmeister. Ich habe alles schon so
angeordnet, wie mein gnädiger Herr Graf es be-
fohlen hat.
Andalosia. Der König liebt es, von Gold
zu speisen; ihr habt für ihn, die Königinn und
die Prinzessinn die goldnen Geschirre besorgt?
Haushofmeister. Allerdings; wie dürften
sie heute fehlen, da mein gnädiger Herr diesmal
noch mehr Aufwand als neulich machen will?
Andalosia. Ja, man soll in London von
mir zu sagen wissen. Nichts darf mangeln, weil
es etwa zu kostbar seyn möchte, kauft, was nur
zu haben ist, und wenn ihr es dreifach mit Golde
aufwägen müßtet. Jeden Mangel, jeden Wunsch
meiner hohen Gäste, der nicht befriedigt wird, wird
mein Zorn bestrafen. -- Die wohlriechenden Oehle
und Spezereien werden doch angeordnet seyn? Die
Rosenessenz über die Tafel gesprützt? Die Blumen
an den Wänden, daß man nicht Wand noch Pfei-
ler sieht? Die Prinzessin wird darüber erfreut seyn.
Haushofmeister. Ich werde selbst nach
allem sehn.
(ab.)
Andalosia.
Es ist so nichts, für sich still zu genießen,
Man ist nur das, wofür die Welt uns hält,
Sieht keiner, daß ich reich bin, bin ichs nicht,
Doch so bewundert und beneidet werden
Von allen Großen dieses prächt'gen Hofs.
Ja selbst vom König, das heißt Lebenslust.
Wie alles vor mir kriecht, im Staube schmeichelt,
An meinem Blick, am gnädgen Nicken hängt,
Zweite Abtheilung.
und mit den Geigen und Floͤten wechſelnd, um
uns nicht drinn bei der Tafel zur Laſt zu fallen.
Haushofmeiſter. Ich habe alles ſchon ſo
angeordnet, wie mein gnaͤdiger Herr Graf es be-
fohlen hat.
Andaloſia. Der Koͤnig liebt es, von Gold
zu ſpeiſen; ihr habt fuͤr ihn, die Koͤniginn und
die Prinzeſſinn die goldnen Geſchirre beſorgt?
Haushofmeiſter. Allerdings; wie duͤrften
ſie heute fehlen, da mein gnaͤdiger Herr diesmal
noch mehr Aufwand als neulich machen will?
Andaloſia. Ja, man ſoll in London von
mir zu ſagen wiſſen. Nichts darf mangeln, weil
es etwa zu koſtbar ſeyn moͤchte, kauft, was nur
zu haben iſt, und wenn ihr es dreifach mit Golde
aufwaͤgen muͤßtet. Jeden Mangel, jeden Wunſch
meiner hohen Gaͤſte, der nicht befriedigt wird, wird
mein Zorn beſtrafen. — Die wohlriechenden Oehle
und Spezereien werden doch angeordnet ſeyn? Die
Roſeneſſenz uͤber die Tafel geſpruͤtzt? Die Blumen
an den Waͤnden, daß man nicht Wand noch Pfei-
ler ſieht? Die Prinzeſſin wird daruͤber erfreut ſeyn.
Haushofmeiſter. Ich werde ſelbſt nach
allem ſehn.
(ab.)
Andaloſia.
Es iſt ſo nichts, fuͤr ſich ſtill zu genießen,
Man iſt nur das, wofuͤr die Welt uns haͤlt,
Sieht keiner, daß ich reich bin, bin ichs nicht,
Doch ſo bewundert und beneidet werden
Von allen Großen dieſes praͤcht'gen Hofs.
Ja ſelbſt vom Koͤnig, das heißt Lebensluſt.
Wie alles vor mir kriecht, im Staube ſchmeichelt,
An meinem Blick, am gnaͤdgen Nicken haͤngt,
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[300/0310] Zweite Abtheilung. und mit den Geigen und Floͤten wechſelnd, um uns nicht drinn bei der Tafel zur Laſt zu fallen. Haushofmeiſter. Ich habe alles ſchon ſo angeordnet, wie mein gnaͤdiger Herr Graf es be- fohlen hat. Andaloſia. Der Koͤnig liebt es, von Gold zu ſpeiſen; ihr habt fuͤr ihn, die Koͤniginn und die Prinzeſſinn die goldnen Geſchirre beſorgt? Haushofmeiſter. Allerdings; wie duͤrften ſie heute fehlen, da mein gnaͤdiger Herr diesmal noch mehr Aufwand als neulich machen will? Andaloſia. Ja, man ſoll in London von mir zu ſagen wiſſen. Nichts darf mangeln, weil es etwa zu koſtbar ſeyn moͤchte, kauft, was nur zu haben iſt, und wenn ihr es dreifach mit Golde aufwaͤgen muͤßtet. Jeden Mangel, jeden Wunſch meiner hohen Gaͤſte, der nicht befriedigt wird, wird mein Zorn beſtrafen. — Die wohlriechenden Oehle und Spezereien werden doch angeordnet ſeyn? Die Roſeneſſenz uͤber die Tafel geſpruͤtzt? Die Blumen an den Waͤnden, daß man nicht Wand noch Pfei- ler ſieht? Die Prinzeſſin wird daruͤber erfreut ſeyn. Haushofmeiſter. Ich werde ſelbſt nach allem ſehn. (ab.) Andaloſia. Es iſt ſo nichts, fuͤr ſich ſtill zu genießen, Man iſt nur das, wofuͤr die Welt uns haͤlt, Sieht keiner, daß ich reich bin, bin ichs nicht, Doch ſo bewundert und beneidet werden Von allen Großen dieſes praͤcht'gen Hofs. Ja ſelbſt vom Koͤnig, das heißt Lebensluſt. Wie alles vor mir kriecht, im Staube ſchmeichelt, An meinem Blick, am gnaͤdgen Nicken haͤngt,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/310>, abgerufen am 25.04.2024.