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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
Ein stilles Glück, die Lieb' und ihre Schätze
Den Gier'gen, Unruhvollen nicht genügt?
Juliane.
Das ist ja jetzt die allgemeine Sitte
Zum heil'gen Grabe hinzuziehn, sie meinen
Sie dürfen nicht das Wort mit Anstand führen,
Wenn sie nicht dort gebetet, von den Sitten
Der Muselmänner, von des Tempels Stätte,
Dem Berg der Leiden und vom Sinai
Erzählen können: -- und dann denk' ich auch
Fliegt wohl der Mann zu guter Lezt noch einmal
Mit Freuden aus und weit, weil er hernach
Der Frau, der Kinder, seines Landes pflegt,
Und gern zur Rechenschaft gefordert wird
Um jegliches Gelach, um jede Jagd,
Wär's auch nur in des Bett's geheimer Beichte.
Gräfinn.
Das ist's ja, was mich quält, sie lieben nicht,
Und doch ist er der Beste noch von allen

Ein Diener tritt ein.
Diener. Gnädige Gräfinn, so eben ist ein
Bothe aus Flandern herüber geritten, der die Nach-
richt bringt, daß der Graf glücklich von Venedig
abgereist, und jezt schon auf dem Wege hieher ist.
Gräfinn. Führ' ihn in mein Gemach, ich
will ihn selber sprechen.
(sie gehn ab.)


Fortunat.
Ein ſtilles Gluͤck, die Lieb' und ihre Schaͤtze
Den Gier'gen, Unruhvollen nicht genuͤgt?
Juliane.
Das iſt ja jetzt die allgemeine Sitte
Zum heil'gen Grabe hinzuziehn, ſie meinen
Sie duͤrfen nicht das Wort mit Anſtand fuͤhren,
Wenn ſie nicht dort gebetet, von den Sitten
Der Muſelmaͤnner, von des Tempels Staͤtte,
Dem Berg der Leiden und vom Sinai
Erzaͤhlen koͤnnen: — und dann denk' ich auch
Fliegt wohl der Mann zu guter Lezt noch einmal
Mit Freuden aus und weit, weil er hernach
Der Frau, der Kinder, ſeines Landes pflegt,
Und gern zur Rechenſchaft gefordert wird
Um jegliches Gelach, um jede Jagd,
Waͤr's auch nur in des Bett's geheimer Beichte.
Graͤfinn.
Das iſt's ja, was mich quaͤlt, ſie lieben nicht,
Und doch iſt er der Beſte noch von allen

Ein Diener tritt ein.
Diener. Gnaͤdige Graͤfinn, ſo eben iſt ein
Bothe aus Flandern heruͤber geritten, der die Nach-
richt bringt, daß der Graf gluͤcklich von Venedig
abgereiſt, und jezt ſchon auf dem Wege hieher iſt.
Graͤfinn. Fuͤhr' ihn in mein Gemach, ich
will ihn ſelber ſprechen.
(ſie gehn ab.)


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[23/0033] Fortunat. Ein ſtilles Gluͤck, die Lieb' und ihre Schaͤtze Den Gier'gen, Unruhvollen nicht genuͤgt? Juliane. Das iſt ja jetzt die allgemeine Sitte Zum heil'gen Grabe hinzuziehn, ſie meinen Sie duͤrfen nicht das Wort mit Anſtand fuͤhren, Wenn ſie nicht dort gebetet, von den Sitten Der Muſelmaͤnner, von des Tempels Staͤtte, Dem Berg der Leiden und vom Sinai Erzaͤhlen koͤnnen: — und dann denk' ich auch Fliegt wohl der Mann zu guter Lezt noch einmal Mit Freuden aus und weit, weil er hernach Der Frau, der Kinder, ſeines Landes pflegt, Und gern zur Rechenſchaft gefordert wird Um jegliches Gelach, um jede Jagd, Waͤr's auch nur in des Bett's geheimer Beichte. Graͤfinn. Das iſt's ja, was mich quaͤlt, ſie lieben nicht, Und doch iſt er der Beſte noch von allen Ein Diener tritt ein. Diener. Gnaͤdige Graͤfinn, ſo eben iſt ein Bothe aus Flandern heruͤber geritten, der die Nach- richt bringt, daß der Graf gluͤcklich von Venedig abgereiſt, und jezt ſchon auf dem Wege hieher iſt. Graͤfinn. Fuͤhr' ihn in mein Gemach, ich will ihn ſelber ſprechen. (ſie gehn ab.)

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/33>, abgerufen am 16.04.2024.