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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
Der diesen Stand betritt, nur selten fahren
In weiter Ferne Fischer mir vorüber,
Auch weiß ich nicht, wie du hierher gekommen.
Andalosia.
Nachher davon, doch welches Schicksal warf
Euch aus der Welt in diese ferne Oede?
Einsiedler.
Ich war bei Sankt Patricius Fegefeuer
Im Kloster Mönch, und meiner Sünden wegen
Sucht' ich noch still're Einsamkeit, gelobte,
Freiwillig nie ein menschlich Angesicht
Zu sehen wieder, ließ von guten Fischern
Hieher mich führen, der Betrachtung ganz
Der Abgeschiedenheit geweiht, den Leib
Mit Wurzeln nährend und der Frucht der Bäume.
Andalosia.
So ist kein Mittel von hier zu entkommen?
Einsiedler.
Wir müssen an dem Strand ein Feuer machen,
Und lauschen, bis sich Fischerkähne zeigen,
Mit Zeichen sie dann rufen. Komm und ruhe
In meiner Hütte, und erquicke dich
Mit dem, was meine Armuth bieten kann.
Andalosia.
Ist es erlaubt, von diesen beiden Aepfeln
Mit mir zu nehmen?
Einsiedler.
Ja, mein lieber Sohn,
Wenn du nicht in der Welt damit willst freveln,
Denn mir gehört und Niemand diese Frucht.
Komm denn, erhole dich und sey beruhigt.

(sie gehn ab.)


Zweite Abtheilung.
Der dieſen Stand betritt, nur ſelten fahren
In weiter Ferne Fiſcher mir voruͤber,
Auch weiß ich nicht, wie du hierher gekommen.
Andaloſia.
Nachher davon, doch welches Schickſal warf
Euch aus der Welt in dieſe ferne Oede?
Einſiedler.
Ich war bei Sankt Patricius Fegefeuer
Im Kloſter Moͤnch, und meiner Suͤnden wegen
Sucht' ich noch ſtill're Einſamkeit, gelobte,
Freiwillig nie ein menſchlich Angeſicht
Zu ſehen wieder, ließ von guten Fiſchern
Hieher mich fuͤhren, der Betrachtung ganz
Der Abgeſchiedenheit geweiht, den Leib
Mit Wurzeln naͤhrend und der Frucht der Baͤume.
Andaloſia.
So iſt kein Mittel von hier zu entkommen?
Einſiedler.
Wir muͤſſen an dem Strand ein Feuer machen,
Und lauſchen, bis ſich Fiſcherkaͤhne zeigen,
Mit Zeichen ſie dann rufen. Komm und ruhe
In meiner Huͤtte, und erquicke dich
Mit dem, was meine Armuth bieten kann.
Andaloſia.
Iſt es erlaubt, von dieſen beiden Aepfeln
Mit mir zu nehmen?
Einſiedler.
Ja, mein lieber Sohn,
Wenn du nicht in der Welt damit willſt freveln,
Denn mir gehoͤrt und Niemand dieſe Frucht.
Komm denn, erhole dich und ſey beruhigt.

(ſie gehn ab.)


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[358/0368] Zweite Abtheilung. Der dieſen Stand betritt, nur ſelten fahren In weiter Ferne Fiſcher mir voruͤber, Auch weiß ich nicht, wie du hierher gekommen. Andaloſia. Nachher davon, doch welches Schickſal warf Euch aus der Welt in dieſe ferne Oede? Einſiedler. Ich war bei Sankt Patricius Fegefeuer Im Kloſter Moͤnch, und meiner Suͤnden wegen Sucht' ich noch ſtill're Einſamkeit, gelobte, Freiwillig nie ein menſchlich Angeſicht Zu ſehen wieder, ließ von guten Fiſchern Hieher mich fuͤhren, der Betrachtung ganz Der Abgeſchiedenheit geweiht, den Leib Mit Wurzeln naͤhrend und der Frucht der Baͤume. Andaloſia. So iſt kein Mittel von hier zu entkommen? Einſiedler. Wir muͤſſen an dem Strand ein Feuer machen, Und lauſchen, bis ſich Fiſcherkaͤhne zeigen, Mit Zeichen ſie dann rufen. Komm und ruhe In meiner Huͤtte, und erquicke dich Mit dem, was meine Armuth bieten kann. Andaloſia. Iſt es erlaubt, von dieſen beiden Aepfeln Mit mir zu nehmen? Einſiedler. Ja, mein lieber Sohn, Wenn du nicht in der Welt damit willſt freveln, Denn mir gehoͤrt und Niemand dieſe Frucht. Komm denn, erhole dich und ſey beruhigt. (ſie gehn ab.)

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/368>, abgerufen am 28.03.2024.