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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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nommen, daß ich zuweilen nicht wußte, wo
ich war, wenn ich wieder auf sah. Und das
alles soll würklich werden! rief ich dann
manchmal aus, es soll eine Zeit geben kön¬
nen, sie naht sich, in der du nicht mehr vor
der alten, so wohlbekannten Staffeley sitzest,
eine Zeit, wo du in all die Herrlichkeit hinein¬
leben darfst und immer mehr sehn, mehr erfah¬
ren, nie aufwachen, wie es dir jezt wohl ge¬
schieht
, wenn du so zu Zeiten von Italien
träumst; -- ach, wo, wo, bekömmst du
Sinne, Gefühl genug her, um alles treu
und wahr, lebendig und urkräftig aufzufas¬
sen? -- Und dann war es, als wenn sich
Herz und Geist innerlich ausdehnten und
wie mit Armen jene zukünftige Zeit erha¬
schen, an sich reissen wollten -- und
nun --

Und nun Franz?

Kann ich es dir sagen? antwortete je¬

nommen, daß ich zuweilen nicht wußte, wo
ich war, wenn ich wieder auf ſah. Und das
alles ſoll würklich werden! rief ich dann
manchmal aus, es ſoll eine Zeit geben kön¬
nen, ſie naht ſich, in der du nicht mehr vor
der alten, ſo wohlbekannten Staffeley ſitzeſt,
eine Zeit, wo du in all die Herrlichkeit hinein¬
leben darfſt und immer mehr ſehn, mehr erfah¬
ren, nie aufwachen, wie es dir jezt wohl ge¬
ſchieht
, wenn du ſo zu Zeiten von Italien
träumſt; — ach, wo, wo, bekömmſt du
Sinne, Gefühl genug her, um alles treu
und wahr, lebendig und urkräftig aufzufaſ¬
ſen? — Und dann war es, als wenn ſich
Herz und Geiſt innerlich ausdehnten und
wie mit Armen jene zukünftige Zeit erha¬
ſchen, an ſich reiſſen wollten — und
nun —

Und nun Franz?

Kann ich es dir ſagen? antwortete je¬

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[11/0022] nommen, daß ich zuweilen nicht wußte, wo ich war, wenn ich wieder auf ſah. Und das alles ſoll würklich werden! rief ich dann manchmal aus, es ſoll eine Zeit geben kön¬ nen, ſie naht ſich, in der du nicht mehr vor der alten, ſo wohlbekannten Staffeley ſitzeſt, eine Zeit, wo du in all die Herrlichkeit hinein¬ leben darfſt und immer mehr ſehn, mehr erfah¬ ren, nie aufwachen, wie es dir jezt wohl ge¬ ſchieht, wenn du ſo zu Zeiten von Italien träumſt; — ach, wo, wo, bekömmſt du Sinne, Gefühl genug her, um alles treu und wahr, lebendig und urkräftig aufzufaſ¬ ſen? — Und dann war es, als wenn ſich Herz und Geiſt innerlich ausdehnten und wie mit Armen jene zukünftige Zeit erha¬ ſchen, an ſich reiſſen wollten — und nun — Und nun Franz? Kann ich es dir ſagen? antwortete je¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/22>, abgerufen am 29.03.2024.