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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Eltern, Schwester, Bruder, Freund,
Auch vielleicht das Liebchen weint,
Laß sie weinen, traurig und froh
Wechselt das Leben bald so bald so
Nimmer ohne Ach! und O!
Heimath bleibt dir treu und bieder,
Kehrst du nur als Treuer wieder,
Reisen und Scheiden
Bringt des Wiedersehens Freuden.

Franz hatte sich in's hohe Gras gesetzt
und sang die lezten Verse inbrünstig mit, er
stand auf und sie kamen an die Stelle wo
Sebastian hatte umkehren wollen.

Grüße noch einmal! rief Franz aus! al¬
le, die mich kennen und lebe du recht wohl.

Und du gehst nun? fragte Sebastian.
Muß ich denn nun ohne dich umkehren?

Sie hielten sich beide fest umschloßen.
Ach nur eins noch! rief Sebastian aus, es
quält mich gar zu sehr und ich kann dich so
nicht lassen.

B
Eltern, Schweſter, Bruder, Freund,
Auch vielleicht das Liebchen weint,
Laß ſie weinen, traurig und froh
Wechſelt das Leben bald ſo bald ſo
Nimmer ohne Ach! und O!
Heimath bleibt dir treu und bieder,
Kehrſt du nur als Treuer wieder,
Reiſen und Scheiden
Bringt des Wiederſehens Freuden.

Franz hatte ſich in's hohe Gras geſetzt
und ſang die lezten Verſe inbrünſtig mit, er
ſtand auf und ſie kamen an die Stelle wo
Sebaſtian hatte umkehren wollen.

Grüße noch einmal! rief Franz aus! al¬
le, die mich kennen und lebe du recht wohl.

Und du gehſt nun? fragte Sebaſtian.
Muß ich denn nun ohne dich umkehren?

Sie hielten ſich beide feſt umſchloßen.
Ach nur eins noch! rief Sebaſtian aus, es
quält mich gar zu ſehr und ich kann dich ſo
nicht laſſen.

B
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[17/0028] Eltern, Schweſter, Bruder, Freund, Auch vielleicht das Liebchen weint, Laß ſie weinen, traurig und froh Wechſelt das Leben bald ſo bald ſo Nimmer ohne Ach! und O! Heimath bleibt dir treu und bieder, Kehrſt du nur als Treuer wieder, Reiſen und Scheiden Bringt des Wiederſehens Freuden. Franz hatte ſich in's hohe Gras geſetzt und ſang die lezten Verſe inbrünſtig mit, er ſtand auf und ſie kamen an die Stelle wo Sebaſtian hatte umkehren wollen. Grüße noch einmal! rief Franz aus! al¬ le, die mich kennen und lebe du recht wohl. Und du gehſt nun? fragte Sebaſtian. Muß ich denn nun ohne dich umkehren? Sie hielten ſich beide feſt umſchloßen. Ach nur eins noch! rief Sebaſtian aus, es quält mich gar zu ſehr und ich kann dich ſo nicht laſſen. B

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/28>, abgerufen am 29.03.2024.