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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Viertes Capitel.

Die große Handelsthätigkeit in Antwerpen
war für Franz ein ganz neues Schauspiel.
Es kam ihm wunderbar vor, wie sich hier
die Menschen unter einander verliefen, wie
sie ein ewig bewegtes Meer darstellten, und
jeglicher nur seinen Vortheil vor Augen hat¬
te. Hier fiel ihm kein Kunstgedanke ein,
ja wenn er die Menge der großen Schiffe
sah, die Betriebsamkeit, Geld zu gewinnen,
die Spannung aller Gemüther auf den
Handel, die Versammlungen auf der Börse,
so kam es ihm als etwas Unmögliches vor,
daß einer von diesen sich der stillen Kunst
ergeben solle. Er hörte nur immer, welche
Schiffe gekommen und abgegangen waren,
die Namen der vornehmsten Kaufleute wa¬
ren jedem Knaben geläufig, auf allen Spa¬

Viertes Capitel.

Die große Handelsthätigkeit in Antwerpen
war für Franz ein ganz neues Schauſpiel.
Es kam ihm wunderbar vor, wie ſich hier
die Menſchen unter einander verliefen, wie
ſie ein ewig bewegtes Meer darſtellten, und
jeglicher nur ſeinen Vortheil vor Augen hat¬
te. Hier fiel ihm kein Kunſtgedanke ein,
ja wenn er die Menge der großen Schiffe
ſah, die Betriebſamkeit, Geld zu gewinnen,
die Spannung aller Gemüther auf den
Handel, die Verſammlungen auf der Börſe,
ſo kam es ihm als etwas Unmögliches vor,
daß einer von dieſen ſich der ſtillen Kunſt
ergeben ſolle. Er hörte nur immer, welche
Schiffe gekommen und abgegangen waren,
die Namen der vornehmſten Kaufleute wa¬
ren jedem Knaben geläufig, auf allen Spa¬

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[332/0343] Viertes Capitel. Die große Handelsthätigkeit in Antwerpen war für Franz ein ganz neues Schauſpiel. Es kam ihm wunderbar vor, wie ſich hier die Menſchen unter einander verliefen, wie ſie ein ewig bewegtes Meer darſtellten, und jeglicher nur ſeinen Vortheil vor Augen hat¬ te. Hier fiel ihm kein Kunſtgedanke ein, ja wenn er die Menge der großen Schiffe ſah, die Betriebſamkeit, Geld zu gewinnen, die Spannung aller Gemüther auf den Handel, die Verſammlungen auf der Börſe, ſo kam es ihm als etwas Unmögliches vor, daß einer von dieſen ſich der ſtillen Kunſt ergeben ſolle. Er hörte nur immer, welche Schiffe gekommen und abgegangen waren, die Namen der vornehmſten Kaufleute wa¬ ren jedem Knaben geläufig, auf allen Spa¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/343>, abgerufen am 28.03.2024.