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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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ziergängen setzten die Handelsleute ihre
kaufmännischen Gespräche und Spekulatio¬
nen fort. Franz ward von diesem neuen
Anblicke des Lebens zu betäubt, als daß er
ihn hätte niederschlagen können.

Vansen lebte hier als ein Kaufmann
vom zweiten oder dritten Range, der nur
unbedeutende Geschäffte machte, der in der
Stadt selbst nur wenig bekannt war, sich
aber durch Aufmerksamkeit und Sparsam¬
keit ein ziemliches Vermögen gesammelt hat¬
te. Sternbald suchte ihn bald auf, und das
Haus seines neuen Freundes war ihm wie
ein Schutzort, wie ein stilles Asyl gegen das
tobende Gewühl der Stadt. Vansen wohn¬
te etwas abseits, ein kleiner Garten war
hinter seinem Hause; dabei sprach er nur
selten von seinen kaufmännischen Geschäf¬
ten, und hatte nicht die Eitelkeit, andern
die nichts davon begriffen, seine Spekula¬

ziergängen ſetzten die Handelsleute ihre
kaufmänniſchen Geſpräche und Spekulatio¬
nen fort. Franz ward von dieſem neuen
Anblicke des Lebens zu betäubt, als daß er
ihn hätte niederſchlagen können.

Vanſen lebte hier als ein Kaufmann
vom zweiten oder dritten Range, der nur
unbedeutende Geſchäffte machte, der in der
Stadt ſelbſt nur wenig bekannt war, ſich
aber durch Aufmerkſamkeit und Sparſam¬
keit ein ziemliches Vermögen geſammelt hat¬
te. Sternbald ſuchte ihn bald auf, und das
Haus ſeines neuen Freundes war ihm wie
ein Schutzort, wie ein ſtilles Aſyl gegen das
tobende Gewühl der Stadt. Vanſen wohn¬
te etwas abſeits, ein kleiner Garten war
hinter ſeinem Hauſe; dabei ſprach er nur
ſelten von ſeinen kaufmänniſchen Geſchäf¬
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die nichts davon begriffen, ſeine Spekula¬

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[333/0344] ziergängen ſetzten die Handelsleute ihre kaufmänniſchen Geſpräche und Spekulatio¬ nen fort. Franz ward von dieſem neuen Anblicke des Lebens zu betäubt, als daß er ihn hätte niederſchlagen können. Vanſen lebte hier als ein Kaufmann vom zweiten oder dritten Range, der nur unbedeutende Geſchäffte machte, der in der Stadt ſelbſt nur wenig bekannt war, ſich aber durch Aufmerkſamkeit und Sparſam¬ keit ein ziemliches Vermögen geſammelt hat¬ te. Sternbald ſuchte ihn bald auf, und das Haus ſeines neuen Freundes war ihm wie ein Schutzort, wie ein ſtilles Aſyl gegen das tobende Gewühl der Stadt. Vanſen wohn¬ te etwas abſeits, ein kleiner Garten war hinter ſeinem Hauſe; dabei ſprach er nur ſelten von ſeinen kaufmänniſchen Geſchäf¬ ten, und hatte nicht die Eitelkeit, andern die nichts davon begriffen, ſeine Spekula¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/344>, abgerufen am 25.04.2024.