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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Tausende herausraffen, was ein jeder be¬
darf.

Leute zogen mit Bildern umher, die sie
erklärten, und zu denen sich eine Menge
Volks versammelte. Es waren schlechte,
grobe Figuren auf Leinwand gemahlt. Das
eine war die Geschichte eines Handwerkers,
der auf seiner Wanderschaft den Seeräubern
in die Hände gerathen war, und in Algier
schmähliche Sklavendienste hatte thun müs¬
sen. Er war dargestellt, wie er mit andern
Christen im Garten den Pflug ziehen mußte,
und sein Aufseher ihn mit einer fürchterlichen
Geißel dazu antrieb. Eine zweite Vorstel¬
lung war das Bild eines seltsamlichen Un¬
geheuers, von dem der Erklärer behauptete,
daß es jüngst in der mittelländischen See
gefangen sey. Es hatte einen Menschenkopf
und einen Panzer auf der Brust, seine Füße
waren wie Hände gebildet und große Flo߬

Tauſende herausraffen, was ein jeder be¬
darf.

Leute zogen mit Bildern umher, die ſie
erklärten, und zu denen ſich eine Menge
Volks verſammelte. Es waren ſchlechte,
grobe Figuren auf Leinwand gemahlt. Das
eine war die Geſchichte eines Handwerkers,
der auf ſeiner Wanderſchaft den Seeräubern
in die Hände gerathen war, und in Algier
ſchmähliche Sklavendienſte hatte thun müſ¬
ſen. Er war dargeſtellt, wie er mit andern
Chriſten im Garten den Pflug ziehen mußte,
und ſein Aufſeher ihn mit einer fürchterlichen
Geißel dazu antrieb. Eine zweite Vorſtel¬
lung war das Bild eines ſeltſamlichen Un¬
geheuers, von dem der Erklärer behauptete,
daß es jüngſt in der mittelländiſchen See
gefangen ſey. Es hatte einen Menſchenkopf
und einen Panzer auf der Bruſt, ſeine Füße
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[285/0293] Tauſende herausraffen, was ein jeder be¬ darf. Leute zogen mit Bildern umher, die ſie erklärten, und zu denen ſich eine Menge Volks verſammelte. Es waren ſchlechte, grobe Figuren auf Leinwand gemahlt. Das eine war die Geſchichte eines Handwerkers, der auf ſeiner Wanderſchaft den Seeräubern in die Hände gerathen war, und in Algier ſchmähliche Sklavendienſte hatte thun müſ¬ ſen. Er war dargeſtellt, wie er mit andern Chriſten im Garten den Pflug ziehen mußte, und ſein Aufſeher ihn mit einer fürchterlichen Geißel dazu antrieb. Eine zweite Vorſtel¬ lung war das Bild eines ſeltſamlichen Un¬ geheuers, von dem der Erklärer behauptete, daß es jüngſt in der mittelländiſchen See gefangen ſey. Es hatte einen Menſchenkopf und einen Panzer auf der Bruſt, ſeine Füße waren wie Hände gebildet und große Flo߬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/293>, abgerufen am 25.04.2024.