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Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913.

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ABENDMUSE
Ans Blumenfenster wieder kehrt des Kirchturms Schatten
Und Goldnes. Die heiße Stirn verglüht in Ruh und Schweigen.
Ein Brunnen fällt im Dunkel von Kastanienzweigen --
Da fühlst du: es ist gut! in schmerzlichem Ermatten.
Der Markt ist leer von Sommerfrüchten und Gewinden.
Einträchtig stimmt der Tore schwärzliches Gepränge.
In einem Garten tönen sanften Spieles Klänge,
Wo Freunde nach dem Mahle sich zusammenfinden.
Des weißen Magiers Märchen lauscht die Seele gerne.
Rund saust das Korn, das Mäher nachmittags geschnitten.
Geduldig schweigt das harte Leben in den Hütten;
Der Kühe linden Schlaf bescheint die Stallaterne.
Von Lüften trunken sinken balde ein die Lider
Und öffnen leise sich zu fremden Sternenzeichen.
Endymion taucht aus dem Dunkel alter Eichen
Und beugt sich über trauervolle Wasser nieder.
ABENDMUSE
Ans Blumenfenster wieder kehrt des Kirchturms Schatten
Und Goldnes. Die heiße Stirn verglüht in Ruh und Schweigen.
Ein Brunnen fällt im Dunkel von Kastanienzweigen —
Da fühlst du: es ist gut! in schmerzlichem Ermatten.
Der Markt ist leer von Sommerfrüchten und Gewinden.
Einträchtig stimmt der Tore schwärzliches Gepränge.
In einem Garten tönen sanften Spieles Klänge,
Wo Freunde nach dem Mahle sich zusammenfinden.
Des weißen Magiers Märchen lauscht die Seele gerne.
Rund saust das Korn, das Mäher nachmittags geschnitten.
Geduldig schweigt das harte Leben in den Hütten;
Der Kühe linden Schlaf bescheint die Stallaterne.
Von Lüften trunken sinken balde ein die Lider
Und öffnen leise sich zu fremden Sternenzeichen.
Endymion taucht aus dem Dunkel alter Eichen
Und beugt sich über trauervolle Wasser nieder.
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[20/0018] ABENDMUSE Ans Blumenfenster wieder kehrt des Kirchturms Schatten Und Goldnes. Die heiße Stirn verglüht in Ruh und Schweigen. Ein Brunnen fällt im Dunkel von Kastanienzweigen — Da fühlst du: es ist gut! in schmerzlichem Ermatten. Der Markt ist leer von Sommerfrüchten und Gewinden. Einträchtig stimmt der Tore schwärzliches Gepränge. In einem Garten tönen sanften Spieles Klänge, Wo Freunde nach dem Mahle sich zusammenfinden. Des weißen Magiers Märchen lauscht die Seele gerne. Rund saust das Korn, das Mäher nachmittags geschnitten. Geduldig schweigt das harte Leben in den Hütten; Der Kühe linden Schlaf bescheint die Stallaterne. Von Lüften trunken sinken balde ein die Lider Und öffnen leise sich zu fremden Sternenzeichen. Endymion taucht aus dem Dunkel alter Eichen Und beugt sich über trauervolle Wasser nieder.

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Zitationshilfe: Trakl, Georg: Gedichte. Leipzig, 1913, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trakl_gedichte_1913/18>, abgerufen am 18.04.2024.