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Treitschke, Heinrich von: Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert. Bd. 4: Bis zum Tode König Friedrich Wilhelms III. Leipzig, 1889.

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IV. 6. Der Deutsche Zollverein.
er entstand gleichzeitig in vielen Köpfen unter dem Drucke der Noth des
Vaterlandes; daß der Gedanke Fleisch und Blut gewann, war allein Preu-
ßens Werk, war das Verdienst von Eichhorn, Motz und Maassen und
nicht zuletzt das Verdienst des Königs. Nicht die Anstandspflicht monar-
chischer Staatssitten, sondern die Pflicht historischer Gerechtigkeit nöthigt
zu dem Urtheil, daß nur das feste Vertrauen auf Friedrich Wilhelm's
unverbrüchliche Treue die deutschen Fürsten bewegen konnte ihre Souve-
ränität freiwillig zu beschränken. Eben die anspruchslose Schlichtheit seines
Wesens, welche diesen Hohenzollern in den wilden napoleonischen Tagen
so oft kleinmüthig erscheinen ließ, befähigte ihn in stiller Zeit den Samen
einer großen Zukunft auszustreuen. --


IV. 6. Der Deutſche Zollverein.
er entſtand gleichzeitig in vielen Köpfen unter dem Drucke der Noth des
Vaterlandes; daß der Gedanke Fleiſch und Blut gewann, war allein Preu-
ßens Werk, war das Verdienſt von Eichhorn, Motz und Maaſſen und
nicht zuletzt das Verdienſt des Königs. Nicht die Anſtandspflicht monar-
chiſcher Staatsſitten, ſondern die Pflicht hiſtoriſcher Gerechtigkeit nöthigt
zu dem Urtheil, daß nur das feſte Vertrauen auf Friedrich Wilhelm’s
unverbrüchliche Treue die deutſchen Fürſten bewegen konnte ihre Souve-
ränität freiwillig zu beſchränken. Eben die anſpruchsloſe Schlichtheit ſeines
Weſens, welche dieſen Hohenzollern in den wilden napoleoniſchen Tagen
ſo oft kleinmüthig erſcheinen ließ, befähigte ihn in ſtiller Zeit den Samen
einer großen Zukunft auszuſtreuen. —


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[406/0420] IV. 6. Der Deutſche Zollverein. er entſtand gleichzeitig in vielen Köpfen unter dem Drucke der Noth des Vaterlandes; daß der Gedanke Fleiſch und Blut gewann, war allein Preu- ßens Werk, war das Verdienſt von Eichhorn, Motz und Maaſſen und nicht zuletzt das Verdienſt des Königs. Nicht die Anſtandspflicht monar- chiſcher Staatsſitten, ſondern die Pflicht hiſtoriſcher Gerechtigkeit nöthigt zu dem Urtheil, daß nur das feſte Vertrauen auf Friedrich Wilhelm’s unverbrüchliche Treue die deutſchen Fürſten bewegen konnte ihre Souve- ränität freiwillig zu beſchränken. Eben die anſpruchsloſe Schlichtheit ſeines Weſens, welche dieſen Hohenzollern in den wilden napoleoniſchen Tagen ſo oft kleinmüthig erſcheinen ließ, befähigte ihn in ſtiller Zeit den Samen einer großen Zukunft auszuſtreuen. —

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Zitationshilfe: Treitschke, Heinrich von: Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert. Bd. 4: Bis zum Tode König Friedrich Wilhelms III. Leipzig, 1889, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treitschke_geschichte04_1889/420>, abgerufen am 25.04.2024.