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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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die Seelenwanderung des Pythagoras für das geisti-
ge seyn würde.

Jeder lebende Organismus steigt also in einer
gewissen Form des Lebens von der vita minima her-
auf zur vita maxima, und kehrt zurück zur vita
minima, und beginnet und vollendet hierauf diesen
Kreislauf in einer andern Form des Lebens.

Wir müssen folglich in diesem System mit
Needham und Büffon gewisse Formen des Lebens
annehmen, worin alle lebende Organismen, sowohl
der Schimmel und das kleinste Insekt, als die Eiche
und der Mensch nach dem Tode übergehen,

- - - - defunctaque corpora vita
Magnanimum heroum, pueri innuptaeque puellae,
Impositique rogis iuuenes ante ora parentum.

Die lebende Materie muss daher an sich formlos,
und jeder Form des Lebens fähig seyn. Eine be-
stimmte Form muss sie nur durch die Verbindung
mit Stoffen der todten Natur erhalten, und jene
Form muss verschieden seyn nach der Verschieden-
heit dieser Stoffe.

Eine andere Folgerung aus der obigen Voraus-
setzung ist, dass die Gleichförmigkeit der Reaktio-
nen des lebenden Organismus bey ungleichen äus-
sern Einwirkungen in diesem System nicht, wie in
dem vorigen, von einer Entziehung der Lebens-
kraft abgeleitet werden kann, sondern in einer

durch

die Seelenwanderung des Pythagoras für das geisti-
ge seyn würde.

Jeder lebende Organismus steigt also in einer
gewissen Form des Lebens von der vita minima her-
auf zur vita maxima, und kehrt zurück zur vita
minima, und beginnet und vollendet hierauf diesen
Kreislauf in einer andern Form des Lebens.

Wir müssen folglich in diesem System mit
Needham und Büffon gewisse Formen des Lebens
annehmen, worin alle lebende Organismen, sowohl
der Schimmel und das kleinste Insekt, als die Eiche
und der Mensch nach dem Tode übergehen,

‒ ‒ ‒ ‒ defunctaque corpora vita
Magnanimum heroum, pueri innuptaeque puellae,
Impositique rogis iuuenes ante ora parentum.

Die lebende Materie muſs daher an sich formlos,
und jeder Form des Lebens fähig seyn. Eine be-
stimmte Form muſs sie nur durch die Verbindung
mit Stoffen der todten Natur erhalten, und jene
Form muſs verschieden seyn nach der Verschieden-
heit dieser Stoffe.

Eine andere Folgerung aus der obigen Voraus-
setzung ist, daſs die Gleichförmigkeit der Reaktio-
nen des lebenden Organismus bey ungleichen äus-
sern Einwirkungen in diesem System nicht, wie in
dem vorigen, von einer Entziehung der Lebens-
kraft abgeleitet werden kann, sondern in einer

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[98/0118] die Seelenwanderung des Pythagoras für das geisti- ge seyn würde. Jeder lebende Organismus steigt also in einer gewissen Form des Lebens von der vita minima her- auf zur vita maxima, und kehrt zurück zur vita minima, und beginnet und vollendet hierauf diesen Kreislauf in einer andern Form des Lebens. Wir müssen folglich in diesem System mit Needham und Büffon gewisse Formen des Lebens annehmen, worin alle lebende Organismen, sowohl der Schimmel und das kleinste Insekt, als die Eiche und der Mensch nach dem Tode übergehen, ‒ ‒ ‒ ‒ defunctaque corpora vita Magnanimum heroum, pueri innuptaeque puellae, Impositique rogis iuuenes ante ora parentum. Die lebende Materie muſs daher an sich formlos, und jeder Form des Lebens fähig seyn. Eine be- stimmte Form muſs sie nur durch die Verbindung mit Stoffen der todten Natur erhalten, und jene Form muſs verschieden seyn nach der Verschieden- heit dieser Stoffe. Eine andere Folgerung aus der obigen Voraus- setzung ist, daſs die Gleichförmigkeit der Reaktio- nen des lebenden Organismus bey ungleichen äus- sern Einwirkungen in diesem System nicht, wie in dem vorigen, von einer Entziehung der Lebens- kraft abgeleitet werden kann, sondern in einer durch

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/118>, abgerufen am 19.04.2024.