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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802.

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ihrem Entstehen an bis zu einer gewissen Periode
an Masse, an Regularität und an ungleichartigen
Theilen zunehmen, und, sobald sie eine gewisse
Stufe der Ausbildung erreicht haben, wieder ein-
schrumpfen, zerfliessen und vermodern. Aber sie
könnten darum doch, wie auch einige Schriftsteller
behauptet haben, blos Produkte und Wohnungen
kleiner Thierarten seyn.

Mit völliger Gewissheit können wir aber einen
Körper in die Reihe der lebenden setzen, wenn
wir neben jenen Merkmalen noch das der Fortpflan-
zung des Geschlechts bey ihm antreffen. Dieses
finden wir, wie in der Folge erhellen wird, bey
den Pilzen, und darum gehören dieselben, man-
cher Erscheinungen ohngeachtet, wodurch sie sich
von den übrigen lebenden Körpern unterscheiden,
doch zu der Zahl derselben. Wir finden dieses,
wie ebenfalls in der Folge gezeigt werden wird,
bey den Infusionsthieren, und auch diese sind also
eben sowohl lebende Körper, als der Mensch, der
Wallfisch und der Adler, obgleich ihre Fortpflan-
zungsweise von der der letztern ganz verschieden
ist, obgleich sie einer Hitze widerstehen, welche
diese und alle ähnliche Organismen tödten würde,
und mehrere andere Phänomene äussern, wodurch
sich Böffon (b) für berechtigt hielt, sie aus der
Zahl der lebenden Wesen auszuschliessen.



Zwey-
(b) Hist. nat. T. II.

ihrem Entstehen an bis zu einer gewissen Periode
an Masse, an Regularität und an ungleichartigen
Theilen zunehmen, und, sobald sie eine gewisse
Stufe der Ausbildung erreicht haben, wieder ein-
schrumpfen, zerfliessen und vermodern. Aber sie
könnten darum doch, wie auch einige Schriftsteller
behauptet haben, blos Produkte und Wohnungen
kleiner Thierarten seyn.

Mit völliger Gewiſsheit können wir aber einen
Körper in die Reihe der lebenden setzen, wenn
wir neben jenen Merkmalen noch das der Fortpflan-
zung des Geschlechts bey ihm antreffen. Dieses
finden wir, wie in der Folge erhellen wird, bey
den Pilzen, und darum gehören dieselben, man-
cher Erscheinungen ohngeachtet, wodurch sie sich
von den übrigen lebenden Körpern unterscheiden,
doch zu der Zahl derselben. Wir finden dieses,
wie ebenfalls in der Folge gezeigt werden wird,
bey den Infusionsthieren, und auch diese sind also
eben sowohl lebende Körper, als der Mensch, der
Wallfisch und der Adler, obgleich ihre Fortpflan-
zungsweise von der der letztern ganz verschieden
ist, obgleich sie einer Hitze widerstehen, welche
diese und alle ähnliche Organismen tödten würde,
und mehrere andere Phänomene äussern, wodurch
sich Böffon (b) für berechtigt hielt, sie aus der
Zahl der lebenden Wesen auszuschliessen.



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(b) Hist. nat. T. II.
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[159/0179] ihrem Entstehen an bis zu einer gewissen Periode an Masse, an Regularität und an ungleichartigen Theilen zunehmen, und, sobald sie eine gewisse Stufe der Ausbildung erreicht haben, wieder ein- schrumpfen, zerfliessen und vermodern. Aber sie könnten darum doch, wie auch einige Schriftsteller behauptet haben, blos Produkte und Wohnungen kleiner Thierarten seyn. Mit völliger Gewiſsheit können wir aber einen Körper in die Reihe der lebenden setzen, wenn wir neben jenen Merkmalen noch das der Fortpflan- zung des Geschlechts bey ihm antreffen. Dieses finden wir, wie in der Folge erhellen wird, bey den Pilzen, und darum gehören dieselben, man- cher Erscheinungen ohngeachtet, wodurch sie sich von den übrigen lebenden Körpern unterscheiden, doch zu der Zahl derselben. Wir finden dieses, wie ebenfalls in der Folge gezeigt werden wird, bey den Infusionsthieren, und auch diese sind also eben sowohl lebende Körper, als der Mensch, der Wallfisch und der Adler, obgleich ihre Fortpflan- zungsweise von der der letztern ganz verschieden ist, obgleich sie einer Hitze widerstehen, welche diese und alle ähnliche Organismen tödten würde, und mehrere andere Phänomene äussern, wodurch sich Böffon (b) für berechtigt hielt, sie aus der Zahl der lebenden Wesen auszuschliessen. Zwey- (b) Hist. nat. T. II.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 1. Göttingen, 1802, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie01_1802/179>, abgerufen am 24.04.2024.