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Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805.

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§. 5.

Von den drey bisherigen Gesetzen haben
wir das erste (§. 2.) schon in der Einleitung (c)
aus den Begriffen des Lebens und der Materie
abgeleitet. Ehe wir weiter gehen, ist es nö-
thig, auch die beyden letztern aus den Funda-
mentalsätzen der Biologie zu entwickeln. -- Fol-
gende Sätze sind es, woraus sich dieselben er-
klären lassen:

1) Die Receptivität für erregende Potenzen ist
verschieden sowohl in den verschiedenen Ar-
ten und Individuen der lebenden Körper,
als in den verschiedenen Theilen eines und
desselben Organismus.

Dieser Satz bedarf kaum einer Rechtferti-
gung. Die Wahrheit desselben erhellet schon
daraus, weil eine Verschiedenheit der Formen
des Lebens nur bey einer Verschiedenheit der
Receptivität für die Einwirkungen der Aussen-
welt denkbar ist. Sie erhellet auch aus dem
Antagonismus, den die verschiedenen Theile ei-
nes und desselben Körpers bey ihrem Wachsthu-
me gegen einander äussern. Nur die verschie-
dene Wirkungsart eines und desselben Reitzes
auf die verschiedenen Organe giebt eine befrie-
digende Erklärung dieses, sowohl aus Thatsa-

chen,
(c) Biol. Bd. 1. S. 71.
§. 5.

Von den drey bisherigen Gesetzen haben
wir das erste (§. 2.) schon in der Einleitung (c)
aus den Begriffen des Lebens und der Materie
abgeleitet. Ehe wir weiter gehen, ist es nö-
thig, auch die beyden letztern aus den Funda-
mentalsätzen der Biologie zu entwickeln. — Fol-
gende Sätze sind es, woraus sich dieselben er-
klären lassen:

1) Die Receptivität für erregende Potenzen ist
verschieden sowohl in den verschiedenen Ar-
ten und Individuen der lebenden Körper,
als in den verschiedenen Theilen eines und
desselben Organismus.

Dieser Satz bedarf kaum einer Rechtferti-
gung. Die Wahrheit desselben erhellet schon
daraus, weil eine Verschiedenheit der Formen
des Lebens nur bey einer Verschiedenheit der
Receptivität für die Einwirkungen der Aussen-
welt denkbar ist. Sie erhellet auch aus dem
Antagonismus, den die verschiedenen Theile ei-
nes und desselben Körpers bey ihrem Wachsthu-
me gegen einander äussern. Nur die verschie-
dene Wirkungsart eines und desselben Reitzes
auf die verschiedenen Organe giebt eine befrie-
digende Erklärung dieses, sowohl aus Thatsa-

chen,
(c) Biol. Bd. 1. S. 71.
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[573/0583] §. 5. Von den drey bisherigen Gesetzen haben wir das erste (§. 2.) schon in der Einleitung (c) aus den Begriffen des Lebens und der Materie abgeleitet. Ehe wir weiter gehen, ist es nö- thig, auch die beyden letztern aus den Funda- mentalsätzen der Biologie zu entwickeln. — Fol- gende Sätze sind es, woraus sich dieselben er- klären lassen: 1) Die Receptivität für erregende Potenzen ist verschieden sowohl in den verschiedenen Ar- ten und Individuen der lebenden Körper, als in den verschiedenen Theilen eines und desselben Organismus. Dieser Satz bedarf kaum einer Rechtferti- gung. Die Wahrheit desselben erhellet schon daraus, weil eine Verschiedenheit der Formen des Lebens nur bey einer Verschiedenheit der Receptivität für die Einwirkungen der Aussen- welt denkbar ist. Sie erhellet auch aus dem Antagonismus, den die verschiedenen Theile ei- nes und desselben Körpers bey ihrem Wachsthu- me gegen einander äussern. Nur die verschie- dene Wirkungsart eines und desselben Reitzes auf die verschiedenen Organe giebt eine befrie- digende Erklärung dieses, sowohl aus Thatsa- chen, (c) Biol. Bd. 1. S. 71.

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Zitationshilfe: Treviranus, Gottfried Reinhold: Biologie, oder Philosophie der lebenden Natur für Naturforscher und Ärzte. Bd. 3. Göttingen, 1805, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/treviranus_biologie03_1805/583>, abgerufen am 29.03.2024.